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Menschen -> Familie Eugen Berl in St. Wendel -> Die Briefe

(1)

6. 11. 40

Meine Lieben,

Mein liebes, gutes Kind!

Seit 22. Oktober bin ich hier, es ist ein großes Unglück über uns gekommen, hoffentlich ertrage ich es, wir liegen auf Stroh und mit den Kleidern. Es sind schon Leute hier fort, die von den Angehörigen angefordert waren, tue, liebes Kind, was du kannst, schreibe an Bonem, Daniel, Rothschild, sie sollen helfen. Innerhalb 36 (Zahl schwer lesbar) Stunden mußte mein Heim verlassen, morgens um 7 bin geholt worden, Frl. Bruch, Frau Reuter haben mich angezogen, statt Kleider haben sie mir Bettwäsche eingepackt, wenn ihr könnt, sendet mir Lebensmittel, Geld, es ist mir sehr schwer, Euch, meine Lieben, darum zu bitten. Du, mein liebes Kind, kennst mich ja, es ist gut, daß unser guter Vater nicht weiß, wie man für mich gesorgt hat. Hier ist Saargebiet-Pfalz-Baden. Liebes Kind, sende mir die Adressen von U.S.A., ich habe alles zurücklassen müssen mit allen meinen schönen Sachen, die ich so in Ehren hielt, um niemand zur Last zu fallen, und jetzt stehe ich vor einem Nichts. Ob ich es ertrage mit meinen Kräften? An Onkel Lothar habe auch um Lebensmittel gebeten und Zahnbürste u.s.w.

Ein namenloses Elend, hoffentlich geht es Dir gut, sei ohne Sorge, die Franzosen tun, was sie können, schreibe mir gleich Antwort, ich bin ohne Post in Sorge, meine Nerven versagen, wenn der Abend kommt. Ihr seid doch unterrichtet durch den Radio. Die lb. Irma ist zu Hause, innige Küsse Deine Mutti.

(Einzelseite im gleichen Format, vermutlich Teil eines weiteren Briefs aus derselben Zeit)

Wer hat an ein solches Unglück gedacht, leider bin ich allein, eben habe mit Frau Weißmann an Tante Paula um Lebensmittel geschrieben, erstere reisen in Kürze nach Argentinien, ihre Papiere sind fertig. Viele Leute sind von ihren Kindern schon angefordert worden. Du, lb. Kind, weißt ja, wo Fritz Salm gewesen ist. Wer hier im unbesetzten Gebiet Verwandte hat, und dieselben bürgen, dürfen herraus. Ich bin wie immer im Leben bei den trauernden Hinterbliebenen. Liebes Kind, tue was du kannst, schreibe auch für mich an Berta Herz, sie soll sich mit dem Comittee (des Délégations Juives) in Verbindung setzen, auf Deinem Atlas kannst Du nachsehen wo ich mich be(finde) …

(Fortsetzung fehlt)

 

 

(2)

