Schriftzug

Lebens Beschreibung des heiligen Wendalinus.

 

   Der heilige Wendelin wurde um das Jahr 554 nach Christus in Schottland als Sohn des schottischen Königs Forchard und seiner Ehefrau Jevelina geboren. Schon als Kind übergaben ihn seine Eltern einem Bischof, der ihn fromm und gemäß der guten Sitten erziehen sollte. Dieser fromme Bischof brachte den heiligen Wendelin dazu, die Verlokkungen des Weltlichen zu verachten und nach himmlischen Dingen zu streben, so daß er sich entschloß, das Königreich, das ihm erblich zustand, zu verlassen und in Demut und unbekannt dem lieben Gott zu dienen.

   So verließ er heimlich Schottland, legte ärmliche Pilgerkleidung an, besuchte viele heilige Städte und Orte und kam um das Jahr 574 nach Rom. Nachdem er dort alle Kirchen und heiligen Orte mit großer Andacht besucht hatte, bat er den damaligen Papst Benedict I. um eine Audienz, offenbarte ihm seine Herkunft und sein Vorhaben und bat ihn um guten Rat und Belehrung. Der Papst lobte seinen Wandel und sein Vorhaben, ermahnte ihn, in der Verachtung des Weltlichen und seinem ordentlichen Dienst fleißig fortzufahren und erteilte ihm seinen päpstlichen Segen.

   Der treue Diener Gottes und große Verächter des Weltlichen wallfahrte von Rom ins Kloster Einsiedeln (1) und legte sein Schicksal in die Hände der heiligen Muttergottes. Von dort reiste er in verschiedene Gegenden, um einen geeigneten Ort zu finden, wo er das Leben eines Einsiedlers führen konnte. Durch Gottes Führung kam er in den wilden Westrich, der damals eine völlige Wildnis war, und fand dort einen Hügel, der ihm besonders gut gefiel. An diesem Ort, wo heute die Wendalinuskapelle steht, baute er sich eine kleine Hütte aus Baumästen; für sein Nachtlager nahm er Reisig und Laub und begann, ein sehr strenges, bußfertiges Leben zu führen. Wie lange er dort wohnte, wovon er lebte, und auf welche Weise er Gott dort gedient hatte, wissen nur Gott und er allein.

   Nach einiger Zeit spürte er den dringenden Wunsch, in die uralte Stadt Trier zu wallfahren und die vielfältigen großartigen Heiligtümer zu besuchen, die es dort gibt. Nachdem er also einige Tage lang inner- und außerhalb der Stadt von einer Kirche zur anderen gewallfahrt und bei allen Häusern um Almosen für sein Essen gebettelt hatte, sah ihn ein trierischer Edelmann, der ihn für einen Bettler und einfältigen Bauernkerl hielt und wegen seines Bettelns ausschimpfte und zu ihm sagte: „Du bist doch ein starker Kerl, kannst Dich sicher gut selbst ernähren und willst doch lieber betteln gehen? Wenn Du keine Arbeit hast, dann hüte mein Vieh und verdiene Dir damit Dein Brot.“

   Der heilige Wendelin dachte, daß ihm dieser Hirtendienst bei der wahren Verachtung des Weltlichen helfen würde, nahm diese schlechte Arbeit an und hütete zunächst die Schweine des Junkers. Aber er fand bei diesen unruhigen Tieren keine innere Ruhe; sie störten ihm bei seinem Gebet. Also bat er seinen Dienstherrn, ihn von der Hut der Schweine zu entbinden und dies einem anderen zu übertragen.

   Der Junker mochte seinen Hirten wegen seiner Frömmigkeit und Einfalt. Also entsprach er dem Wunsch und machte ihn zu seinem Kuhhirten. Bei dem Rindvieh konnte der heilige Wendelin seine Andacht besser verrichten und seinem Gott in größerer Ruhe dienen, darum verbrachte er lange Zeit mit den Tieren, und der liebe Gott segnete seine Herde wegen seiner Gebete. Er machte das Vieh viel fruchtbarer, als es zuvor gewesen war. Der Junker wunderte sich zwar sehr darüber, wußte aber nicht, daß dieses Glück durch die Frömmigkeit seines Hirten zuwege gebracht wurde; dennoch hielt er ihn in besonderen Ehren. Nach einiger Zeit wollte der heilige Wendelin auch die Hut der Kühe ablegen und nach dem Brauch der alten Patriarchen die Schafe hüten. Nach der Zustimmung seines Junkers hütete er die Schafe voller Fleiß und konnte dabei seinem Gott noch viel fleißiger dienen.

   Er hütete die Schafe nicht immer nur an einem Ort, sondern trieb sie oft weit von zuhause weg, damit er seine Andacht durchführen konnte, ohne von Menschen gestört zu werden. Und obwohl er seine Herde manchmal sehr weit weggetrieben hatte, kam er doch stets durch Gottes Fügung am Abend rechtzeit nachhause zurück. Der liebe Gott schützte seine Schafe besonders, bewahrte sie vor Krankheit und wilden Tieren und machte sie über das normale Maß hinweg fruchtbar. Deswegen liebte ihn sein Dienstherr umso mehr. Bei den Dienern und Knechten aber, die ihm diese Gunst mißgönnten, war er sehr verhaßt. Der Satan trieb sie dazu, ihm viel Leid anzutun, ihn auf vielerlei Art zu verspotten und ihn bei dem Junker verhaßt zu machen.

