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Aus den Kirchenrechnungen

 

Im Jahre 1554 wird an der Eingangstür zur Kapelle ein Schloß angebracht.

 

Die Kapelle mußte sich selbst tragen, d.h. sie existierte durch die Opfergaben der Besucher, die in einem außen oder innen angebrachten Kasten, Opferstock genannt, gesammelt wurden. Die Kirchenrechnungen geben ein genaues Bild über die Einnahmen wieder. Allerdings wurde das Geld dreigeteilt: 1/3 ging an das Hospital von Cues, 1/3 an die Pfarrkirche in St. Wendel und nur 1/3 blieb für die Kapelle. Viel kann es nie gewesen sein, denn meistens heißt es in der Kirchenrechnung: "Stock in St. Annen wurde nicht geöffnet." Das war in den Jahren 1590, 1594, 1596-1598, 1601-1607, 1620, 1658-1664-1668, 1671, 1673-76, 1681-82, 1684-90, 1692, 1694-95, 1697-1702, 1704-05, 1707-13, 1717-18, 1726-29, 1731-32, 1734-36, 1739, 1749-51, 1753-55, 1757-63, 1767-68, 1770-71 der Fall.

 

Am St. Annentag im Juli gibt es eine feierliche Prozession zur Kapelle, wo vermutlich eine heilige Messe abgehalten wurde. Die Kirchenrechnung sagt dazu lapidar: "Träger der Fahnen nach St. Annen am Annatag werden entlohnt."

 

Im Jahre 1586 ist der Opferstock nicht geöffnet worden (vermutlich weil nichts drin war), aber die Fahnenträger werden entlohnt und die Fenster ausgebessert. Ein Jahr darauf erfahren wir von einer Glocke, deren Läuteseil abhanden gekommen ist: "Die Glocke zu St. Anna ist bandloiß geworden, dadurch ein Schaden empfangen, wurde repariert und wieder aufgehängt." 1587 werden die Fenster schon wieder ausgebessert. 1590 wurde der Stock geöffnet, aber es war nichts drin: "Nihil", also ließ man ihn 1591 kurzerhand zu. Aber auch 1594 war er leer.

 

1595 gab es eine größere Dachreparatur, und eine weitere Glocke wurde aufgehängt. Die Meldungen über die Kapelle der nächsten Jahre ähneln sich immer: die Fahnenträger werden bezahlt, und in der Kasse ist kein Geld (da hat sich in den letzten 400 Jahren nicht viel geändert J ).

 

1602 wird das Hauptfenster in St. Annen, welches das Wetter zerschlug, durch Georg Glaser aus St. Wendel repariert. 1602 bis 1611 war der Stock leer. 1612 und 1613 gabs wieder Dach- und Fensterreparaturen. 1622 erhält die Kapelle einen neuen Plattenfußboden.

 

Im August 1625 geht eine Seuche im Amt St. Wendel um. Fromme Menschen aus Urweiler und Hofeld pilgern zur St. Annenkapelle, wo eine Messe gehalten wird. Wie erfahren das wie immer aus der Kirchenrechnung, weil dort der Wein festgehalten wird, der bei der hl. Kommunion verbraucht wird: "Item auf Sonntag vor Mariae geburthstag alß die Von Urweiler wegen eingerissener boeser Lufft zu St. Annen communiciert worden, deßgleichen auch die Von Hoffelt den 17. 8bris ist an Communion Wein uffgangen 2 maßen, costen 1 gulden 8 alb"

 

1631 gibt es eine neue Variante zur Öffnung des Opferstocks: Er ist "nicht mehr gangbar". Die Gründe kennen wir nicht, doch mögen es Vorboten des Dreißigjährigen Krieges gewesen sein, der damals mit verheerender Wucht über das Land hereinbricht. Umherziehende Soldaten machen die zwei - drei Kilometer Fußmarsch zur Annenkapelle zu einer lebensgefährlichen Angelegenheit. 1633 ist es ein bißchen besser geworden: "Am Jubiläum (welches?) wurde der Heilige (Wendalin) nach St. Annen und in die Capelle getragen."

 

Ein Eintrag aus dem Jahre 1656 gibt uns einen Hinweis auf den Besuch der Kapelle: "Die neuen Opferstöcke in St. Anna und St. Wendelsbronnen wurden noch nicht geöffnet, da sie weit vor der Stadt liegen und nicht sehr frequentiert werden."

 

Nicht selten geschah es auch, daß der Stock aufgebrochen und geplündert wurde, z.B. 1658 "Opferstock St. Anna ist durch die Podewils'chen Völker beraubt worden - also 0"

 

1659-60 kommt es zu einem Streit zwischen der Pfarrei St. Wendel und dem Hospital von Cues über die Höhe der Abgaben aus den Opferstöcken. Der endgültige Entscheid lautet dann: "Der Kirchenrechner solle es bei der Drittelsteilung belassen wie die alte Urkunde ausweist, oder sonst begründeten Einspruch erheben."

 

Auch 1667 gibt es nicht viel Neues zu berichten: "Opferstock St. Anna und Wendelsbrunnen null, weilen beede opfer Stöck von der Stadtt entlegen, als werden selbe schier allezeit abgerissen und uffgeschlagen."

 

1676 erhält die Annenkapelle Einkünfte ganz anderer Art: Eine Tochter von Michel Bock in Trier hat das Erbteil an ihrem Haus zu St. Wendel der St. Annenkapelle gestiftet. Das Geld wird in der Pfarrei St. Wendel betreut und gewinnbringend angelegt. Die Zinsen kommen der Annenkapelle zu Gute.

 

1681 erfahren wir, daß das Dach aus Schieferplatten besteht. Ansonsten heißt es mit schöner Regelmäßigkeit: "St. Anna 0"

 

Im Jahre 1697 werden die Gebühren festgelegt, die der Kirchenrechner als Aufwandsentschädigung zu Lasten der Einkünfte der Annenkapelle erhebt: Für einen Wortgottesdienst 12 Albus und für jedes Hochamt bzw. gesungene Messe 18 Albus."

 

1711 erfahren wir, daß die Annenkapelle eine Kanzel hat, sie wird von Maurermeister Johann Schubmehl aus Alsfassen repariert. 1714 verbringt der Leyendecker zwei Tage lang mit der Neueindeckung des Daches und der Pfeiler mit Schieferplatten. Um 1720 zog Claudius Riotte, der Stammvater dieser Familie hier in St. Wendel, bis zu seinem Tod 1748 in die Klause bei der Kapelle. 1731 werden am Altar der Kapelle zwei neue Blindflügel angebracht.

 

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