22. 4. 41

Erna Berl, Camp de Gurs, Ilot I, Baraque 17, B(oîte) P(ostale), France

Meine Lieben! mein liebes Fritzelein! Gestern erhielt ich Euren lb. Brief vom 5. 12. 40, und ich muß schon sagen, ich war den ganzen Tag kopflos. Ist es seit Juni die erste Post, die ich von Euch, meine Lieben, und von Dir, mein Liebling, erhalte. Natürlich nehme ich an, dass Du verschiedene Post inzwischen von mir erhalten hast, einige Male sandte Dir ab St. Wendel 25 Mark über das Deutsche Rote Kreuz. Da von hier aus keine Möglichkeit bestand, hat Onkel Lothar versucht Dir Post zu über-mitteln. Deinen vielmehr Eueren lb. Brief vom 22. Juni erhielt ich hier im Camp, den mir Onkel gleich nach hier sandte. Als wir kaum hier waren, kamen die Belgier, nur Herren, darunter auch Gustav Stern, der aber von hier schon fort ist. Ich erfuhr dann, dass Tante Paula, Clemans u.s.w. in Limoges wohnen, und habe ich dieselben gebeten, Dir, mein liebes Kind, von Dr. Weinmann aus U.S.A. schreiben zu lassen. Das Trauerspiel, das sich im Anfang hier vollzogen hat, will ich nicht mehr wiederholen, das eine Wort sagt Alles. In meiner großen Not hat man Adressen ausfindig gemacht und so wandte ich mich an die Eltern von Meta Fränkel in Montpellier, die ich um etwas Wäsche gebeten habe. Leider konnten sie wenig schicken, ein Herr Biery aus St. Wendel legte mir einige Lebensmittel bei. Die Leute haben alle selbst Angehörige hier im Camp. Die Menschen waren alle kopflos, und heute sind deren viele, die die Nerven verloren haben. Du, lb. Max, schreibst mir: „Kopf hoch“, ich glaube, du bist über unsere Lage genügend orientiert, wenn ich auch manche Tage die Nerven verliere, so sage ich mir selbst: es muß doch auch mal anders werden. Zwar sind die Aus-sichten sehr trübe. Dass ich manche Tage verzweifelt bin, werdet Ihr wohl verstehen können, denn ich habe doch vorerst keine Aussicht aus dem Camp zu kommen. Täglich werden Leute libriert (freigelassen), wer soll mir dazu das Geld stellen, und so muß ich mich in mein Schicksal fügen. Die Lagerkrankheit im Winter habe überstanden, und mit Gottes Hilfe werde ich doch gesund bleiben. Zwar bin ich sehr, sehr schlank geworden, aber das ist nicht schlimm. Man hat immer Hunger. Die Franzosen sind gut, es gehört aber allerhand dazu, die vielen Menschen zu sättigen. Ich freue mich, dass es Euch, meine Lieben, gut geht und Du, mein Liebling, so fleißig bist, mache Dir nur keine unnützen Sorgen, ich schreibe jetzt oft, denn ich darf nur einen Bogen schreiben. Frau Fränkel gab mir die Adresse von Familie Schrimmer an, die mir schon einige Male kleine Liebesgaben zum essen sandten, leider können die Leute nicht viel senden. Man ist mit jedem Stückchen Brot dankbar. Schreibe doch bitte Tante Selma einmal meine Lage. Die lb. Irma schrieb mir an Onkel Lothar einige Zeilen, seit Weihnachten habe nichts mehr gehört, ein avisiertes Paket durfte scheinbar nicht durchlaufen. Die Post geht leider nicht mit Luftpost, es besteht keine Möglichkeit. Euch, meine Lieben, Dir, mein liebes Kind, innige Küsse, Deine dich liebende Mutti.

Die Grüße an Familie Emmel habe gleich nach Baraque 23 weitergeleitet.

(Am Rand:) Alfred war sehr lieb zu mir, er will tun, was in seinen Kräften steht.

 

 

(3) (Vordruck, ohne Hinweis auf die übermittelnde Organisation)

Demandeur – Anfragesteller – Enquirer: Berl Erna, Camp de Gurs, Ilot I Baraque 17,

Département Basses Pyrénées, France.

Message à transmettre – Mitteilung – Message (25 mots au maximum, nouvelles de caractère strictement personnel et familial – nicht über 25 Worte, nur persönliche Familiennachrichten – not over 25 words, family news of strictly personal character)

Meine Lieben! Briefe Juli, August gestern erhalten, Brief folgt, sehr kalt, soweit gesund, konsultierte Dr. Mayer Marpingen, besuchte mich, Heimatklänge. Hoffe Euch Lieben wohl. Küsse Mutti.

10. 2. 42

Destinataire – Empfänger – Addressee: Dr. Max Berl, Fritz, P.O.B. 472 Haifa, Palästina.

Datumstempel: 18 Fév. 1942

 

Réponse – Antwort – Reply

Message à renvoyer au demandeur –

Mitteilung an den Anfragesteller zurückzusenden –

Message to be returned to enquirer:

Liebe Mutti! Deinen Brief vom Mai erhalten. Sehr froh. Hatte Woche Ferien, gut ausgeruht.

