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... manchen lieben Besuch treuer Söhne

 

St. Wendeler Volksblatt, 1889

Lokales und Provinzielles

St. Wendel, 19. Juni.

 

Der feurige Sommer hat unserem Städtchen manchen lieben Besuch treuer Söhne gebracht, welche die Anhänglichkeit an die alte Heimath über das Weltmeer in das stille Bliesthal zog. So weilt seit einiger Zeit Herr Ruf, aus New=Haven hier, der seit mehr als dreißig Jahren in der neuen Welt sein zweites Vaterland gefunden.

 

Vor wenigen Tagen stattete Herr Robert Keller seiner Geburtsstadt den schuldigen Besuch ab. Herr Keller lebt seit nunmehr fünf Jahren in Buenos=Aires, nachdem er vorher neun Jahre lang in den Faktoreien Senegambiens thätig war.

 

In der nächsten Zeit wird Herr Georg Linxweiler eintreffen, um nach fünfjähriger Abwesenheit in dem herrlichen Bliesthale Erholung von den Anstrengungen und den ungesunden klimatischen Einflüssen Westafrikas zu suchen. Wenn auch das Schicksal die Söhne St. Wendels noch soweit in die Welt gestreut, so bewahren sie alle dennoch ihrer Vaterstadt ein warmes Andenken.

 

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Johann Ruf, der 1852 nach New Haven im amerikanischen Bundesstaat Connecticut auswanderte, wurde am 23.10.1826 in St. Wendel geboren. In der amerikanischen Volkszählung von 1880 wird er als "Contractor" (=Bauunternehmer) bezeichnet. Seine Eltern waren der Schlosser Wendel Ruff und seine Ehefrau Catharina Deutscher. Ruf, der in Amerika seinen Namen mit ?ff? schrieb, kam nicht ? wie im Artikel genannt ? allein nach St. Wendel, sondern in Begleitung von Ferdinand Heidacker, geboren am 24.06.1834 daselbst. Beide beantragen am gleichen Tag (8. April 1889) beim öffentlichen Notar Siegwarth Spies in New Haven einen Reisepaß. Da man für dieses Dokument einen Leumundszeugen benötigte, sagte Ruf für Heidacker aus. Beide sind schon geraume Zeit Bürger der Vereinigten Staaten, andernfalls sie dieses Dokument nicht benötigt hätten. Ruf hielt sich nur ein paar Monate in Deutschland auf und kehrte am 27. September 1889 von Bremen aus auf dem deutschen Dampfer ?Lahn? nach Amerika zurück, wo er vor 1900 gestorben ist. Er hinterließ seine Witwe Marie, die aus der Schweiz eingewandert war, und vier Kinder.

 

Robert Keller wurde am 20.04.1856 in St. Wendel geboren, seine Eltern waren der Kaufmann Richard Keller und seine Ehefrau Johanna Rosalia Maria Machry. Der Kaufmann hielt sich 1878 zusammen mit seinem Bruder Franz Maximilian Keller (geb. 21.01.1849 in St. Wendel) im Senegal auf (das liegt in Ostafrika am Atlantischen Ozean, direkt gegenüber den Kapverdischen Inseln). Die beiden Brüder wurden in Deutschland durch ihren Bruder Karl Nikolaus Keller (geboren 17.06.1850 in St. Wendel) vertreten, der 1879 nach Amerika auswanderte. Im Heimatschein steht Amerika, also kann es auch durchaus Argentinien gewesen sein. Dorthin zog Robert 1884.

 

Johann Georg Linxweiler wurde am 14.03.1858 geboren. Seine Eltern waren die Ackersleute Johann Jakob Linxweiler und Dorothea Schmitt aus Dörrenbach ("Fuchse Hanjobs").

 

Von den drei Männern kehrte nur Johann Georg Linxweiler endgültig aus der weiten Welt zurück; er starb am 30. März 1929 unverheiratet in Dörrenbach.

 

Johann Ruf und Robert Keller fanden ihre Heimat in der Fremde.

 

 

Johann Rufs Antrag auf einen Reisepaß

gefunden bei www.ancestry.com

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