   Der Diener Gottes merkte, daß dies auf Anstiftung des Teufels geschah und daß dieser versuchte, ihn von seinem bußfertigen Leben abzubringen. Deshalb ertrug er die ihm zugefügte Schmach mit großer Geduld und fuhr umso eifriger mit seinem gottgefälligen Leben fort.

   Wenn er mit seiner Herde unterwegs war, empfand er eine große Begierde, seine auserwählte Einöde aufzusuchen und dort seinen geliebten Jesus anzubeten und zu verehren. Dann stellte er sich vor, der Hügel, auf dem er sein Zelt und seine Kapelle errichtete, gleiche dem Ölberg, wo Christus vor seinem Leiden die Todesangst erfahren hatte. Dem lieben Gott gefiel dieses Begehren sehr, und er wollte dies mit einem unerhörten Wunder bestärken. Als nun den heiligen Wendelin wieder einmal dieses heftige Begehren überkam, seine Herde zu verlassen und sich zu seiner Einöde zu begeben, da wurde er durch die Allmacht Gottes mitsamt seinen Schafen in die Luft gehoben und binnen kurzer Zeit in seiner Einöde sanft niedergesetzt. Der heilige Wendelin war über dieses große Wunder sehr erstaunt, dankte dem lieben Gott mit gebeugten Knien und verharrte den größten Teil des Tages in heiligem Gebet.

   Am Abend wurde er wiederum mit seiner Herde in die Luft erhoben und - obgleich Trier gut vierzehn Stunden entfernt liegt (2) - in kurzer Zeit vor den Toren dieser Stadt wieder abgesetzt. Das geschah von dieser Zeit an jeden Tag und zwar so im Geheimen, daß kein Mensch je dieses große Wunder gesehen noch davon erfahren hat. An diesem Ort, wo die Schafe weideten, gab es kein Wasser, weshalb der heilige Wendelin sein Gebet an Gott verrichtete, seinen Hirtenstab mit großem Vertrauen in die Erde stieß und mit der Hilfe Gottes eine frische Quelle hervorbrachte.

   Dieser Brunnen ist erst vor kurzem [um das Jahr 1650] unweit der Stadt vierkantig in Stein eingefaßt worden und wird St. Wendelsbrunnen genannt; jährlich am Montag in der Kreuzwoche (3) zieht eine Prozession dorthin, und der Herr Pastor weiht den Brunnen. Und um Unheil von Mensch und Vieh abzuwenden, wird der Brunnen fast täglich besucht.

   Nahe diesem Brunnen, wo heute eine Kapelle und ein Eremitenhäuschen steht, steckte der heilige Wendelin wiederum seinen Stab in die Erde, worauf dieser zu wachsen begann und zu einer großen Hainbuche heranwuchs. Man hat sie alle Zeit „St. Wendelsbaum“ genannt. Sie stand lange da und ist erst vor wenigen Jahren abgestorben. Damit nun dieser große Diener Gottes sein Gebet und seine Betrachtung besser vollziehen konnte, schickte Gott einen Engel, der an seiner statt die Schafe hütete, welchen lieben Engel der heilige Wendelin zweifellos oft mit eigenen Augen gesehen und mit ihm geredet hat. Die alte Legende sagt auch, Christus selbst sei ihm oft erschienen und habe zu seinem Trost mit ihm gesprochen. Wie lange dieses große Wunderwerk aber andauerte, davon spricht die Legende nicht, sondern beschreibt nur, auf welche Weise dieses große Wunderzeichen endlich ans Licht kam. Das geschah folgendermaßen:

   Wendelins Junker war einmal mit einem Diener wegen gewisser Geschäfte nach Straßburg verreist und nahm auf dem Rückweg einen Weg durch die Wildnis, worin der heilige Wendelin die Schafe hütete. Als er sich diesem Ort näherte, sah er seine Herde und sprach zu seinem Diener: „Mir scheint, dieser Hirt ist unser Wendelin - auf jeden Fall ähnelt er ihm sehr“. Der Diener sagte: „Wie soll denn unser Wendelin hierherkommen, wo wir uns doch so weit von Trier entfernt befinden?“

   Als der Junker seinen Hirten erreichte, erkannte er ihn und wurde sehr zornig auf ihn. Er verfluchte ihn und sagte unter anderem: „Du verrückter Wendelin, bist Du närrisch geworden oder völlig durchgedreht, daß Du meine Schafe einen so weiten Weg getrieben hast? Gibt es denn nicht genügend Futter um Trier herum, daß Du in diese furchtbare Wildnis fahren mußtest?“

   Der heilige Wendelin sprach: „Lieber Herr Junker, zürnet mir doch nicht so sehr, denn ich glaube, daß die Schafe auf dieser Weide besser gedeihen als um Trier herum.“

   „Soll ich nicht zornig auf Dich sein,“ sprach der Juncker, „wo ich doch viele Gäste geladen habe und heute abend einen Hammel schlachten muß“, worauf der heilige Wendelin erwiderte: „Mein Herr, dann werde ich mit der Herde bezeiten zuhause sein.“

   Der Junker sagte: „Wie willst Du denn vor Anbruch der Nacht zuhause sein, wo ich es doch auf dem Pferd kaum schaffe?“. So ritt er voller Zorn davon und schimpfte auf dem ganzen Weg über seinen Hirten. Er trieb sein Pferd zur Eile an, da er nun anderswo Fleisch für seine Gäste kaufen mußte.