 

Hoffentlich bleibst du gesund. Nimm kommende, schwere Tage hoffnungsvoll. Küsse

Fritz

25. Juli 1942

 

 

(4)

26. 3. 42

Meine Lieben! Mein lieber Fritzel! Nachdem mit einer Karte Euere lb. Briefe von Juli-August, November, Oktober bestätigt habe, will mich heute aufraffen und diesen avisierten Brief schreiben. Ich freue mich, dass es Euch allen gut geht. Im Gedanken bin ich immer bei Euch, und in den Nächten zieht die Vergangenheit stets an mir vorüber. Von der lb. Irma, Tante Rosa, Tante Sophie hatte vor Wochen Roten Kreuz-Brief, es gehe ihnen ordentlich. Was soll ich Euch von mir erzählen, Du, lb. Fritzel, möchtest gerne wissen, wie es so hier ist. Ja, mein lb. Kind, es würde zu weit führen, diesen Lebenslauf zu schildern. Ich bin manche Tage der Verzweiflung nahe, und wenn es nicht einige liebe Menschen geben würde, dann wäre es mir schon sehr schlecht gegangen. Jetzt bin ich 2 Monate dem Secours-National zugeteilt, da bekomme ich Nachmittag um 5 Uhr eine Suppe, Erbsenbrei, etwas Marmelade und ein Stück Ceks. Die Karte läuft bis 25. April. Ich bin glücklich damit, da ich nur noch 82 Pfund wiege. Das sagt Euch, meine Lieben, Alles. Die Franzosen sind gut, wo soll das Essen für alle Menschen herkommen. Von Tante Paula sowie Schrimmer habe seit 2 Monaten nichts gehört, ich hoffe doch bald auf ein Päckchen. Gestern erhielt nach 15 Monaten ein Päckchen von Berthold Sender aus Riberac mit 6 Eier, 1 Döschen Sülze, einige Karotten, die ich mir gleich auf einem Öfchen, aus einer Conserven-Dose gearbeitet, gleich gekocht habe, mit einem Bouillon-Würfel, auch ohne Fett, mit etwas Ölersatz hat es mir gut geschmeckt. Dann bekam ich vor 8 Tagen aus Marseille ein Päckchen mit 1 Paar (sehr) getragenen Schuhen Gr. 40, ein Stück Brot und etwas Paste, die nicht mehr gut war, von einer Familie Nathan, Freunde von Lion aus Tholey. Ich habe mich satt geweint, und war glücklich mit den Schuhen und dem Brot. Meine Beine tragen kaum die Sabo(t)s mehr. Ein paar Schuhe habe im Koffer, die ich hier nicht tragen kann, und sollte ich das Glück haben, hier noch gesund herraus zu kommen, muß ich doch diese zum anziehen haben. Von Tante Jula, die wegen mir schlaflose Nächte gehabt haben will, höre nichts, es geht ihr sehr gut, sie schickt jeden Monat Bella 200 Fr., Pakete u.s.w. Das größte Leid hier ist der Lebenswandel von Bella, sie lebt mit einem verheirateten Mann, dessen Frau und Sohn in der Nähe von Lourdes wohnen. Ich habe Bella des öfteren von dem lb. Papa und der lb. Irma geschildert bekommen, aber ich muß Euch, meine Lieben, sagen, dass ich ihr gesagt habe, sie sei der Schandfleck der Familie. Ich rede kaum etwas mit ihr, habe mit dem Vater von Felix darüber und z.Zt. mit Gustav gesprochen, die mir sagten, es sei dies Alles nichts Neues. Es ist ja möglich, dass Tante Jula im Glauben ist, dass ich etwas von den Paketen bekomme oder Bella über mich etwas schrieb. Es soll dies meine größte Sorge sein, vis-a-vis liegen Spanierinnen, die sehr lieb zu mir sind, einige Worte verstehe ich, und ich werde diese Beiden auch nie in meinem Leben vergessen.

Schreibt viel und oft. An Onkel Lothar schreibe (ich) auch in den nächsten Tagen.

(Am Rand:) Ich schätze Euch, m. Lieben, Alle bei bester Gesundheit, ebenso hoffe den lb. Onkel (Lothar) auch wieder wohl. Herzl. Küsse Euch Allen Euere Mutti

 

 

(5)

(Stempel) Dr. Lothar Rothschild, Blumenrain 21, Basel

Herzliche Grüße und alles Gute Euer Loth

18. 4. 42 Meine Lieben, lieber Onkel Lothar!

