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Joseph Markus Ratzen

 

Der Stadtrat hatte in seiner Zustimmung von einer "zweiten Apotheke" gesprochen, woraus sich schließen läßt, daß bereits eine Apotheke bestand. Das war die Alte Apotheke in der Schloßgasse, die von einem Apotheker namens Ratzen geführt wurde.

 

Joseph Markus Ratzen (Razen) wurde als Sohn des "Hochfürstlich hessenrothenburgischen Rat- und Landphysikus der Niedergrafschaft Katzenelnbogen", Dr. Ratzen, in St. Goar geboren. Seine Lehrzeit verbrachte er von 1786 bis 1790 in St. Goar. Als Gehilfe war er in der Einhorn-Apotheke in Bingen, in der Hofapotheke in Zweibrücken und in der Mohrenapotheke in Mainz tätig. Aus einem Sitzungsprotokoll vom 7. Pluviose des Jahres VII (26. Januar 1799) der "Administration Centrale du Departement de la Sarre" in Trier geht hervor, daß Ratzen, zur Zeit als Apotheker in Blieskastel tätig, um die Erlaubnis gebeten hat, in St. Wendel eine Apotheke errichten zu dürfen. Die "Administration municipale" von St. Wendel äußerte sich zu diesem Antrag günstig, da die Bewohner ihre Medikamente aus Ottweiler oder Kusel beziehen müßten und die im Arrondissement herumziehenden Scharlatane nur schlechte Medikamente absetzen würden. Da die von Ratzen vorgelegten Zeugnisse zeigten, daß er die notwendige Ausbildung besaß, wurde dem Antrag unter der Bedingung stattgegeben, nur einwandfreie Arzneimittel zu verkaufen. Im Falle der Zuwiderhandlung würde er nach Artikel 229 des "Règlement du Commissaire" vom 1. Thermidor des Jahres VI (19. Juli 1798) bestraft.

 

Unter diesem hatte der Regierungskommissar und Richter Franz Josef Rudler eine Verordnung über verdorbene Arzneien erlassen: "Werden verdorbene Arzneien verkauft, so soll der Schuldige vor die Zuchtpolizei gezogen und mit einer Geldbuße von 100 Livres und einer Gefängnisstrafe, die nicht über sechs Monate dauern darf, bestraft werden."

 

Ratzen eröffnete die Apotheke in der Schloßgasse, fing aber bald danach an zu trinken. Der Grund dafür mag gewesen sein, daß seine Ehefrau Anna-Maria geb. Sedelmair am 5. September 1804 in St. Wendel eine Fehlgeburt erlitt und danach keine Kinder mehr bekommen konnte. Am 20. Januar 1813 verkaufte Ratzen seinen Besitz an den geprüften Pharmazeuten Ludwig Friedrich Riegel. Unter dem 12. September 1815 bat Ratzen in einem Schreiben an den Generalgouverneurkommissar um die Erlaubnis, in Thalfang bei Trier eine Apotheke errichten zu dürfen. Der Antrag wurde mit der Begründung abgelehnt, daß kein Arzt dort wohne und in Birkenfeld, Oberstein, Bernkastel und Trier Apotheken vorhanden seien. Letzte Nachricht von ihm erhalten wir im Juli 1816 durch einen Notariatsakt; die Dame Marthe Sedelmayer, Ehefrau des in Blieskastel wohnenden Herrn Josef Markus Ratzen, gewesener Apotheker, jetzt ohne Gewerb, legt eine Vollmacht ihres Mannes vor, alle noch ausstehenden Gelder einziehen zu dürfen. Sie hatte an Josef Schneider, Metzger von Landstuhl fünf unbebaute Güter auf St. Wendeler Gemarkung verkauft (Garten- und Ackerstücke).

 

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