Schriftzug
19. Jahrhundert -> 02.05.1892 Gründung des Turnvereins St. Wendel

Lokales und Provinzielles

St. Wendel, 2. Mai. Am Samstag Abend versammelte sich auf Einladung mehrerer Turner, die schon seit der letzten Wochen für die Wiedererweckung der edlen Turnerei unter der hiesigen Einwohnerschaft durch die Presse und persönlichen Einfluß gewirkt hatten, im Locale des Herrn Paqué eine recht stattliche Anzahl von Turnern und Turnfreunden behufs Gründung eines neuen Turnvereins in hiesiger Stadt. Nachdem aus der Versammlung die Herren Sicius und Strzelecki als Leiter der Verhandlungen des Abends erwählt waren, ergriff ersterer das Wort, nach einleitenden Worten seine Ueberzeugung aussprechend, daß wohl von all’ den Erschienen die Gründung eines Turnvereins gewünscht werde. Er könne deßhalb auch einer an ihn ergangenen Aufforderung, eine Liste behufs Beitrittserklärung durch Namensunterschrift circulieren zu lassen, Folge leisten. Nachdem diese Liste ihren Weg durch die Versammlung genommen, stellte die Zählung der Unterschriften einen ersten Mitgliederstand von 30 Personen fest, was man mit großer Genugthuung begrüßte. Es wurde hierauf zur Wahl eines provisorischen Vorstandes geschritten, der die weiteren Schritte thun und vor allem zunächst einen Satzungsentwurf ausarbeiten soll, der einer weiteren in nächster Zeit abzuhaltenden Versammlung – auf Wunsch Mehrerer wird man zu derselben auch den Turnrath des Jahren hier bestandenen Turnvereins einladen – zur Genehmigung vorzulegen ist. Aus der mittelst Stimmzettel bewerkstelligten Wahl gehen hervor die Herren Sicius uns Strzelecky als I. bzw. II. Vorsitzender, Weber, Petry und Back als Beisitzende. Es schloß sich hieran eine recht lebhafte Besprechung unter der Versammlung, wie dem jungen Vereine die Wege zu ebnen, wie seine Bestrebungen ins rechte Geleise zu bringen seien. Aus derselben entnehmen wir, daß bereits ein passendes Lokal zur Abhaltung des Turnens gewonnen ist, nämlich den Saal des Herrn Paqué, welcher diesen in dankenswerter Weise dem Vereine ohne Miethe überläßt. Auch die Beschaffung der Geräthe wird nach den Ausführungen des Herrn Sicius weitere Schwierigkeiten nicht bereiten können, sodaß mit dem Geräthturnen wohl auch in nicht allzuferner Zeit wird begonnen werden, während man mit Freiübungen die eigentliche Vereinsthätigkeit schon in Bälde zu eröffnen gedenkt. Zur Bestreitung der ersten nöthigen Ausgaben wird von jedem der Gründer ein beliebiger Betrag, jedoch nicht unter 1 Ml gezahlt. – Wir wollen unsere besondere Freude über das Zustandeskommen eines neuen Turnvereins auszusprechen nicht verhehlen, hoffend, daß er gedeihen möge, wozu uns die erste zahlreiche Betheiligung wohl sichere Gewähr leistet. Die heranreifende männliche Juged aber, die noch nicht beigetreten ist, fordern wir auf, durch allgemeinen Anschluß einen Verein zu unterstützen, dessen edle Ziele und Betrebungen nicht nur jedem Einzelnen, sondern unserm gemeinsamen großen deutschen Vaterlande zu Gute kommen. Gut Heil

 

Quelle: Nahe-Blies-Zeitung Nr. 52 vom 03.05.1892, eingesehen im Landesarchiv Saarbrücken, Notariat St. Wendel, Notar Wiese, Nr. 844 vom 07.02.1892

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