Heute will mich ein Weilchen mit Euch unterhalten, obwohl ich jeden Tag auf einen Brief oder Roten-Kreuz-Zettel gewartet habe. Jetzt komme zu Dir lb. Onkel: ich danke Dir von ganzem Herzen für das schöne Paket, noch weiß ich nicht, wann ich einmal in der Lage sein werde, Dir einen Dank abstatten zu können. Aber hoffen wir zu Gott, dass auch dieser Tag einmal kommen möge. Man ist ja mit jeder Kleinigkeit zufrieden. Die Erbsen sind herrlich zur Suppe, die Aprikosen zu Compott, die Tomaten, Oliven, Sardinen schmecken sehr schön als Brotbelag, und zuletzt das Feigenbrot ein klein wenig vor dem schlafen gehen ist eine besondere Freude. Leider sind die Brot-Rationen sehr klein, es könnte aber Alles noch schlimmer sein. Man muss sich etwas zusetzen, um sein Leben zu erhalten. Du, lb. Fritzel, schriebest im November, ich solle Dir einmal erzählen, wie es hier ist. Das würde, da nur ein Bogen erlaubt ist, zu weit führen. Die Tage laufen schnell dahin, ich erledige die Post für die Baraque, man hat seine Wäsche und seine paar Brocken in Ordnung zu halten. Heute z.B. regnet es nur einmal, und ich muß mich aufraffen, einige Korrespondenz zu erledigen. Dann lerne etwas englisch und franz., das, da man nicht kräftig ist, nicht in den Kopf herrein will. Leider verläßt die Dame in Kürze mit den beiden Herrn Rabbiner das hiesige Camp. Gustav, ebenso Helene mit Mann sind schon über 1 Jahr in einem sehr guten Camp. Ich selbst habe mich schon oft bemüht, leider ohne Erfolg. Es ist eben sehr traurig, alleine im Leben zu stehen. Familie Emmel kommen in den nächsten Tagen zur Liberation, da ihr Gatte Künstler ist, kommen sie kostenlos weg. Im Übrigen kostet die Sache, deren Leitung ein Pastor hat (Abbé Alexandre Glasberg in Lyon), pro Tag 80 Fr., nebenbei muß eine Kaution von 36 000 Fr. gestellt sein. Tante Selma schrieb mir sehr lieb, endlich habe sie meine Adresse erfahren. Kurt sei sofort zu dem Herrn Konsul, sie würde mir Geld überweisen, es ist schon ½ Jahr her, leider habe bis heute nichts gehört. Ebenso von Familie Schrimmer seit Weihnachten nichts mehr. Tante Selma hatte Familie Schrimmer geschrieben. Und Tante Jula, ich weiß oft nicht was ich denken soll, ich werde mein Leben auch ohne dieselbe weiter fristen können. (Mit) Bella, deren Lebenswandel unter aller Würde ist, ist es mir unmöglich einen Verkehr zu pflegen, dies hätte nie geglaubt und kann ich heute den lb. Papa und Irma sowie Paul verstehen. Aber so war es schon immer. Tante Jula überweist ihr jeden Monat 250 Fr. Ich gönne es ihr, denn bis jetzt war ich noch nicht verlassen. Von dem lb. Alfred, der mir im Oktober 400 Fr. über die Quäker sandte, habe inzwischen nichts mehr gehört. Der Junge, der seine Eltern seit September drüben hat, macht sich um Leni, ob sie noch mit Familie in Siegburg ist, große Sorgen. Ein Roter Kreuzbrief der lb. Irma, Tante Rosa, Tante Sophie sagte mir, dass es ihnen gesundheitlich gut geht.

Und zum Schlusse, meine Lieben, mein liebes Fritzel, für heute innige Küsse Euere Euch l(iebende) Mutti.

Dir, lb. Onkel Lothar, besondere Grüße, und nochmaligen Dank.

Am Rand der Vorderseite:

Von Onkel Artur höre nichts mehr, Tante Clemans ist im Juli gestorben, Margritt in U.S.A.

Tante Paula schrieb mir dies, die leider im Dezember ihre beiden Brüder innerhalb 4 Wochen verloren hat. Der eine Bruder ist in Buffallo, wo er bei Dr. Wei(n)mann lebte, vom Auto überfahren worden.

