Schriftzug
19. Jahrhundert -> 14.01.1833 Das Urteil für die St. Wendeler Revolutionäre

Ein Brief Maria Elisabeth Wassenichs (1767-1841), Witwe des Arztes Nikolaus Steininger (1757-1810), an ihren Sohn Johann Steininger (1794-1874), Professor an einem Gymnasium in Trier, über den die Urteile gegen die Mitglieder der Kellerschen Gesellschaft, die für die Unruhen in St. Wendel 1832 verantwortlich gemacht worden waren.

„St. Wendel den 14ten Jänarn 1833

Lieber Bruder!

Endlich ist am 12ten das Urtheil, aber wieder aller erwarten zu Gunsten der Regierung erfolgt.

1tens Schue, Juch, Sauer wegen der Gesellschaft in Kellers frei, Keller weil er sein Lokal dazu gab (und mehr als 25 Personen als Gäßte gehabt hätte) vom Prokurator auf 100 Frank und Kosten verwiesen, beym Urtheil frei.

2tens Eilf, als Rebellen beschuldigte Bürger wurden vor den Instructions-Richter Sebald verwießen, für einen Namens Lithard wurde gleich ein verhafts Befehl ausgefertigt, gleich desidirt ins Frankreich.

3tens als Beleidiger der Regierung wurde Adv. Hallauer 2 Jahr, Hen 1 Monath, Klein 1 Monath ins Gefängtniß und die Kosten verwießen. Bonnet frei gesprochen.

4tens wegen den Büchelchen wurden Adv. Hallauer 3 Monath 50 Fr. Sauer 3 Monat 50 Fr. Fischer 1 Monath 50 Fr gestraft und jedem 5 Jahr das Bürgerliche Recht beraubt.

5tens die dreifarbige Kokarten Träger frei gesprochen.

6tens wurde Juch wegen den Predigten zu 3 Monath Gefängniß und Kosten verwießen.

7tens Volz und Greif beleidiger des Brigadiens 8 Tage Gefängniß und Kosten 8tens Carl Cetto, Adv. Hallauer, Hen, Sauer, N. Hallauer Thuchmacher M. Tholei, Schue wegen Komite frei.

Alle bewußte noch beschuldigte sind frei. Juch wurde besonders bemerkt, daß Er wegen der angegriffenen Censsur und Mauth in der Predigt gestraft würde. Sie Nehmen aber jetzt noch keine Gnade an. Sie wollen (Geht das Gerede) Appellieren. Es wurde Keller ein Schreiben vom 24ten Dec von Präsident Simborsqui unterschrieben, daß seine Wirthschaft unter strenger Polizeilicher aufsicht stehe, und wenn die Gesetzwiedriche Gesellschaft nicht auf höre, Ihre Tenndenz aufgelößt würde. Seid dem sitzen fast jeden Abend 2 Gendarmens von der Brigadie da, zur aufsicht, auch oft Nachmittags.

Vor einigen Tagen fragte H. Präsident Madhin zwei Herrn welche in Jochem logierten wo Sie gewäßen wären. Sie antworteten in Kellers. Er fragte ob dann auch Gendarmens da gewessen wären. Sie sagten ja zwei, hätte ich das gewußt, erwiederte ersterer in gegenwart mehrerer Herrn ich wäre mit Ihnen gegangen, um auch zu sehen, wie man mit den Leuten umgeht. Den Tag nach her kam kein Gendarme, wie es die letzten Tage bis jetzt ging, weiß ich nicht, gestern 3.

Ich glaube aber daß der ganze Winter herumgeht ehe alles ins Reine kommt mit Bürger und Regierung, denn der Land-Rath war bis Neu Jahr ausgesetzt, und jetzt wieder auf eine unbestimmte Zeit. Sie haben das 32 Jahr noch zu verrechnen. H. Latz ist fort von hie, weiter kann man noch nichts von seinem hiesigen aufenthalte sagen, sobald ich etwas weiteres weiß werde ich es gleich melden.

Mit vergnügen ersehen wir aus letzteren briefen daß du dich recht wohl befindest wie auch Mde Klauck, ein gleiches kann ich auch von uns allen melden, ausgenommen seid vorgestern hat meine Mama den Husten, ich hoffe aber daß er bald aufhören wird. wir danken des Glückwunsches

Nebst empfehlung von Vetter Hallauer grüßet dich, Md. Klauck und H. Bruder
Deine getreue Mutter u. Schwester C. und L. Steininger“


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