Nahe-Blies-Zeitung
Februar 1854
Lokales
Unter den kleineren Kreis=Städten ist St.
Wendel, durch gefällige Lage und Örtlich=
keit, heute wie früher der Anziehungspunkt
gewisser Erholungen, die seinen Bewohnern
aus dem Hofleben vormals gefürsteter Re=
sidenten, eingedenk bleiben. Gleichwie Fleiß
und Sorgfalt die Quelle bzeichnen, aus der
unseren nothleitenden Mitbürgern ihre Gabe
fließt, also versiegt auch nicht dieselbe um der
Last des Tage zuweilen einen fröhlichen
Abend zu gewähren; Wo die Kunst der klei=
nen Stadt ihre Tragweite bietet, findet sich,
wie wir sehen, Theilnahme genug, um des
Künstlers beschiedenen Lohn zu tragen. Die
hier seit mehreren Tagen weilende Sän=
ger-Gesellschaft aus Tyrol hat gestern Abend
am 19. dieses, des Carnevals, bei wohlbesetz=
tem Hause, ihre Wiener und Schweizer Volks=
lieder in gut theatralischer Weise und auf Gui=
tarren-Begleitung, meisterhaft und mit aner=
kennendem Applause vorgetragen. Es wird
gewünscht, daß die Gesellschaft noch einige
Vorstellungen geben möge. An Geräumigkeiten
zu öffentlichen Productionen hat es nie gefehlt;
unter andern ist der hiesige Schwanensaal ge=
räumlich und stattlich eingerichtet; so daß die
Conzerte des hiesigen Gesang-Vereines, ver=
bunden mit den Leistungen aller Diletanten
aus Nah und Ferne, so auch die fremden Gast=
Vorstellungen, gehörig gegeben werden können.
Was an dem Lokale auszusetzen und besprochen
worden ist, wäre die leichtlich anzubringende
Öffnung am Plafond zum Entschwinden des
Staubes für die nächsten Carnevalsbälle, wel=
che den verheißenen Concerten nachfolgen. We=
gen eines Übelstandes, der nicht zu übersehen
ist, möchte Herr Rectenwald gebeten werden,
daß Tabakrauchen in seinem Saale während
Tanz und Concerten abzustellen, in dem die
Herrn Raucher sich dafür in den anderen Räu=
men wohl entschädigen möchten.
(eingesandt)