C. Personalien
(C.1) Carl Bruch in Baumholder wird Communal=Oberförster.
[12.01.1842] Der mit der Verwaltung der Gemeinde=Waldungen des Kreises St. Wendel commissarisch beauftragt gewesene Herr Revierförster Bruch in Baumholder ist definitiv zum Communal=Oberförster ernannt worden.
[Als 1834 das Fürstenthum Lichtenberg verkauft und entschieden wurde, welche Beamten von den Preußen übernommen wurden, stand auch der 42-jährige Carl Bruch zur Disposition. Er hatte das Amt des Revierförsters zu Baumholder seit dem 1. Juli 1824 provisorisch und seit 26. April 1827 definitiv inne (Quelle: Landesarchiv Saarbrücken, SaCoReg 83 „Übernahme der Beamten“, Seite 258). Er soll aus „Wolfersweiler im Oldenburgischen“ stammen. Aus Rudi Jungs „Familienbuch der Evang.-Luther. Kirche Baumholder 1700-1822“ erfahren wir, daß Karl Bruch mit seiner Ehefrau Carolina Hildenbrand einen Sohn namens Karl Friedrich Bruch hatte, geb. 30.06.1822 in Baumholder.] [WB2]
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(C.2) Neue Mitglieder der Hospital=Verwaltungs= Commission.
[19.01.1842] An die Stelle des als Mitglied der Hospital=Verwaltungs=Commission zu St. Wendel ausgeschiedenen Herrn Jakob Noß und des verstorbenen Herrn Balthasar Kirsch sind die Herrn Kaufmann Bruch und Schlossermeister Nikolaus Back zu Mitgliedern der Commission ernannt worden.
[Das Hospital in St. Wendel geht auf eine Stiftung aus dem Jahre 1445 zurück. Ein kinderloses gutbetuchtes, nicht mehr so ganz junges Ehepaar - Johann von Oppenheim und seine Frau Trine - von denen wir sonst so gut wie gar nichts wissen - beschloß, etwas für sein Seelenheil zu tun, und rief eine Stiftung ins Leben, wonach arme Leute, die unverschuldet in Not geraten waren, ein Dach über dem Kopf erhielten. Leiter der Stiftung waren der jeweilige Bürgermeister und der jeweilige Pfarrer. Über die ersten paar hundert Jahre der Stiftung wissen wir in der Hauptsache, daß sie funktionierte. Das Wohnhaus der Stifter wurde das erste Pfründnerhaus (Pfründner nennt man die Leute, die in den Genuß der Wohnung kamen). Es stand in der Balduinstraße in etwa dort, wo der Durchgang ist zwischen dem Schuhgeschäft Blum und dem ehemaligen Tabak-Marschall-Haus (in dem seit ein paar Jahren ein Restaurant nach dem anderen eröffnet wird, aber keines wirklich lange aushält). Bis in die späten 1980er - kurz bevor die Fußgängerzone eingerichtet wurde- befand sich hier die Eisenwarenhandlung Anton Kirsch, und ein Anton Kirsch war es auch, der dafür sorgte, daß das Hospital seinen heutigen Standort bekam. Kirsch hatte in der Marienstraße neu gebaut, aber gemerkt, daß er dort wohl etwas weit vom Schuß saß. Er schloß mit der Stadt und dem Hospital ein Geschäft ab. Die Stiftung bekam das leerstehende Hirtenhaus der Stadt (das heutige Pfründnerhaus), dafür bekam Kirsch das damalige Hospitalgebäude, und die Stadt verlegte ihr Gefängnis, das in die Jahre gekommen und viel zu klein geworden war, vom Schloßplatz in die Marienstraße in Anton Kirschs Haus. Tolles Geschäft. Jeder profitierte davon, und die Stadt wurde einen Teil ihrer immensen Schulden beim Hospital los. Das geschah im Frühjahr 1819, und Notar Hen hat das Geschäft in seinen Akten en detail festgehalten.
Das Hospital war über die Jahrhunderte hinweg durch Schenkungen und Zustiftungen sehr wohlhabend geworden und hatte sich nicht gescheut, sein Kapital zum üblichen Satz von 5 Prozent zu verleihen. Als die Franzosen kamen - nach der Revolution in Frankreich - wurde das Bürgerhospital daraus, und die meist vierköpfige Kommission wurde eingesetzt, am Anfang noch geführt von Wilhelm Joseph Castello, aber nicht als Pfarrer von St. Wendel, sondern als „Bürger“. Er blieb jahrelang der Präsident. Sein Nachfolger wurde der ehemalige Coburger Friedensrichter und Regierungsrat Johann Nikolaus Riotte, wie aus den wenigen erhaltenen Beschlußbüchern der Kommission hervorgeht.
