Schriftzug

7. Der Kreis Ottweiler,

 

der kleinste des Regierungsbezirks, zählt (auf 5 ¼ Quadratmorgen) 29,500 Einwohner; unter denen 19,100 katholischer, 9600 evangelischer Konfession und 800 Bekenner des mos. Glaubens sind. Als Ausland grenzt der Kreis im Nordosten an das Fürstenthum Birkenfeld und im Osten an den baierischen Rheinkreis. Der Kreis liegt am Hundsrücken und bilde eine sehr waldige Landschaft, zum Theil mit Höhen und Bergen erfüllt, unter denen der ?Schaumberg? bei Tholey der bedeutendste ist. Außer der Blies und der hier entspringenden Prüm, hat der Kreis keinen Strom von einiger Bedeutung.

 

Der Boden ist größtentheils rauh und unergiebig; doch erzeugt er ziemlich viel Korn und die Waldungen liefern viel Holz. Auch ist die Betriebsamkeit der Viehzucht nicht unbedeutend. Die Steinkohlenbergwerke, Eisengruben etc. bringen den Einwohnern Thätigkeitund Verdienste.

 

Die Kreisstadt Ottweiler (3600 Einwohner), mit einem alten Schlosse, liegt ¼ Meile von der Grenze des Kreises St. Wendel, freundlich und schön an der Blies, welche den Kreis eine Strecke durchfließt. Die Haupterwerbszweige sind: Ackerbau, Viehzucht, Baumwolle-Geschäfte, Steingut-Fabrikation und Barchentweberei.

 

Ottweiler verdankt seine Entstehung wahrscheinlich dem in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts gestifteten und in den Zeiten der Reformation eingegangenen Kloster Neumünster auf dem nahen Berge, wo jetzt das Dorf dieses Namens steht, gehörte ursprünglich zur Grafschaft Saarbrücken, erhielt durch Theilung den Namen einer besonderen Herrschaft, wurde später wieder mit Saarbrücken vereinigt und darauf Hauptort eines Oberamtes.

 

Bei dem Flecken Neunkirchen sind außer einem Steinkohlenbergwerke Eisengruben, eine Eisenhütte, Eisenhämmer etc. Auch wird in diesem Orte Bettbarchent fabrizirt.

 

Das Dorf Illingen hat eine Glashütte, eine Kienrußfabrik und ein königl. Steinkohlenbergwerk, deren auch an verschiedenen andern Orten dieses Kreises im Betrieb sind, namentlich an den Dörfern Wiebelskirchen, Wellesweiler, Spiesen (zugleich mit Eisengruben), Schiffweiler (ebenfalls mit Eisengruben), Merschweiler (mit einer Glashütte, Rußhütte und einer Ziegelei).

 

Der Flecken Tholei (Tholey), am Schaumberge und an der Leh (von jeher wurden hier bei Tholei, wie auch in dem östlich gelegenen Varuswalde römische Münzen gefunden), hatte ehemals eine reich begüterte Benediktiner-Abtei, die schon im sechsten Jahrhundert bestand. Auf dem, bei dem Ort gelegenen hohen Berge Schaumberg befinden sich noch Ueberreste von dem ehemaligen festen Schlosse Schaumberg, später ?Schaumburg? genannt, wo die Schirmvögte der Abtei ihren Sitz hatten.

 

---------

 

Worterklärung (nicht im Originaltext):

 

Barchent ist ein Mischgewebe aus Baumwolle auf Leinenkette, das glatt, auf einer oder auf beiden Seiten aufgeraut ist. Barchent verdrängte seit dem 14. Jahrhundert mehr und mehr das Leinen. Zu den führenden Zentren der Barchentherstellung auf dem europäischen Markt gehörten u.a. Ravensburg, Ulm und Augsburg. Die Barchentweberei kam ab dem Ende des 19. Jahrhunderts allmählich zum Erliegen, da für Unterkleider, Futter und Überzüge mehr gewirkte und leicht gewebte baumwollene und halbwollene Zeuge in Gebrauch kamen. Heute wird Barchent nur noch selten verwendet. Quelle: wikipedia

 

8. Der Kreis St. Wendel =>

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
E-Mail:  alsfassen(at)web.de  (c)2009 hfrg.de

Diese Website durchsuchen

Suchen & Finden  
erweiterte Suche