   Nun hört das Wunder, das sich hier zutrug: Als er in den Hof vor seiner Burg ritt, da war der heilige Wendelin mit seiner Herde schon da und hatte seine Schafe schon in den Stall getrieben. Hierüber erschrak der Junker so sehr, daß er kaum glauben konnte, was er mit seinen eigenen Augen sah. Er betrachtete dieses große Wunder und hielt seinen Hirten für einen heiligen Mann. Er fiel ihm demütig zu Füssen und sprach reumütig zu ihm: „Mein lieber Wendelin, bitte verzeih mir die bösen Schmähworte, und sag mir aufrichtig, wer Du bist, denn ich sehe, daß Du ein heiliger Mann bist und Gott große Wunder mit Dir und durch Dich wirkt.“ Der demütige Diener Gottes fiel seinem Herrn zu Füßen und sprach demütig: „Ich bitte Euch, Herr, stehet doch auf und erweiset mir keine solche Ehre, denn ich bin kein heiliger Mann, sondern ein armseliger Mensch und ein einfältiger Hirt und Bauersknecht.“

   Der Junker staunte und sprach: „Das kann ich Dir nicht glauben, sondern muß Dich für einen grossen Diener Gottes halten. Du magst aber sein, wer Du willst, jedenfalls kann ich Dir nicht weiter erlauben, mein Vieh zu hüten, weil ich Angst haben müßte, daß Gott mich dafür hart bestrafen würde, wenn ich von seinem treuen Diener mein Vieh hüten ließe. Sag mir doch bitte, was Du Dir von mir wünschst, so will ich es Dir auf jeden Fall erfüllen.“

   Der heilige Wendelin sprach: „Ich wünsche mir von Euch nur, daß Ihr Euren gottlosen Lebenswandel aufgebt und hinfort ein frommes Leben führt, so daß der Zorn Gottes nicht unversehens über Euch komme und Euch wegen Eurer Räubereien und Ungerechtigkeiten in das Ewige Feuer stürze.“

   Hierüber wußte der Diener Gottes so viel zu reden und dem bösen Edelman so stark ins Gewissen zu reden, daß der darüber heftig erschrak, seine schlimmen Sünden bereute und dem Diener Gottes wirkliche Besserung versprach. Er wollte ihm auch viel Geld als Almosen geben, aber Wendelin wollte nicht mehr als seinen verdienten Hütelohn annehmen, den er sofort an die Armen austeilte und in äusserster Armut in seine Wildnis eilte.

   Im Jahre 590 ließ er sich im Benediktinerorden des Klosters Tholey - zwei Wegstunden von seiner Hütte entfernt gelegen - als Einsiedler einkleiden, ging dann zu seinem Zelt und begann von neuem, ein überaus strenges Leben zu führen.

   Er aß nur wilde Kräuter, trank kaltes Wasser, schlief auf der harten Erde, wachte bis in die tiefe Nacht im Gebet, litt im Winter grausame Kälte und ging nicht nur an Sonn- und Feiertagen, sondern in der Woche nach Tholey zur Heiligen Messe.

   Er mußte viele schwere Versuchungen durch den Teufel erleiden. Der redete ihm ein, sein Herr Vater und seine Frau Mutter trauerten um ihn, ließen ihn überall suchen und würden vor Leid schier vergehen. Das gaukelte ihm der Satan so klar vor, als ob er es mit seinen Augen sähe und seinen Ohren hörte, so daß ein tiefes Mitleid erfaßte; der Versucher sagte ihm gar, er könne ihn aus seiner Wüstenei direkt in sein Königreich tragen.

   Der fromme Wendelin überwand durch Gottes Hilfe diese extrem schwere und lange Versuchung. Dann setzte ihm der Satan so stark mit unkeuschen Gedanken zu, daß der keusche Einsiedler sich nicht anders helfen konnte, als sich nackt in ein Dornengebüsch zu werfen und so lange darin herum zu wälzen, bis er blutüberströmt war. Einmal erschien ihm der Teufel gar in Gestalt eines grauenvollen Drachens und erschreckte ihn so sehr, daß er glaubte, er befände sich schon in seinem Rachen: Er aber rief Gott um Hilfe an, machte das Kreuzzeichen gegen den Drachen und trieb ihn in die Flucht.

   Danach wollte der allmächtige Gott seinen demütigen Diener in der Welt bekannt machen und mit vielen Wunderzeichen erleuchten. Als einmal eine tödliche Seuche unter das Vieh kam, nahmen die Bauern der Gegend ihre Zuflucht bei diesem heiligen Einsiedler und brachten ihn durch ihre inständigen Bitten so weit, daß er mit ihnen in ihre Dörfer ging, über das kranke Vieh betete und es durch das Heilig-Kreuz-Zeichen gesund machte. Durch dieses Wunder wurde sein Name im ganzen Westrich bekannt, und die Leute faßten ein so großes Vertrauen zu ihm, daß wer ein krankes Schaf oder Vieh hatte, dieses zu ihm führte und stets gesund wieder nach Hause trieb.

