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18. Jahrhundert -> 1786 Antwort auf die FragStücker, welche die Land Dechande, und Pfarrer pflichtmäßig zu beantworten haben. (Fragment)

(175)
Antwort auf die FragStücker, welche die Land Dechande, und Pfarrer pflichtmäßig zu beantworten haben.

ad 2.1.
Die Kirche zu St. Wendel hat ein ihr eigenes Hauß vor einen zeitlichen Custoden; in diesem ist die untere große Stube zur Schule gewidmet; und bißhero in gutem Stand.

ad 2.2.
Die Bürgerschaft hat die Reparationen der Bäncke, und Fenster in der Schulstube zu besorgen.

ad 2.3.
die Zahl der Schulkinder belauffet sich vom November an bis zum April ad 100: Männliche seynd bis 60; und weibliche ad 40; welche obwohlen in einer Stube, dannoch in ihrem Sitz, und Ordnung von den Knaben abgesondert seynd. Es befinden sich in dieser Zahl gemeinlich 18 bis 20, so das Schulgeld zu erlegen nicht imstande sind. Wegen dieser Mengen muss er im Winter, und zwar auf seine Kosten einen Adjunctum halten.
Zur Sommerszeit steigert die Zahl der Schulkinder in toto a 40; halb Buben, halb Mägdlein.

Ad 2.4.
Der bißherige Schulmeister kommet seiner Schuldigkeit fleißig nach; er ist ein gestandener und Verheyratheter Mann, tauglich zum Schulamt; und eines untadelhaften Lebenswandels.

Ad 2.5.
zu seinem Gehalt empfanget er jährlich von der Kirchen zwey und von der Bürgerschaft ein Malter Korn. Neben dem giebt ihm ein jeder Bürger alle Jahr vier Petermänger, Glockengeld genannt: thuet in Summa ad 20 fl rheinisch. Er hat auch eine Wiese von einem kleinen Wagen Heu, ad 5 fl. Im Übrigen muss ein jedes Schulkind wöchentlich zahlen zwey xer, und vor den nöthigen Brand zur Winterszeit ein jedes 9 xer.

Ad 2.6. et 7.
Diese Frage cessant bey der Stadt 8 g_

Ad 2.8.
Auser der Schulzeit beschäftiget sich gegenwärtiger Schulmeister mit Stricken und anderer Handarbeit.
Zur Sommerzeit ist er verbunden mit der Schuljugend täglich im Hohen Amt zu erscheinen; und hilft den Chor zu führen.

Ad 2.9.
Die Kirche und Pfarrei Sanct Wendel hat keine Filialen. Es gehören zwar zu dieser Pfarrei dreyzehn theils dorffer, theils Höff, deren fünff Zwey stund, die andere mehrentheils ein, oder anderthalb Stunden von St. Wendel entfernt seynd. Diese Dörfer haben zu Winterszeit entweder einzelne, oder mehrere zusammen ihren Schulmeister. Zu bedauern ist es, dass wegen Armuth des gemeinen Mannes das Salarium so gering abfallet; daß kaum ein Mann, der sich anderst zu ernähren weiß, diese Mühe umso geringern Lohn will auf sich nehmen: Es wird zum theil vor den armen Kindern aus hiesigen Hospital das Schulgeld zahlet, allein die Zahl der Bedürftigen ist zu groß, als daß hieraus allen könne das Schulgeld vorgestrecket werden: wäre demnach von höherer und mächtigerer Hand eine freygiebige Almosen zu einem so heiligen entzweck [Text endet hier].

Quelle: Pfarrarchiv St. Wendel, B28

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