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St. Wendelin -> Seit wann gibt es in St. Wendel am Pfingstmontag die Pferdesegnung?

Seit wann gibt es in St. Wendel am Pfingstmontag die Pferdesegnung?

 

Letztens kam die Frage auf, seit wann es in der Pfarrei St. Wendel die Pferdeprozession zur Wendelskapelle mit anschließender Segnung gibt.

 

Die Beantwortung dieser Frage hat sich als recht schwierig entpuppt.

 

Der Küster Hans-Werner Luther wies mich darauf hin, daß sie in den 1930ern auf Initiative von Dechant Heibges enstand.

 

Die alten Gottesdienstordnungen werden in verschiedenen Räumen aufbewahrt, zum einen im Pfarrarchiv unter dem Cusanushaus und zum anderen in einem Raum unter dem Pfarrhaus. Dort suchte ich zuerst, fand aber dort keine Erwähnung Prozession. Dort heißt es stets am Pfingstmontag, die Gottesdienste seien analog denen vom Pfingstsonntag. Das gilt für die Gottesdienstordnungen ab etwa 1933.

 

In den Jahren davor war mir aufgefallen, daß am Mittwoch nach Pfingsten etwas stattfindet. Z.B. 1930 (St. Wendeler Volksblatt):

 

„Mi.: Gedenktag der Heiligtumsfahrt mit den Reliquien des hl. Wendalinus nach Tholey.

6.30 Seelenamt für Margaretha Schmitt geb. Wiß von Alsfassen

7.30 Seelenamt für Michael Haßdenteufel

9 feierliches Hochamt mit Predigt z.E. des hl. Wendalinus für die Pfarrei,

abends 8.30 Andacht z.E. des hl. Wendalinus

7.30 Uhr Messe in der Wendalinuskapelle.“

 

Gestern schaute ich im Stadtarchiv St. Wendel das St. Wendeler Volksblatt durch, das dort in digitaler Form vorliegt:

 

Am Pfingstmontag, 5. Juni 1922, findet sich nichts über die Prozession:

 

„6 Uhr 1. Frühmesse

6.45 Uhr 2. Frühmesse

7.45 Uhr 3. Frühmesse

8.45 Uhr Schulmesse

9.45 Uhr Hochamt

11 Uhr letzte hl. Messe

2 Uhr Pfingst-Andacht“

 

In Rudolf Kretschmers „Geschichte der Stadt St. Wendel 1914-1986“, 2. Band, fand ich auf Seite 526: „Zum Wendelsfest 1936 wurde der alte Brauch der Viehsegnung wiederbelebt, und man verband damit eine Reiterprozession zur Wendelskapelle.“

 

Für 1936 habe ich weder in der Gottesdienstordnung unter dem Pfarrhaus noch im St. Wendeler Volksblatt dazu etwas gelesen.

 

Das St. Wendeler Volksblatt wurde 1940 eingestellt und erst 1958 im Sommer wieder aufgelegt. In einer Ausgabe vom Mai 1959 fand ich einen großen Artikel zur Wallfahrt:

 

„Nach altem Brauch findet am Pfingstmontag die Pferdeprozession durch die Straßen der Stadt zur Wendelskapelle statt, wo im Verlaufe eines festlichen Gottesdienstes die Pferde gesegnet werden. Von weit her kommen alljährlich viele zu Pferde und mit dem Leiterwagen, …“

 

Also schaute ich vorsichtshalber im Pfarrarchiv unter dem Cusanushaus nach und fand dort die Gottesdienstordnung von 1937.

 

Dort steht:

„Pfingstmontag, 17. Mai, gebotener Feiertag,

6 Uhr I. Frühmesse

7 II. Frühmesse

8.15 Kindermesse

(bei günstiger Witterung: 9 Uhr Prozession zur Wendelskapelle und Hochamt daselbst mit Segnund der Pferde und Haustiere), sonst 9.30 Hochamt in der Pfarrkirche

11 Uhr letzte hl. Messe

13.30 Kinderandacht

18 Uhr Andacht zum hl. Geist und Maiandacht“

 

Interessant: Auch hier fand am Mittwoch nach Pfingsten, 19. Mai, wieder der „Gedenktag der alten Heiligtumsfahrt mit den Reliquien des hl. Wendalin nach Tholey“ statt:

 

„7.15 Jahrgedächtnis für die Brüder Michael und Peter Schlemmer

8 Uhr Seelenamt für Elisabeth Eisenhut geb. Noss

9 Uhr Hochamt mit Predigt zu Ehren des hl. Wendalin

19.15 Uhr Andacht zum hl. Wendalin und Mai-Andacht.“

 

Also wird Kretschmers Angabe vermutlich stimmen. Als Quelle gibt er die St. Wendeler Volkszeitung an, die noch nicht digitalisiert ist und ich deshalb in der Kürze der Zeit keinen Zugriff hatte.

 

Ergebenst

 

Roland Geiger

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
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