   Um diese Zeit starb der Vorsteher des Klosters Tholey, und die Mönche konnten sich in der Wahl eines neuen Vorstehers nicht einig werden. Als sie im Gebet den heiligen Geist anriefen, hörten sie eine himmlische Stimme sprechen: „Erwählt Wendelin, den Schafhirten, zu Eurem Abt.“ (4)

   Durch diese Stimme bewegt, begaben sich sich in seine Einöde, ernannten ihn zu ihrem Prälaten und baten ihn auf Knien, er solle ihr Vater und Oberhirt sein. Der demütige Mann weigerte sich beharrlich und sagte, daß er zu solchem Amt ganz untauglich sei und sich besser auf das Schafeweiden als auf das Regieren von Geistlichen verstünde. Nach langem Widerstreben sagten die Mönche: „Wisse, o Diener Gottes, daß wir nicht auf menschliche, sondern auf göttliche Anweisung hierher kommen und Dich zu unserm Vater wählen. Denn als wir den Heiligen Geist anriefen, uns zu offenbaren, wen wir erwählen sollten, hörten wir eine himmlische Stimme sprechen: ‚Erwählt Wendelin, den Schafhirten, zu Eurem Abt.’ Wenn Du also ein wahrer Diener Gottes sein willst, so wirst Du Dich seinem göttlichen Willen nicht widersetzen.“

   Nach diesen Worten unterwarf sich der heilige Wendelin gehorsam dem göttlichen Willen, nahm die Würde demütig an und schickte einen Brief zum Trierer Erzbischof um Bekräftigung der Wahl.

   Damals war der heilige Severinus Erzbischof zu Trier (5). Er hatte viel Gutes von dem heiligen Wendelin gehört, und auch der Papst hatte den heiligen Wendelin anbefohlen. Darum freute er sich über dessen Erwählung, kam selbst in das Kloster Tholey und weihte ihn im Jahre 597 zum Abt. Damals schlossen diese beiden Heiligen miteinander Freundschaft und blieben zu Lebzeiten vertraute Freunde.

   Nun darf man es als sicher annehmen, dass der große Diener Gottes Sankt Wendelin, vom Heiligen Geist selbst zu diesem Amt erwählt, sein Kloster gar heilig regiert haben wird; gleichwohl findet man zu Tholey von seiner Regierung und seinem klösterlichen Leben nicht die geringste Meldung, weil die damaligen Patres hierüber nichts niedergeschrieben haben oder diese Schriften bei der Plünderung des Klosters verbrannt oder verloren gegangen sind.

   Um das Jahr 617 erkrankte der heilige Abt und merkte, daß seine letzte Stunde nahte; darum ließ er dies dem heiligen Severin eilends mitteilen und sich in dessen heiliges Gebet befehlen. Wegen der großen Liebe, die der heilige Erzbischof dem heiligen Wendelin gegenüber empfand, kam er persönlich zu ihm, um die letzten Stunden mit ihm zu verbringen und ihm mit eigener Hand die heiligen Sakramente zu reichen.

   Plötzlich sahen die beiden heiligen Männer zwei Engel vom Himmel herabkommen, eine weiße Leinwand über das Bett des Kranken ausbreiten und drei schöne Kronen darauf setzen. Während der Kommunion knieten sie demütig nieder, und danach fuhren sie wieder gen Himmel.

   Da offenbarte der heilige Wendelin dem heiligen Severin im Geheimen, daß er der königliche Erbprinz von Schottland gewesen, um Christi Willen diese hohen Würden verlassen und ein armer Schweine-, Kuh- und Schafhirt geworden sei, was den heiligen Bischof auf’s höchste verwunderte und ihn die Heiligkeit dieses großen Dieners Gottes über alle Massen hochschätzen ließ.

   Nach Wendelins seligem Tod sagte er zu den Mönchen: „Wißt Ihr denn, was für einen vornehmen Prälaten Ihr hattet?“ Als sie verneinten, sprach er: „Vor seinem seligen Ende hat er mir im Geheimen anvertraut, daß er der königliche Erbprinz von Schottland gewesen sei, sich heimlich aus dem Königreich fortgemacht und als Pilger Wallfahrten nach Rom und andere heilige Orte unternommen hat.“ Die Mönche waren über alle Maßen erstaunt über das Gehörte, fielen vor dem heiligen Leichnam demütig nieder und küssten mit großer Ehrerbietung seine heiligen Hände und Füße.

   Der heilige Severin ist natürlich zum Begräbnis da geblieben und hat den hochwürdigen, hochheiligen Prälaten persönlich in der Klosterkirche vor dem hohen Altar bestattet. Am folgenden Morgen fanden sie das Grab offen und den Sarg außen auf der Erde stehen. Die Mönche erschraken darüber gewaltig und begruben ihren heiligen Vater mit großer Ehrerbietung ein zweites Mal, fanden ihn aber am nächsten Morgen wie am ersten Tag. Als dies auch am dritten Morgen geschah, da erkannten sie, daß ihr lieber Vater nicht bei ihnen begraben sein wollte. Darum setzten sie die Leiche auf einen Wagen, spannten zwei ungezähmte Ochsen davor und ließen sie gehen, wohin sie wollten.