 

 

(6)

27. Juli 1942

Meine Lieben! Ich glaube Eueren Roten-Kreuzbrief vom 9.3. beantwortet zu haben, ebenso Eure lb. Zeilen vom 6.2. Inzwischen habe auch einige Karten geschrieben, und ich warte sehnsüchtig auf einen ausführlichen Brief. Wie es mir ums Herz ist, will ich ja nicht schreiben, mit aller Kraft halte mich aufrecht, und mit meinem Leid muß alleine fertig werden. Eins verstehe ich nicht recht, dass so wenig Post bekomme. Es sind Leute hier, die schon von April und Mai Post bekommen haben, und dies stimmt mich immer sehr, sehr traurig. Hast Du, liebes Fritzel, so wenig Zeit, einen großen ausführlichen Brief zu schreiben? Es ist gut, dass Du nicht weißt, in welcher Lage ich mich befinde; aber dann muß ich Dir doch sagen, vielmehr Euch, meine Lieben, Allen, dass es doch viele Angehörige von hiesigen Leuten wissen. Von Tante Selma hatte einen großen, großen Brief, leider konnte sie mir noch nichts tun. Da ich die Post für die Baraque erledige, und die Mandate unterschreibe, habe Tante Selma geschrieben, dass Tante, ebenso Kurt, der mir so herzlich schrieb, mir über die Quäker Vichy Geld überweisen kann. Von dem lb. Alfred bin seit 26. Oktober ohne Nachricht, mit einer Anweisung, das ich im Dezember ausgezahlt bekam. Ich lebe so bescheiden, und hoffe zu Gott, dass ich weiter gesund bleibe. Die Kleinigkeiten, deren(twegen) ich den Arzt schon mal benötige, nehme gerne in Kauf. Und dann konsultiere den Arzt nur in dringenden Fällen.

Jeden Tag kommen Leute weg. Sehr viele nach U.S.A. Alle meine Bemühungen sind erfolglos geblieben. Scheinbar gibt es für mich kein rettender Engel. Familie Emmel sind schon einige Monate in einem Heim, es ist im Leben so, ich bin kein Glücks-Kind. Ich habe gehört, dass Familie Emmel und noch eine Menge kostenlos in einem katholischen Heim sind. Nur mit Beziehungen geht Alles, und dies ist hier wie überall. Ich habe mich jetzt auch bei der Assistance-Katholik (A. Catholique) als Arbeitende gemeldet, und werde selbst einmal an den Abbé in Lyon schreiben. Ich wiege noch 88 Pfund, das Dicke ist ja nur lästig, ja, mein liebes Kind, Du hast ja jetzt eine schlanke Mutti. Heute hatte von Familie Schrimmer einen sehr lieben Brief, darüber ich in Kürze ausführlich schreibe, ich muß noch etwas abwarten. Die lb. Irma hoffe noch in Aachen. Den Roten-Kreuzbrief sollte umgehend beantworten, das ich auch tat. Ich habe mich an Hermann Rosen, New York, gewandt. Tante Sophie und Tante Rosa schrieben auch, ich warte auf Nachricht. Erich ist noch in Stuttgart, Karl verreist, Adresse unbekannt. Bella ist seit 3 Wochen in Rive-Salbes (Lager Rivesaltes am Mittelmeer nahe der spanischen Grenze), ich bin glücklich, das Leben war unter aller Würde, lb. Max. Ich habe seelisch sehr darunter gelitten, da ich denselben Namen trage. Inzwischen habt Ihr den Brief von Onkel Lothar (vom 18.4.1942) gewiß erhalten, ich hoffe Du, liebes Kind, bist sehr strebsam, folgst dem lb. Max und lb. Helene, das ja auch im Sinne unseres guten Vaters ist, und mich heute schon so sehr traurig stimmt, dass kaum schreiben kann. Innige Küsse Euch, m. Lieben, Allen

Eure Euch liebende Mutti.

 

Randbemerkungen:

Tante Selma schrieb, Lilli habe Tante wissen lassen, Beny und mein liebes Bubilein seien so prächtige Jungens geworden. Ich habe mich herzl(ich) gefreut.

Besucht bitte umgehend einen Manfred Stein. Bäckerei Weinman Haifa - Neve Schaman. Die Mutter ist so sehr beunruhigt, gebt bitte Bescheid.

 

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
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