Ein Zeitgenosse Riottes war der in der Anzeige genannte Ackerer Jakob Noß Er wohnte mit seiner Ehefrau Anna Maria Hallauer und ihren drei Kindern im Dreieck in einem langgezogenen Bauernhaus, das heute den Westteil des Anwesens „Im Dreieck 5“ bildet. Das Haus „12“ war seine Scheune. Im vorigen Jahr war er 70 geworden, Zeit, einem jüngeren Platz in seiner ehrenamtlichen Position zu machen.
Sein fast 20 Jahre jüngerer Kollege Johann Balthasar Kirsch war im Dezember 1841 gestorben. Der Bierbrauer wohnte mit seiner Ehefrau Susanna Greif und ihren neun Kindern in der Schloßstraße 4. Die Bierbrauerei dort wurde bis zum Verkauf an die Familie Schaadt kurz vor 1900 betrieben.
Abgelöst wurden sie von den Herren Back und Bruch.
Der Schlosser Nikolaus Back und seine Ehefrau Barbara Ruff wohnten in der Balduinstraße 29 - das ist in etwa die rechte Hälfte des heutigen Friseurgeschäfts Bernhard - im Elternhaus der Ehefrau, das sie im Dezember 1851 an den Kaufmann Franz Göbel verkauften. Am gleichen Tag erwarben sie von dem Schuhmacher Wendel Demuth und seiner Ehefrau Margaretha Kornbrust deren Wohnhaus am hinteren Kappesbord in der heutigen Wendalinusstraße 39. Back, der 1842 Mitglied der Hospitalskommission wurde, stieg 1851 zu deren Rendanten, ihrem Geschäftsführer, auf.
„Bruch“ war der Firmengründer Franz Bruch, aus dessen kleinem Geschäft in der Balduinstraße 2 über 100 Jahre später Globus wurde. Er war der einzige der Männer, der nicht aus St. Wendel stammte. Er wohnte zwar schon 20 Jahre hier, aber geboren war er in Zweibrücken. WB3]
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(C.3) Ludwig Loos wird Special=Beigeordneter in Ruthweiler.
[23.03.1842] An die Stelle des auf sein Ansuchen entlassenen Special=Beigeordneten Johann Schön zu Ruthweiler ist der Ackerer Ludwig Loos senior daselbst zum Special=Beigeordneten ernannt worden.
[Ruthweiler ist ein Straßendorf zwischen Kusel und Thallichtenberg in einem engen Tal, das vom Pfeffelbach, auch Aalbach genannt, im Laufe der Zeit gegraben wurde. Hoch über Ruthweiler ragt die Ruine der Burg Lichtenberg empor.
Ludwig Loos wurde um 1803 in Thallichtenberg geboren. 1826 heiratete er in Nohfelden die aus Wolfersweiler stammende Katharina Bruch (*1809). Sie wohnten vermutlich in ihrem Geburtsort, wo 1832 ihre Tochter Sophie geboren wurde. Katharina überlebte ihre Tochter genau um 8 Tage. Ludwigs zweite Ehefrau Maria Katharina Presser aus Wolfersweiler schenkte ihm einen Sohn und eine Tochter. Warum Ludwig Loos, der 1875 in Wolfersweiler gestorben ist, in der Anzeige „senior“ genannt wurde, wo doch kein Ludwig Loos junior da war - tja, gute Frage! WB12]
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(C.4) Nikolaus Kütschen zu Illingen wird Lehrer in Urexweiler.
[30.03.1842] Der bisherige Lehrer Nikolaus Kütschen zu Illingen ist zum Lehrer der erledigten Knabenschule zu Urexweiler ernannt worden.
[Nikolaus Kütschen hieß richtig Nikolaus Kutscher und war nur siebzehn Monate in Urweiler, ehe er vor dem 04.10.1843 wieder versetzt wurde. Wohin ist unbekannt.
Erledigt = führerlos, hier wohl: lehrerlos. WB13]
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(C.5) Adam Müller wird Lehrer in Burglichtenberg.
[13.04.1842] Der bisherige Schulverwalter Adam Müller junior ist zum Schullehrer an der zweiten Klasse zu Burglichtenberg ernannt worden.