   Nach einer Weile wurden ihnen die Augen geöffnet, und das ganze Volk sah, daß zwei Engel neben den Ochsen hergingen und sie den richtigen Weg bis zur Hütte des heiligen Wendelin führten. Dort standen sie still, und niemand konnte sie weitertreiben.

   Der heilige Leichnam wurde dort ehrerbietig begraben und von Gott mit vielen Wundern geziert, so daß man es für ratsam hielt, den heiligen Leichnam aus der Erde zu heben und in ein hohes steinernes Grab über der Erde zu legen, um welches man die 12 Apostel - aus Stein gehauen - gestellt und es mit Laubwerk und anderen Figuren verziert hat, wie es noch heute zu sehen ist. (6) In diesem schönen Grab wurde der heilige Leichnam noch mehr als zuvor besucht, mit vielen Opfergaben beschenkt und von Gott mit großen Wunderzeichen herrlich bekanntgemacht. Deshalb baute man aus den Opfergaben eine große Kapelle mit zwei Altären derart, daß das Grab mitten in der Kapelle stand, von einem eisernen Gitter umgeben. (7)

   Weil die Menschen nun dort die Messe hören und ihre Andacht besser verrichten konnten, vermehrten sich der Zulauf, die Wunder und das Opfer so sehr, daß Häuser und endlich ein Dorf errichtet wurde, damit man die Pilger dort in der Wildnis beherbergen und verpflegen konnte.

   Hier soll auch nicht verschwiegen werden, dass gleich nach dem Tod des heiligen Wendelin der heilige Severin einige Gesandte nach Schottland schickte, die dem damaligen König, dem Bruder des heiligen Wendelin, berichteten, wie dieser im Westrich das strenge Leben eines Einsiedlers geführt hatte und in Tholey zum Abt erwählt wurde und erst kurz vor seinem heiligen Ende offenbart habe, daß er der königliche Erbprinz von Schottland gewesen sei, um der Liebe Gottes wegen aber diese hohe Würde ausgeschlagen habe. Dieser bewunderungswürdigen Haltung wegen reisten viele Schottländer samt einigen königlichen Bediensteten zum Grab des großen Heiligen, verehrten seine Heiligkeit mit herzlicher Andacht und opferten ihm viele vortreffliche Gaben, von denen heute noch etliche in der Wendelskirche zu sehen sind.

   Der vielen Wunder wegen, die der heilige Wendelin an seinem Grab an vielen Kranken wirkte, vor allen denen, die sich etwas gebrochen hatten, sowie auch um das Jahr 1320, als eine große Pest unter Mensch und Vieh durch seine offensichtliche Hilfe abgewendet wurde, hat der Trierische Kurfürst Balduin den Ort dem Grafen von Nassau Saarbrücken abgekauft (8) und eine Stadt dorthin gebaut, die St. Wendel genannt wird. In der Mitte hat er diesem Heiligen zu Ehren eine überaus schöne und große Kirche aufgerichtet. Diese Kirche war schließlich von dem weltberühmten Kardinal Nikolaus von Kues geweiht und mit einer sillbernen Ampel und einem ewigen Licht verziert und beschenkt worden. (9)

   Am heiligen Pfingstfest erhob er den heiligen Leichnam aus seinem Grab, worin er 750 Jahre gelegen und verehrt worden war, und überführte ihn in die genannte Kirche. Dieses Fest wird heute noch in jedem Jahr am 5. des Heumonats gehalten; dabei wird gesegnetes Brot ausgeteilt. (10) Alle Knochen waren noch vorhanden und teilweise mit Haut und Adern überzogen. Die Nägel waren auch noch an allen Fingern und Zehen; das Fleisch aber war in Asche verwandelt. Diese heilige Asche sammelte er in zwei lederne, mit Seide überzogene Säckchen, welche solche Kraft in sich hatten, daß durch ihre Berührung Blinde sehend, Taube hörend und viele Kranken gesund wurden.

   Die Gebeine des Heiligen ließ er mit goldenem und silbernem Draht zusammen heften, in einen hölzernen Kasten einschließen und hinter dem hohen Altar so hoch aufstellen, daß man wirklich darunter hindurchgehen kann. Bei der Übertragung des heiligen Leichnams geschahen so viele Wunder, daß solche weithin bekannt wurden und sie nicht nur in den umliegenden Ländern, sondern auch bei den Engländern und Schotten bewirkten, daß sie in zahlreichen großen Prozessionen nach St. Wendel wallfahrteten und viele große Kerzen von hundert und mehr Pfund Gewicht opferten. Noch heute sind auf beiden Seiten des Chors zweiundzwanzig davon zu sehen. Zwei von ihnen sind so groß wie der Mastbaum eines großen Schiffs; sie zeigen uns genügsam, daß der große heilige Wendelin viele Wunder bewirkt und aus Dankbarkeit mit so großen Kerzen verehrt und beschenkt wurde.

