Schriftzug

Grüße aus der Vergangenheit

 

„Antiquitäten sind Überbleibsel der Geschichte,

zufällig den großen Unglücksfällen der Zeit entgangen“

 

aus „The Advancement of Learning“ von Francis Bacon

gefunden in Jack McDevitts „Küsten der Vergangenheit“

 

    Bevor der Umbau zum heutigen „Rathaus am Dom“ in Angriff genommen werden konnte, wurden die Altgebäude leergeräumt. Dabei fanden sich an unterschiedlichen Stellen auch schriftliche Unterlagen älteren Datums. Ein großer Packen landete versehentlich in einem der großen Abfallcontainer, wo er durch einen achtsamen Passanten ent-deckt und mir übergeben wurde.

    Es handelt sich um etwa 150 Papiere unterschiedlichster Art, die in mehr oder minder gutem Erhaltungszustand sind. Manche sind sauber und riechen neutral, andere sind durch Taubenkot und anderen Sachen, von denen ich die Beschaffenheit gar nicht wissen will, hochgradig verdreckt und riechen entsprechend. Daraus läßt schließe ich, daß sie oben auf dem Speicher des mittleren Gebäudes (Schloß-straße 2) aufbewahrt worden sind.

    Die datierbaren Papiere lassen sich in die Zeit von 1811 bis 1898 einordnen.

    Das Gros der Briefe aus der ersten Hälfte des 19ten Jahrhunderts stammt aus der Feder der Brüder Philipp Jakob und Johann Steininger, die in St. Wendel im Haus „Fruchtmarkt 3“ geboren wurden. Philipp Jakob, der jüngste der Steininger-Kinder, studierte in Bonn Mathematik und wurde am Gymnasium in Essen als Lehrer angestellt. Später unternahm er etliche Exkursionen in deutsche Bergwerke, deren Ergebnisse er stets seinem neun Jahre älteren Bruder Johann meldete. Letzterer war Lehrer am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Trier und beschäftigte sich in seiner Freizeit stark mit Geschichte und Geologie. Er war der Hobby-Geologe, der die am meisten auf der Welt vorkommende Gesteinsart bestimmte und sie Tholeyit nannte, weil er am Schaumberg auf sie gestoßen war. Er war mit Maria Margarethe Klauck verheiratet, die in vielen Briefen gegrüßt wird.

    Die Verbindung zum Haus „Schloßstraße 2“ kam über ihren Bruder Nikolaus Steininger; seine Ehefrau war Helene Kirsch, eine Tochter von Anton Kirsch und Maria Elisabeth Ranker.

    Ich habe einige dieser Briefe ausgewählt, um sie in dieser Edition zu verwenden. Sie geben kaum Informationen zur Stadtgeschichte und haben mit den Gebäuden eigentlich gar nichts zu tun, sondern erzählen ein wenig von den Problemen und Wehwehchen dieser Familie in dieser vergangenen Zeit. Ergänzt werden sie durch ein paar alte Rezepte.

    In den Briefen ab 1850 geht es in der Hauptsache um Korrespondenz zwischen Johann Nikolaus Keller, Ehemann von Laura Margarethe Jochem, und dem Obersteiger eines Bergwerks nahe Hunolstein im Hunsrück, in das er investiert hatte. Eine Edition dieser Briefe steht noch aus. Meines Wissens gibt es noch mindestens zwei Packen Dokumente gleicher Herkunft, einer liegt im Stadtarchiv St. Wendel.

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