[Obwohl Adam Müller „junior“ genannt wird, war er vermutlich Jakob Adam Müller, Sohn des protestantischen Schneidermeisters Abraham Müller (1748-1816) und seiner Ehefrau Anna Katharina Simon (1762-1807). Als er 1834 als definitiver Küster und Schullehrer zu Lichtenberg vereidigt wurde, war er 38 Jahre alt und seit 25. November 1820 im Amt. Er wohnte seit 1832 zu Burglichtenberg, nebst seinem Haus besaß er eine Scheune, Stallungen und einen Garten, SaCoReg 83, Seite 272] [WB15]
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(C.6) Drei Communalförster auf Lebenszeit: Schäfer, Neuwinger und Görlitz.
[22.06.1842] Die bisher commissarisch angestellt gewesenen Gemeinde Forstschutzbeamten: der Reserve=Jäger Friedrich Jakob Schäfer für das Forstrevier Grünbach, der Reserve=Jäger Peter Neuwinger für Forstrevier Baumholder und der Waldhüter Philipp Görlitz für das Forstrevier Mittelbollenbach sind zu Communalförstern auf Lebenszeit ernannt worden.
[„Reseve=Jäger“ waren Infanteristen mit speziellen Fertigkeiten im Umgang mit dem Gewehr, die ihre aktive Dienstzeit hinter sich hatten. Ihr ziviler Einsatz als Förster erscheint logisch.
Grünbach war ein Dorf östlich der Stadt Baumholder, das 1939 wegen der Anlage des Truppenübungsplatzes Baumholder geräumt und aufgegeben wurde.
Von Friedrich Jakob Schäfer konnte ich nur in Erfahrung bringen, daß er um 1818 geboren wurde und mit der zwei Jahre jüngeren Johannetta Amalia Henriette Storck verheiratet war. Ihre sechs Kinder wurden zwischen 1843 und 1849 in Mambächel geboren.
Die Geburt seines ältesten Sohns Philipp Christian 1843 meldete er zusammen mit seinem „Bekannten“ Peter Neuwinger, wie er Reserve-Jäger und wie er neuer Communalförster auf Lebenszeit. Diese Ernennung war aber wohl auch nicht unbedingt wörtlich zu nehmen, denn Neuwinger wurde schon am 27. April 1844 nach Hontheim im Kreise Wittlich versetzt. Seine beiden Söhne wurden 1867 und 1869 in Hamm geboren, dem Heimatort seiner Ehefrau Maria Jaeger. 1899 wohnte das Ehepaar in Taben-Rodt, wo Neuwinger 1907 gestorben ist.
Auf geneanet fand ich einen Philipp-Friedrich Görlitz, geboren am 25. Januar 1790 in Kirchenbollenbach, Sohn von Heinrich Jakob Görlitz und Maria Elisabeth Wolf, der am 22. Dezember 1860 in Idar-Oberstein starb. Er war von Beruf Förster. Seine Ehefrau war Elisabeth Lisky; ihre Tochter Caroline wurde am 9. August 1950 in Kirchenbollenbach evangelisch getauft.
Schäfer und Neuwinger WB25]
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(C.7) Georg Thul aus Merscheid wird Communalförster in Niederlinxweiler.
[22.06.1842] Die Stelle des in den Königlichen Dienst übergetretenen commissarischen Communalförsters Obertreis zu Niederlinxweiler ist dem Königlichen Waldwärter Georg Thul zu Merscheid vom 1. Juli c. ab commissarisch übertragen worden.
[Der Communalförster Mathias Obertreis stammte aus Föhren im heutigen Landkreis Trier-Saarburg. Er hatte mit seiner Ehefrau Maria Catharina Zimmer (*1829) in Niederlinxweiler sieben Kinder und starb 1894 als verwitweter „Königlicher Hegemeister“ in St. Wendel im Haus seines Schwiegersohnes, des Maurermeisters Michael Vollmann. WB25]
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(C.8) Utzig wird Schullehrer und Küster in Baumholder.
[22.06.1842] Der commissarisch angestellt gewesene katholische Lehrer Utzig zu Baumholder ist zum Schullehrer und Küster daselbst ernannt worden.
[Der Lehrer Johann Peter Utzig wurde 1817 in Rohrbach geboren und heiratete 1844 in Baumholder Maria Elisabetha Dinges aus Aulenbach. Ihr sechs Kinder kamen von 1845 bis 1855 in Baumholder zur Welt. Vor 1863 zog die Familie nach Losheim, wo Utzig 1893 starb.WB25]
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(C.9) Carl Dessauer aus Offenbach ist dort jetzt Schullehrer.
[Juli 1842] Der kommissarisch angestellt gewesene evangelische Lehrer Carl Dessauer zu Offenbach ist zum Schullehrer und Küster daselbst ernannt worden.
