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1817 Alle Brücken abbrechen

 

Auswandern, das hieß, in die Fremde zu ziehen, ohne genau zu wissen, was kommen mag. Mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft als die Vergangenheit, die man zurückließ. Und wie Cortez seine Schiffe verbrannte, nachdem er in Mexiko gelandet war, so mußten die Auswanderer, wenn es denn soweit war, ihr Hab und Gut in der alten Heimat verkaufen und damit alle Brücken hinter sich abbrechen. Abgesehen davon, daß sie Geld für die Reise brauchten und eh nur sehr wenig mitnehmen konnten.

 

Und manch einer der Daheimgebliebenen hat sich dabei mit manchem Schnäppchen eine goldene Nase verdient.

 

Um 1817 wandert der Maurer Johann Nikolaus Hemmer aus Bliesen mit seiner Frau Anna Maria Franziska Müller und vermutlich dem Großteil ihrer dreizehn Kinder nach Polen aus. Über Hemmer und seine Frau sind uns außer den Namen nichts bekannt, auch nicht, woher sie stammen und wer ihre Eltern waren.

 

Die Kinder habe ich dem Familienbuch Bliesen, Teil 1, von Rudi Jung, # 442,entnommen:

 

Johannes         * 18.01.1789       oo 10.11.1813 Catharina Meisberger

Elisabeth         * 03.01.1791

Nicolaus           * 01.11.1792

Jacobus           * 01.11.1794

Laurentius       * 19.02.1796

Peter               * 21.08.1798

Adam               * 26.09.1800

Anna Maria      * 16.01.1803

Elisabeth         * 28.06.1805

Michael            * 26.05.1807       + 07.02.1808

Michael            * 29.12.1808

Johannes         * 13.07.1811       + 28.12.1814

Johannetta      * 23.05.1815       (siehe FamBuch Bliesen, Teil 2, vor # 307)

 

Es stellt sich die Frage, warum der letztgeborene Sohn wiederum Johannes hieß, weil auch der Erstgeborene doch schon so hieß und überlebte. Johannetta erhielt ihren Namen wohl auch deshalb, damit der gerade ein Jahr tote Johannes in ihrem Namen weiterlebt.

 

Ohne einen Anhaltspunkt, aus welchem Ort er stammt, ist es sehr schwer, etwas über Nikolaus Hemmer herauszufinden. Sofern seine Frau aus Bliesen stammt, ist sie vermutlich eine Tochter von Michael Müller aus Güdesweiler und seiner Frau Katharina Juncker und wurde geboren am 31.08.1767. Dieses Datum paßt insofern, als sie ihr erstes Kind 1789 bekam, demnach 22 Jahre alt wäre, und ihr letztes im Jahre 1815, also im Alter von 48 Jahren.

 

Vom Alter seiner Frau ausgehend, daß ggf. um vier, fünf Jahre schwanken kann, war Hemmer im Jahre 1817, als er sich entschloß, mit seiner großen Familie auszuwandern, bereits mindestens 50 Jahre alt. Über die Gründe des Wegziehens ist gar nichts bekannt, wobei dieser folgende Brief der bisher einzige Beweis für seine Auswanderung überhaupt ist, da diese weder im Familenbuch noch in Mergens Buch über die Auswanderungen aus den preußischen Teilen des Saarlandes genannt wird.

 

Hemmes ältester Sohn Johannes wandert übrigens nicht mit aus, obwohl zwei Jahre vor der Auswanderung seines Vaters seine Frau bei der Geburt einer Tochter mit dem Kind stirbt. Er heiratet zehn Jahre später wieder, doch auch die Kinder aus dieser Ehe werden nicht sehr alt. Er selbst stirbt 1832.

 

 

Die Familie Hemmer verkauft Hab und Gut an Johann Biegel, den damaligen Bürgermeister von Bliesen. Das FamBuch, Teil 2, nennt ihn "Gutsbesitzer".

