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Bernhard Strube

1935 - 2002

 

Bernhard Strube wurde am 15. Januar 1935 in Alsfassen geboren. Er besuchte die Volksschule in Alsfassen und wechselte dann auf das Gymnasium Wendalinum, wo er 1952 seine Mittlere Reife ablegte. Aus katholischem Elternhaus stammen, war ihm sein Berufsziel damals schon klar: Er wollte Sozialarbeiter werden. Zunächst unterwarf er sich einem Praktikum am St. Wendeler Hospital und half zwei Jahre lang im Waisenhaus bei der Jungenbetreuung mit. 1954 studierte er vier Jahre lang an der Katholischen Fachhochschule für Sozialwesen, Religionspädagogik und Pflege, die damals noch "früher Seminar für Wohlfahrtspflege" hieß. Unmittelbar an seinen Studienabschluß ging er für zwei Jahre - von 1959 bis 1960 - als Betreuer und Erzieher nach Stuttgart ins Lehrlingsheim des Kolpinghauses. Während einer Urlaubsfreizeit am Mittelmeer lernte er seine spätere Ehefrau kennen, die er 1960 heiratete. 1961 bis 1968 finden wir ihn bei der Caritas in Mayen in der Eifel, dann wechselte er für zwei Jahre nach Bonn zum "Africanum" des Missionsordens "Weiße Väter". Dort half er mit bei der diplomatischen Anerkennung schwarzafrikanischer Völker und Volksgruppen nach deren Entlassung aus den Kolonialverhältnissen. Während seiner Zeit in Bonn knüpfte er die Verbindungen für seinen folgenden zweijährigen Aufenthalt in Douala, der Hauptstadt von Kamerun in Afrika. Als Entwicklungshelfer reiste er im ganzen Land umher und half, wo es etwas zu helfen gab. Durch seine geradlinige Art war er unter den Einheimischen immer willkommen, auch wenn ihn die gleiche Gradlinigkeit bei vorgesetzten Stellen auch schon mal anecken ließ.

 

Im Sommer 1973 kehrte er nach Deutschland zurück, um als Sozialarbeiter für den Caritasverband der Diözese Speyer zu arbeiten; in dieser Zeit leitete er das Caritas-Sekretariat im pfälzischen Landau.

 

Als wesentliche Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Kindererholung, die Seniorenarbeit der Gemeindecaritas und die Arbeit mit Alleinerziehenden zu nennen:

 

In der Kindererholung hat er maßgeblich an der Erstellung eines pädagogischen Konzeptes zur Schulung der ehrenamtlich tätigen Betreuer mitgewirkt. Das Haus "Sahlenburg" in Cuxhaven, in dem seit 1978 alljährlich die Sommerfreizeiten des Caritasverbandes stattfinden, hat er seinerzeit für diese Maßnahmen ausfindig gemacht. Bis heute konnten sich ca. 4.000 Kinder in diesem Haus erholen. Wie sehr die Betreuer- und LeiterInnen mit Bernhard Strube verbunden waren, sah man bei seiner Verabschiedung 1998: In sehr herzlicher Weise resümierten sie durch Musik und Gesang über diese lange und gute Zeit der Zusammenarbeit.

 

Die regionale Seniorenarbeit entwickelte er dahingehend fort, daß er zweimal jährlich Veranstaltungen organisierte und damit Angebote zur aktiven Gestaltung des dritten Lebensabschnitts machte. Im Laufe der Zeit bildeten sich aus diesen Bemühungen und Aktivitäten zwei regelmäßige Treffen ehrenamtlicher Helfer im Frühjahr und Herbst heraus, die einerseits den gegenseitigen Informationsaustausch und andererseits den Seniorentanz bis hin zu seiner diözesanen Weiterentwicklung als Schwerpunkt beinhalteten.

 

Sein besonderes Bemühungen um die Erholung der Kinder betraf auch Alleinerziehende und deren Familien. Viele dieser Familien waren finanziell und aus sich heraus kaum in der Lage, eine längere Erholung oder einen längeren Urlaub anzugehen. Bernhard ermöglichte dies durch sein großes Talent einer gezielten Planung und Organisation solcher spezifischer Freizeiten für diesen Personenkreis. Noch heute erzählen Eltern und ehemalige Teilnehmerinnen dankbar von diesen für sie so wichtigen und erholsamen Maßnahmen.

 

Im Jahre 1979 gründete Bernhard Strube mit weiteren engagierten Freunden die "actio turbo", die als "Kinderhilfe Kolumbien" Hilfsprojekte für arme und verwaiste Kinder organisierte und unterstützte. Nach seinen Wechsel in den "Un-Ruhe"-stand im Juli 1998 ging die Kolumbianische Kinderhilfe in den neu gegründeten Verein "Hoffnung und Leben? über, deren Arbeit er als 2. Vorsitzender bis zu seinem Tod maßgeblich koordinierte. Es hat sich zweifellos durch sein plötzliches Ableben eine große und schwer schließbare Lücke aufgetan.

 

Viele seiner Kollegen und Mitstreiter berichten von seiner Leidenschaftlichkeit, mit der Bernhard seine Meinung und Argumente in Ausschüssen und Gremien einbrachte und durchsetzte. In den letzten Jahren seiner Dienstzeit konnte aber auch beobachtet werden, daß seine lange Krankheit doch erheblich an seiner Lebenskraft gezehrt hatte.

 

Im Jahre 1998 kehrte er gesundheitlich schwer angeschlagen in sein Elternhaus nach Alsfassen im Falkenbösch zurück. Als Pensionär widmete er sich jetzt seinen Hobbies, kaufte sich einen Computer und begann mit der Aufarbeitung der Familiengeschichte . Er spielte Gitarre bei einem Vortrag, den ich über Mühlen hielt, und übersetzte einige schwierige historische Texte ins Deutsche.

 

In der Nacht vom 14. auf 15. Februar 2002 starb er an einem Herzschlag und wurde drei Tage später unter großem Trauergeleit auf dem St. Wendeler Friedhof beigesetzt.

 

Wenn wir draußen im Garten arbeiten, dann erwarten wir heute noch das knirschende Geräusch, mit dem das Badezimmerfenster des Nachbarhauses geöffnet wird, und er uns sein herzliches "Hallo, Herr Nachbar!" zuruft.

 

Bruno Kühn , Leiter des Caritas-Sekretariates in Landau, Bernhards Nachfolger im Amt, hat in seiner Trauerrede am Grab ein Lied von Peter Strauch vorgelesen, dessen Text auf Martin Luther zurückgreift und in dem Bernhards Gesinnung und Haltung erkennbar werden:

 

Meine Zeit steht in deinen Händen.

Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.

Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.

Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.

 

Sorgen quälen und werden mir zu groß.

Mutlos frag ich: Was wird Morgen sein?

Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los.

Vater, du wirst bei mir sein.

 

Hast und Eile, Zeitnot und Betrieb

nehmen mich gefangen, jagen mich.

Herr ich rufe: Komm und mach mich frei!

Führe du mich Schritt für Schritt.

 

Es gibt Tage, die bleiben ohne Sinn.

hilflos seh ich, wie die Zeit verrinnt.

Stunden, Tage, Jahre gehen hin,

und ich frag, wo sie geblieben sind.

 

Meine Zeit steht in deinen Händen.

Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.

Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.

Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.

 

 

 

Silvester 1993 (links nach rechts):

Renate Laub, Änni Müller, Agnes Laub, Bernhard Strube, Rosa Strube

 

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