[Carl Andreas Dessauer, Lehrer (1813-1874), WB30]
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(C.10) Karl Fischer aus Grumbach wird Bürgermeisterei=Beigeordneter.
[03.08.1842] An die Stelle des auf sein Ansuchen entlassenen Herrn Leopold Gräkmann zu Grumbach ist der Herr Carl Friedrich Fischer daselbst zum Bürgermeisterei=Beigeordneten ernannt worden [WB31]
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(C.11) Johann Haab aus Furschweiler wird Spezialbeigeordneter.
[27.08.1842] Der Ackerer Johann Haab zu Furschweiler ist zum Spezial = Beigeordneten daselbst ernannt worden.
[Johann Haab (1792-1876). WB34]
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(C.12) Joseph Friedrich wird Schullehrer in Rückweiler
Der bisher provisorisch angestellte Lehrer Joseph Friedrich zu Rückweiler ist zum Schullehrer daselbst ernannt worden.
[Joseph Friedrich war nicht lange in Rückweiler, ein Jahr später taucht er im dortigen Census auf. Danach war er im Raum Völklingen tätig, bevor er im September 1853 mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern nach Amerika auswanderte. Die Familie ließ sich in Iowa nieder, wo er auch als Schullehrer arbeitete. WB37]
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(C.13) Dr. Trost aus St. Wendel jetzt auch Geburtshelfer.
[07.09.1842] Der Wundarzt erster Klasse Herr Trost zu St. Wendel ist als ausübender Geburtshelfer approbirt und verpflichtet worden.
[Johann Trost, geb. 1811 in St. Wendel, war der älteste (überlebende) Sohn des Gastwirtes und Tuchmachers Wendel Trost und seiner Ehefrau Anna Barbara Kirsch. Über sein Studium wissen wir nichts. Im Jahre 1837 - mit 26 Jahren - erhielt er vom Königl. Ministerium der Geistlichen, Unterrichts= und Medizinal= Angelegenheiten in Berlin die Zulassung als ausübender Wundarzt erster Klasse. Je nach Können und Befugnis wurden Wundärzte in verschiedene Klassen eingeteilt: 1. Klasse: wissenschaftlich gebildet, durften chirurgischen Tätigkeiten verrichten; 2. Klasse: dürfen mit dem Messer alle chirurgischen Geschäfte machen mit Ausnahme größerer Operationen; 3. Klasse: nur die Behandlung leichter Fälle, kleinerer Wunden und Geschwüre; 4. Klasse: nur Bartscheren, Blutegel ansetzen, Aderlassen und Schröpfen [Quelle: Dr. Julia Grauer, Die Privatirrenpflegeanstalt der Wundärzte Irion und Koch in Fellbach 1843-1891, Dissertation, 2012, Seite 17]. Außerdem durfte Trost im Kreis St. Wendel auch im Bereich der inneren Medizin aktiv werden. Er hatte beim Ministerium seinen Eid abgelegt und erklärt, sich in Baumholder zu habilitieren [hm - bei der Habilitierung geht es darum, sein Fach in voller Breite in Forschung und Lehre zu vertreten; warum in Baumholder?].
Schon vor 1846 war er in St. Wendel als Wundarzt tätig und in allerlei finanziellen Angelegenheiten unterwegs. So hatt er seinem Schwager, dem Schönfärber Carl Weber, 1151 Thaler geliehen. Um seine Schulden zu tilgen, überließ ihm Weber am 7. Januar 1846 allerlei Hausrat und einiges von seinem Handwerkszeug, z.B. Färbereigeräte, Farben, Wagen, Kessel und so weiter im Wert von 500 Thalern, die Trost im Anschluß versteigern ließ. Wirklich rentiert hat sich das aber nicht, denn bei den Versteigerungen am 10. und 21. März kamen nur 416 Thaler zusammen.
Außerdem erwarb „Johann Trost, Doctor und praktischer Arzt in St. Wendel“ Immobilien, z.B. 1849 einen Garten in der untersten Bosenbach für 206 Thaler. Als am 30. Januar 1854 die Ziegelhütte nahe des heutigen Friedhofs (ungefähr dort, wo heute das Amtsgericht steht) unter den Hammer kam, wurde sie für 375 Thaler von dem Seifensieder Johann Paqué und dem Arzt Johann Trost erworben. Paqué verkaufte seinen Anteil später an Trost, und der verkaufte die Ziegelhütte 1871 an die Ziegler Peter und Nikolaus Birkenbach.