 

Über diesen finden wir im FamBuch, Teil 1, unter # 138, und FamBuch, Teil 2, # 103, exakte Daten:

 

Johannes Biegel

* 13.12.1789 in Bliesen, Sohn von Adam Biegel und Maria Rassier

verheiratet seit 24.01.1810 mit

Anna Birtel

* 21.03.1792 in Krettnich

Aus der Ehe gingen zwischen 1811 und 1832 12 Kinder hervor.

 

 

"Kaufbrief

für H. Johann Biegel

Bürgermeister in Bliesen

von

Nicolas Hemmer von daselbst.

 

Nr. 8

 

Von mir dem unterschriebenen Nicolas Hen am Kreisgericht zu St. Wendel angestellten und daselbst wohnender offentlicher Notaer erschiene in beisein der untes benannten Zeugen

 

Nicolas Hemmer Maurer zu Bliesen wohnhaft,

und mit ihm seine von ihm hiezu besonders ermächtigte Ehefrau Anna Maria Franziska Müller.

 

Welcher erklärte daß sie von heute an und für immer in allem Eigenthum und Grund frei von allen Schulden und Hypoteken unter der gesetzlichen Garantie ihr sämtliches hier nächst beschriebenes Mobiliar und Jmobiliar Vermögen.

 

An H. Johann Biegel Bürgermeister zu Bliesen wohnhaft, gegenwärtig und annehmend für sich seine Ehefrau und ihre Erben verkauft haben und hiermit förmlich verkaufen und abtretten als nämlich:

 

1; Ihre sämtliche Mobilien bestehend in

Einer Kuhe,

getrocknete Früchten, als Hafer, Stroh,

wie auch in dem Stroh der ungetrockene Früchten, die sich Verkäufer jedoch vorbehalten,

in Heu,

Grundbiere,

einen halben Wagen, Karchgestell

und überhaupt alle Mobilien welche Verkäufer nicht mit nach Polen nehmen

als Bettladen, und sonstigen Hausgerätschaften.

 

2; Ein Haus, Scheuer, Stallung, Hofgering und Garten in der Gemeinde Bliesen neben Mathias Jung und dem Gemeindeweg gelegen;

 

sodann

 

Ein Ackerstück auf Krämel, und ein Ackerstück im Hungerthal

alles auf dem Bließer Bann gelegen.

 

3; Alles Land was die Verkäufer noch auszubessern haben bis zum Ende der Ausbesserung mit allen Früchten die sich darin befinden,

 

Alles ohn das geringste davon auszunehmen noch vorzubehalten, mit allen Rechten und Gerechtsamen des Verkäufers

 

Der H. Ankäufer bekommt den erkauften Gegenstand sogleich in Genuss und bezahlt die darauf haftende Beschwerden vom Anfange dieses Jahre an.

 

Gegenwärtiger Verkauf ist geschehen für die Summe von Fünf hundert Franken, wovon drey hundert franken für die liegende Güther und zwey hundert Franken für die Moblilien und Ausbesserung, welche Summe von Fünf Hundert Francken die Verkäufer bekennen von H. Käufer baar empfangen zu haben worüber quittung in bester Form.

 

Also geschehen auf der Schreibstube des Notaers am sechs und zwanzigsten Januar achtzehn hundert und Siebenzehn, in Gegenwart von Johann Gerber und Wendel Alsfasser beide Schumacher in St. Wendel wohnhaft ,gekennet und erbetene Zeugen welche nach geschener Verlesung mit dem H. Käufer und dem Notaer unterschrieben haben. Die Verkäufer erklärten schreibens unerfahren zu sein. Auf der Urkunde sind unterschrieben.

 

Johannes Biegel,

Johannes Gerber,

Wendel Alsfasser

und Hen Notaer.

 

Einregistriert zu St. Wendel dem 2ten Februar 1817

fol. 85 S. 116 in 8. empfangen Siebzehn Franken sechzig Cent

 

unterschrieben

Batteler"

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