   An den Pfingstfesttagen des Jahres 1505 (11) kam eine unzählbar große Menge Pilger nach St. Wendel, die so große Andacht zu dem lieben Heiligen zeigten, daß ein jeder den hölzernen Kasten, die Totenlade, küssen, berühren und vermutlich einen Splitter davon mitnehmen wollte. Durch diesen Eifer des Volkes geschah es, daß der Kasten zerbrochen und weit geöffnet war, daß man den heiligen Leib sehen, ja fast sogar berühren konnte. Deshalb befahl der damalige Kurfürst Jakobus [Jakob II. von Baden], einen neuen Kasten zu machen, und sandte einige hohe Herren nach St. Wendel, um den heiligen Körper in diese neue Lade zu betten und dabei zu prüfen, ob etwas von dem Körper abhanden gekommen sei. Er befahl auch, daß die Lade ab sofort nicht mehr geöffnet werden dürfe, aber von Pfingsten, wenn die gewöhnlichen Prozessionen beginnen, bis an St. Wendelstag ausgestellt bleibe, und während dieser Zeit an jedem Sonntag vor dem Hochamt in einer Prozession aus der Kirche in die genannte Kapelle zu seinem vorherigen Grab getragen werden, dort wieder aufstellt, mit etlichen Fürbitten geehrt und dann wiederum in die große Kirche getragen werden solle.

   Was die Wunder des heiligen Wendelin angeht, ist zu wissen: Im Jahre 1566 geriet das schöne Schloß in Saarbrücken in Brand, der unlöschbar zu sein schien. Da nahm der katholische Graf Johann mit seiner Gemahlin Mechtilde Zuflucht bei dem gemeinen Nothelfer des Landes, dem heiligen Wendelin, und gelobte ihm einen silbernen, d.h. wohl eher vergoldeten Kelch und jährlich ein Lamm als Opfer. Nach diesem Gelöbnis erlosch das Feuer von selbst und fügte weder dem Schloß noch der Stadt weiteren Schaden zu. Dieser Kelch ist immer noch in St. Wendel, und täglich wird damit zelebriert, und das Wunder ist darin mit Buchstaben eingraviert. Anstatt des Lamms liefern die Herren von Nassau jährlich einen halben Gulden.

   Es steht auch fest, daß der heilige Wendelin von der Pfarrei Kübelberg in der Pfalz einmal eine große Pest abgewendet hat, nachdem das hart bedrängte Volk seine Hilfe angerufen und sich verpflichtet hatte, ein jährliche Prozession durchzuführen und stets eine vierpfündigen Kerze zu stiften. Deshalb wallfahrten sie jährlich am Pfingstmittwoch nach St. Wendel, und außer der Kerze führten sie eine Fahne mit sich, worauf der heilige Valentin, ihr Kirchenpatron, dem heiligen Wendelin die Hand gibt und ihm gleichsam dankt, daß dieser vor Zeiten die Pest aus seiner Pfarrei vertrieben hat. Diese Prozession wurde zwar in den ketzerischen Zeiten viele Jahre lang unterlassen, hat aber vor ein paar Jahren durch Initiative des derzeitigen Pfarrers, Herrn Christoph Weintraut, wieder eifrig angefangen. (12)

   Man kann auch in der Legende lesen, daß ein Kriegsgeneral, dessen Name aus bestimmten Gründen nicht genannt wird, den St. Wendeler Kirchenschatz rauben wollte. Aber am Stadttor sei er blind geworden, so daß er mit seiner Rotte das Tor nicht finden konnte. Worüber er sehr erschrocken seine Sünde bereute, den heiligen Wendelin um Hilfe rief und nach getanem Gelübde das Augenlicht wieder erlangte. Er hat dann dem Heiligen ein Kopf- und Bruststück, 36 Pfund schwer, geopfert, das heute noch zum Kirchenschatz gehört und im Jahre 1403 von dem Hochwürdigen Herrn Gerard, Weihbischof zu Trier, geweiht und mit vielen Heiligtümern angefüllt wurde.

   Als im Jahre 1560 die ungläubige Ketzerei sehr grassierte (13), wollten die wütenden Ketzer einmal des Nachts die Stadt St. Wendel überrumpeln und mit ihrer Ketzerei vergiften. St. Wendel aber beschützte seine Stadt so mächtig, daß die Ketzer ihr nichts abgenommen haben. Nicht ein Schuß landete innerhalb der Mauern, und sie mußten in Spott und Schande wieder abziehen. Nur Gott und dem heiligen Wendelin allein ist es zuzuschreiben, daß seine so schöne Kirche samt ihrem großen Schatz und den vielen Heiligtümern solange Jahre in so vielen gefährlichen Kriegen unversehrt, unberaubt und von allem ketzerischen Gift bis auf den heutigen Tag frei geblieben ist. Ja, als in dem letzten Brandkrieg 1675 einem gewissen Offizier von den Franzosen befohlen wurde, die Stadt samt der Kirche in Brand zu stecken (14), konnte er nach eigenem Bekunden weder der Kirche noch der Kapelle und noch viel weniger dem heiligen Leichnam irgendein Leid oder Schaden zufügen.

   Im Jahre 1676 hat Mathias Schmitt von Weiersbach in der Pfarrei Hoppstädten im Brachmonat [Juni] an seinem todkranken Kind, das nur noch Haut und Knochen und völlig ausgezehrt war, die hilfreiche Gnade des heiligen Wendelin nach verrichtetem Opfer mit Freuden in völliger Genesung seines Kindes erfahren und gesehen.

