Schriftzug
19. Jahrhundert -> 28.12.1892 Angela Graeber aus Breiten macht ihr Testament

Angela Graeber aus Breiten macht ihr Testament

 

Die Originalakten der St. Wendeler Notare aus dem 19. und 20. Jahrhundert liegen im Landesarchiv Saarbrücken und können bis in die 1940 von jedem eingesehen werden. Die ältesten datieren bis in das Jahr 1798 zurück. Sie sind meistens in Deutsch verfaßt, abgesehen von einer kurzen Zeitspanne zwischen etwa 1806 und 1813, da herrscht die französische Sprache vor.

 

Jeder der Notare hat seine eigene Handschrift, mit das größte Problem, mit dem der Nachforschende zu kämpfen hat. Die Urkunden geben Auskunft über Grundstücksverkäufe, Mobiliarversteigerungen, Eheverträge, sogar Ehescheidungen, Einwilligungen, Darlehensverträge und vieles mehr. Sehr interessant sind auch die Testamente. Sie geben uns Auskunft über die Person selbst und ihre Verwandschaft, über ihre Vermögensverhältnisse und Aufenthaltsorte.

 

Das Testament der Angela Gräber geb. Schmitt aus Breiten wurde ganz willkürlich ausgewählt. Wir erfahren einiges über die Familienverhältnisse in einer Breitener Familie im ausgehenden 19. Jahrhundert.

 

"Heute den achtundzwanzigsten Dezember achtzehnhundertzweiundneunzig erschien vor dem unterzeichneten zu St. Wendel im Oberlandesbezirk Cöln wohnenden Königlich Preußischen Notar Sigismund Wiese in Gegenwart der nachbenannten Zeugen

 

die in Breiten Gemeinde St. Wendel wohnende Wittwe von Peter Gräber, Angela geborene Schmitt, welche bei gesundem Verstande dem Notar ihr Testament wie folgt dictirte:

 

Nach meinem Gott gefälligen Ableben sollen die Kinder meines Sohnes, des Arbeiters Franz Gräber zu Breiten wohnend, Namens Wendel, Elisabetha, Franz, Katharina, Peter und Johann Graeber, die letzteren drei bei ihrem genannten Vater zu Breiten, der Wendel Gräber zu Neunkirchen, die Elisabetha, Ehefrau von Wendel Mildau, bei diesem in Jägersfreude bei Saarbrücken, der Franz Gräber in Neunkirchen wohnend, meinen gesammten Mobiliar- und Jmmobiliarnachlaß zum alleinigen und ausschließlichen Eigenthum und zwar zu gleichen Theilen erben, mein genannter Sohn Franz Gräber dagegen und dessen Ehefrau Margaretha geborene Schwan, beide zu Breiten wohnend, welche seit Jahren mich in allen Lebensbedürfnissen unterhalten und pflegen, sollen so lange sie leben, und zwar ein jeder von ihnen auch nach dem Ableben des zuerststerbenden, den Nießbrauch an meinem ganzen Mobiliar- und Immobiliarnachlaß erhalten. Meine genannten Universalerben, die sechs genannten Kinder meines Sohnes Franz Gräber, sollen aber nach meinem Tode der Tochter meiner verstorbenen Tochter Katharina Graeber, Ehefrau von Joseph Schubmehl, Namens Maria Schubmehl, zur Zeit in America unbekannten Aufenthalts sammt ihrem mir dem Namen nach unbekannten Ehemann abwesend, die Summe von zweihundert Mark als deren Erbtheil herauszahlen. Die Maria Schubmehl soll hierdurch wegen ihrer Erbansprüche an meinen Nachlaß gänzlich abgefunden sein, der ihr vermachte Betrag von zweihundert Mak entspricht auch dem ihr gesetzlich zustehenden Erbanspruch, weil meine eingesetzten Erben noch durch den ihren Eltern auf Grund ihrer an mich zu erhebenden Ansprüche für Alimentation vermachten lebenslänglichen Nießbrauch an ihrem Antheil beschränkt sind, so daß also die Maria Schubmehl mit den zweihundert Mark mehr als ihren gesetzlichen Vorbehalt erhält.

 

Außerdem habe ich nur noch einen Sohn und Erben. Dies ist der seit langen Jahren abwesende, in America - ich weiß nicht wo - wohnende Arbeiter Johann Graeber. Dieser hat, als er nach America ging, gegen fünf hundert Thaler, jedenfalls mehr als er als Erbe nach seinem verstorbenen Vater und nach mir würde erhalten können, erhalten. Der Johann Graeber soll dieses Geld als Erbe behalten aber auch vollständig von seinem Erbe damit abgefunden sein.