   Im Jahre 1677 diente ein calvinistischer Schweizer (15) namens Wilhelm in der Schweizerei der Fräulein von Sötern, die jeden Sonntag in St. Wendel die Predigt zu hören pflegte. Als dieser einmal am St. Wendelstag in der Predigt war und hörte, der liebe Heilige sehr gelobt wurde, dachte er bei sich: das ist alles falsch und erlogen, was der Mönch da auf der Kanzel sagt. Sofort wurde er stockblind, so das man ihn aus der Kirche führen mußte. Er erkannte und bereute sofort seine Sünde, bat den heiligen Wendelin wegen seiner Gotteslästerung um Verzeihung und gelobte ihm, wenn er ihm das Augenlicht wiedergeben würde, wolle katholisch werden. Auf dieses Gelöbnis hin erhielt er sein Augenlicht zurück, worauf er sich darauf vorbereitete, katholisch zu werden. Er beichtete, nahm die heilige Kommunion und hat dieses Wunder zum Lob des heiligen Wendelin überall verbreitet.

   Als im Jahre 1699 der Heiligtumskasten des heiligen Wendelin geöffnet wurde, lebte in der Nachbarschaft eine kranke Frau, die lange krank danieder gelegen hatte und kein Mittel zu ihrer Gesundung finden konnte. Als sie von der Öffnung der heiligen Lade hörte und nicht persönlich dort erscheinen konnte, gelobte sie, wenn die die Gesundheit erlangen würde, wolle sie mit ihrem Ehemann eine Wallfahrt zu der heiligen Kirche machen und dort beichten und die Kommunion einnehmen. Nach diesem Gelübde während eines Gebets stand sie gesund auf, verrichtete die Wallfahrt und ihr Gelübde und berichtete mir, Nikolaus Keller, dem derzeitigen Pastor von St. Wendel, und anderen, welche große Guttat und Liebe der heiligen Wendelin ihr erwiesen hat.

   Im Juli 1700 wurde Catharina Dreher aus Hoppstädten durch die Fürsprache des heiligen Wendelin geholfen, nach dem sie ihr Opfer gebracht hat: sie hat ihre Gesundheit wiedererlangt, was sie unter Eid ausgesagt hat.

   Im Februar 1702 gelobte der lahme Schulmeister von Hoppstädten, zu Fuß nach St. Wendel zu wallfahren und den wundertätigen Heiligen vor dessen Leichnam um gerade Glieder anzurufen, welches er mit solchem Eifer tat, daß er mit geradem Rücken wieder nach hause gegangen ist und diese große Guttat des lieben Nothelfers heute noch preist.

   Das gleiche bezeugt auch von sich der jetzige Schulmeister von St. Wendel, Martin Monz, daß er von Trier lahm mit Krücken nach St. Wendel gekommen und durch die Hilfe des heiligen Wendelin, den er lange Zeit angerufen hat, so weit gesund wurde, daß er - wie sehr viele wissen - seine Reise von hier nach Trier ohne Beschwerden zu Fuß gehen konnte. Er bezeugt ferner - und viele Einwohner der Stadt mit ihm -, daß sein Sohn auf wunderbare Weise durch des heiligen Wendelins Hilfe in augenscheinlicher Todesgefahr - eine große Menge Steine eines umgefallenen Gebäudes waren auf ihn gefallen - vor dem Tod bewahrt und ohne große Verletzungen herausgezogen wurde.

   Schließlich ist zu wissen, daß am 11. September 1699, als die Lade des heiligen Wendelin durch Ihro Hochwürdige Gnaden, Herrn Peter Verhorst, Weihbischof zu Trier, geöffnet wurde, man den heiligen Leichnam in solchem Zustand vorgefunden wurde, wie es oben beschrieben ist. Mit Staunen sahen die Anwesenden, daß der heilige Körper ganz unversehrt dalag, als ob er gerade erst frisch hereingelegt und niemals zuvor berührt worden sei, obwohl er doch jährlich so oft angehoben und so weit herumgetragen wird. Sein Abts- oder Prälatenring hing ihm von der Brust, und der heilige Leichnam lag auf einem Stück eines Benediktinerhabits, bedeckt von zwei nicht verwesten Tüchern. Das eine zerteilte der Herr Weihbischof in kleine Stücke und teilte es an das Volk aus, weil es durch die Berührung des heiligen Leibs geheiligt worden war.

   Zum Schluß soll hinzugesetzt werden, was der berühmte Gabriel Bucelinus vom Orden des heiligen Benedikt in seinem Buch über das Leben heiliger Benediktiner über unseren Heiligen geschrieben hat: (16)

   „Der heilige Wendelin hat mit so vielen Tugenden und Wunderzeichen geleuchtet, daß sein Name in Europa, vor allem aber in Deutschland und Frankreich bekannt und berühmt wurde und ihm zu Ehren viele Kirchen, Kapellen, Altäre und Statuen aufgerichtet wurden.“

Anmerkungen

 

Pfarrer Nicolaus Keller stammte vermutlich aus St. Nabor im Elsaß. Er kam am 5. Dezember 1697 nach St. Wendel, begleitet von seinen Eltern und seinen drei Geschwistern, und trat am folgenden Tag seinen Dienst als Pastor der hiesigen Pfarrgemeinde an.

 

Julius Bettingen schreibt über ihn im 2ten Teil seiner Geschichte der Stadt St. Wendel, er sei „nach einer Notiz“ ein unruhiger, streitsüchtiger Mann gewesen und habe mit dem Amtsverwalter Damian Hartard Dham in stetigem Streit gelebt. Deshalb und wegen seinem unschicklichen Umgang mit dem schönen Geschlecht versetzt worden sein - 1711 nach Trier-St. Paulin und 1717 nach Zweibrücken, wo er am 25. Mai 1747 im Alter von 76 Jahren starb.

 

Weniger als zwei Jahre nach seinem Amtsantritt ließ er die Reliquie erheben und den Sarg öffnen, wie er am Ende seiner Legende ausführt. Das mag ihn dazu bewogen haben, eine neue Variante der Legende zu verfassen, die 1704 in der Druckerei des Klosters Einsiedeln gedruckt und im Laufe des 18ten Jahrhunderts in etlichen Neuauflagen im Heiligen Römischen Reich und der Schweiz nachgedruckt wurde.

 

In dieser Legende, deren modernisierte Abschrift in diesem Büchlein vorliegt, legt er das Sterbejahr des hl. Wendelin fest: Er schreibt „um 617“. Darauf basiert die große Wallfahrt, die wir in diesem Jahr 2017 in St. Wendel veranstaltet haben.

 

(1) In der Druckerei des Klosters Einsiedeln wurde die Legende 1704 zum ersten Mal gedruckt.

 

(2) Die Entfernung von der Wendelskapelle in St. Wendel bis zum Domfreihof in Trier beträgt 64 Kilometer: damit wird die Marschleistung pro Stunde auf knapp über vier Kilometer geschätzt. Mit den Schafen war Wendelin natürlich mehrere Wochen unterwegs.

 

(3) das ist die Woche mit den Gebets- und Prozessionstagen vor Christi Himmelfahrt.

 

(4) Keller schreibt, daß Wendelin Abt von Tholey wurde, aber nicht der erste Abt, da er mindestens einen Vorgänger hatte.

 

(5) St. Severin ist vermutlich eine fiktive Person.

 

(6) Das ist die Tumba, die bis 1802 in der Magdalenenkapelle stand. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde wohl angefertigt, als die Gebeine des Heiligen im Zuge der Bauarbeiten an der Pfarrkirche von dort in die Magdalenenkapelle verlegt wurden.

 

(7) Pfarrer Keller meint die Magdalenenkapelle und darin den Standort der Tumba, die er dort mit eigenen Augen gesehen hat.

 

(8) Das geschah in den Jahren 1326 bis 1328.

 

(9) Hier irrt Pfarrer Keller: die silberne Ampel hat Erzbischof Boemund, der Nachfolger des Bischofs Balduin, der Kirche im Jahre 1361 geschenkt. Nikolaus von Kues wurde erst gut 40 Jahre danach geboren. Der berühmte Geistliche war hier Pfarrer, als der Umbau der Kirche 100 Jahre später vollendet wurde (um 1460).

 

(10) Der „Heumonat“ ist der Juli. Man sagt, daß am Pfingstmontag, 5. Juli 1360, der Leichnam von der Magdalenenkapelle in die Pfarrkirche übertragen wurde. Deshalb der sog. „Wendelskuchentag“, der seit mindestens 1465 und heute noch am 5. Juli gefeiert wird. Obwohl der Pfingstmontag im Jahre 1360 der 23. Mai war.

 

(11) 2. und 3. Juli 1506, also nicht an Pfingsten, das im Jahre 1506 am 10. und 11. Juni gefeiert wurde.

 

(12) Christoph Benedikt Weintraut aus Niederklein, Amt Amöneburg bei Marburg an der Lahn, wurde um 1695 in die Pfarrei Kübelberg versetzt und am 9. Juni 1698 im Amt bestätigt. Er diente hier bis zum Jahre 1705. In seiner Dienstzeit erfolgte der Bau der Kirche in Kübelberg, die im 30-jährigen Krieg zerstört worden war (Quelle: „1050 Jahre Kübelberg 937 - 1987“ von Stefan Bauer und Hermann Klinck bzw. freundl. Hinweis von Klemens Ranker)

 

(13) womit die Reformation gemeint ist.

 

(14) Hier übertreibt Pastor Keller. Die Franzosen haben St. Wendel am 2. Februar 1677 abgebrannt. Der Befehl lautete: „die Statt S. Wendel gantz abzubrennen und ausserhalb [außer] Kirch, Pfarrhoff, Frauen von Soeteren und deß Schultheissen Hauß nichts stehen zu lassen“, siehe Stadtarchiv Trier, T-8-71.

 

(15) Personen, die Viehzucht und Molkerei nach Schweizerart zu treiben verstanden (Hirten, Stallknechte, Melker und Sennen – nannte man Schweizer, auch wenn sie nicht aus der Schweiz stammten; ein Calvinist ist ein Anhänger des französischen Reformators Johannes Calvin.

 

(16) Gabriel Bucelinus (1599-1681), Benediktiner, Universalgelehrter und Humanist: Menologium Benedictinum, Feldkirch, 1655, Seite 725.

 

[angefertigt durch Roland Geiger im November 2017]

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