 

Der Notar hat das Testament so wie es ihm von der Testirerin dictirt worden, mitgeschrieben und hierdurch derselben vorgelesen. Dies Alles geschah in steter Gegenwart der Zeugen, 1, des Wirths Michel Scheffler und 2, des Wagners Wendel Scheffler, beide in St. Wendel wohnend und beide nach ihrer und der Testirerin Erklärung im Besitze der gesetzlichen Eigenschaften der Testamentszeugen.

 

Worüber diese Urkunde am Tage wie Eingangs zu St. Wendel auf der Amtsstube des instrumentierenden Notars (errichtet wurde), welche nach Vorlesung ihrem ganze Inhalte nach von der Testirerin, den Zeugen und dem Notar welcher alle erschienen nach Namen, Stand und Wohnort bekannt, hier unterschrieben wart.

 

Angela Gräber

Michel Scheffler

Wendel Scheffler

Wiese"

 

Am 28. Dezember 1892 der Testirerin erste, einfache, stempelfreie Aus-

fertigung erteilt, wozu der Urkundenstempel von anderthalber Mark

kassirt worden ist. Wiese

 

Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, Notariat St. Wendel, Notar Wiese, Nr. 1470 vom 28.12.1892

 

-------------------

 

Familienkundliches

 

Der Leinenweber und Wollspinner PETER GRÄBER, Sohn von Michael Gräber und Katharina Heinz, wurde geboren am 25.10.1803 in Alsfassen, Mühlwiesgäßchen 12, und verstarb am 13.05.1884 in Breiten.

 

Er heiratete ANGELA SCHMITT am 26.02.1829 in St. Wendel, Tochter von WENDEL SCHMITT und ANNA BIEHL. Sie wurde geboren am 18.03.1811 in Alsfassen, Auf dem Hügel 4, und verstarb am 29.08.1901 in Alsfassen.

 

 

Kinder von PETER GRÄBER und ANGELA SCHMITT sind:

 

i. ANNA MARIA GRÄBER, geb. 22.10.1829, Alsfassen; gest. 25.01.1830, Alsfassen.

 

ii. FRANZ GRÄBER, geb. 06.11.1831, Alsfassen; verh. mit MARGARETHE SCHWAN, 01.03.1859, St. Wendel; geb. 1834, Baltersweiler.

 

iii. MARGARETHE GRÄBER, geb. 08.12.1833, Alsfassen; gest. 02.05.1834, Alsfassen.

 

iv. JAKOB GRÄBER, geb. 05.05.1835, Alsfassen; gest. 26.06.1839, Alsfassen.

 

v. JOHANN GRÄBER, geb. 20.02.1838, Breiten; gest. USA;

verh. mit (1) MAGDALENA SCHUBMEHL, 03.02.1863, St. Wendel; geb. 15.09.1840, Urweiler;

verh. mit (2) ELISABETH HASSDENTEUFEL, 12.03.1878, St. Wendel; geb. 08.09.1848, Hofeld

 

vi. MARIA GRÄBER, geb. 16.02.1840, Breiten; gest. 29.08.1865, Breiten;

verh. mit FRANZ SCHAADT, 29.04.1862, St. Wendel; geb. 01.11.1837, Alsfassen.

Er war Bauer und Taglöhner, u.a. hob er auf dem städtischen Friedhof Gräber aus.

 

vii. KATHARINA GRÄBER, geb. 04.11.1842, Breiten; gest. 03.10.1865, Urweiler;

verh. mit JOHANN JOSEF SCHUBMEHL, 27.07.1865 in der katholischen Pfarrkirche St. Wendelin, St. Wendel; geb. 17.06.1837, Urweiler

Auswanderung im Mai 1869 in die USA.

 

viii. PETER GRÄBER, geb. 10.01.1845, Breiten; gest. 07.02.1847, Breiten.

 

ix. PETER GRÄBER, geb. 14.07.1847, Breiten; gest. 10.06.1866, Breiten.

 

x. NIKOLAUS GRÄBER, geb. 28.05.1850, Breiten.

 

xi. MAGDALENA GRÄBER, geb. 16.02.1853, Breiten; gest. 07.07.1879, Breiten.

 

 

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
E-Mail:  alsfassen(at)web.de  (c)2009 hfrg.de

Diese Website durchsuchen

Suchen & Finden  
erweiterte Suche