1857 übernahmen Dr. Trost und seine Ehefrau Anna Maria Knoll ihr elterliches Wohnhaus in der Balduinstraße 72. Dort starb Johann Trost an Silvester 1879. Seine Ehefrau Anna Maria, die ihm neun Kinder geschenkt hatte, überlebte ihn um elf Jahre.]
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(C.14) Civilmitglieder der Ersatz=Aushebungs=Commission
In Folge der Wahl der Kreisstände vom 23. vorigen Monats sind die Herrn Bürgermeisterei=Beigeordneten Heinz zu Baumholder und Michael Tholey zu St. Wendel aus der Zahl der städtischen, und die Herrn Adjunkte Biegel zu Bliesen und Schwenk zu Sien aus jener der ländlichen Grundbesitzer, durch Rescript der Königlichen Regierung vom 29. v. M. zu Civilmitgliedern der Ersatz=Aushebungs=Commission des Kreises St. Wendel für die nächsten drei Jahre ernannt worden.
St. Wendel den 2. September 1842.
Der Königliche Landrath.
Theodor Engelmann
[Theodor Engelmann (1805-1862); Michael Tholey (1779-1847), WB36]
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(C.15) Herr Biegel zu Bliesen wird Kreisdeputierter.
In der Kreisständeversammlung vom 23. v. M. ist der Gutsbesitzer und Bürgermeisterei=Beigeordnete Herr Biegel zu Bliesen zum zweiten Kreisdeputirten des Kreises St. Wendel erwählt und von der Königlichen Regierung bestätigt worden.
St. Wendel den 15. September 1842.
Der Königliche Landrath.
[Johann Biegel aus Bliesen war Bürgermeister von 1814-1829. WB37]
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(C.16) Peter Rosen aus Hastenrath wird Kreis=Abschätzungs=Commissar.
Durch Verfügung der Königlichen Regierung vom 31. v. M. ist Herr Peter Rosen aus Hastenrath, Regierungsbezirk Aachen, zum Abschätzungs=Commissar für den Kreis St. Wendel ernannt und heute in dieser Eigenschaft vereidet worden, was hierdurch zur allgemeinen Kenntniß gebracht wird.
St. Wendel den 23. September 1842.
Der Königliche Landrath.
[Hastenrath war eine selbständige zum Kreis Düren gehörende Gemeinde. Am 1. Oktober 1932 wurde Hastenrath von der Stadt Eschweiler eingemeindet und verlor seine Selbständigkeit. Damit gehörte es fortan auch zum Kreis Aachen. Der Ort hat eine katholische St. Wendelinus-Gemeinde.
Die Mormonen (familysearch.org) kennen einen „Peter Rosen“ aus Hastenrath, Ehemann von Carolina Huppertz. Das Ehepaar hat mindestens zwei Kinder: Josephina Carolina Hubertina (*30.03.1823 Hastenrath) und Mathias Anton Hubert (* 1827 Volkenrath).] [WB38]
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(C.17) Johann Fritsch von Haustadt Lehrer an der Mädchenschule zu Freisen.
[09.11.1842] Zufolge höherer Bestimmung ist die Mädchenschule zu Freisen eingegangen und der Schulamts=Kandidat Johann Fritsch von Haustadt zum kommissarischen Verwalter der untern Klasse ernannt worden.
[Der Schullehrer Johann Fritsch wurde am 9. Januar 1823 in Orenhofen im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz als Sohn des Schullehrers Martin Fritsch und dessen Ehefrau Anna Katharina Reuter geboren. Er blieb ledig. Seine Familie zog um 1839 nach Haustadt. Lange war Fritsch nicht in Freisen, denn er starb am 8. Juni 1846 in Haustadt. Quelle: Wolfgang Reget, „Die Einwohner von Haustadt und Honzrath 1550-1899“ WB45]
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(C.18) Peter Roos und Philipp Simon werden Schulleiter und Küster.
Die bisherigen Schulverwalter Peter Roos zu Namborn und Philipp Simon zu Niederalben sind zu Lehrern an den von ihnen verwalteten Schulen sowie zu Küstern ernannt worden.
[Der Lehrer Johann Peter Roos aus Trittenheim heiratete 1845 in Namborn die aus Selbach stammende Anna Müller, die ihm neun Kinder schenkte. 1851 kauften sie sich in Namborn ein Wohnhaus.
Es ist nicht sicher, ob es sich bei Philipp Simon um Johann Philipp Simon, * 09.10.1785 in Niederalben, Sohn des Schmieds Johann Abraham Simon und seiner Ehefrau Anna Margaretha Rind, oder seinen Sohn Philipp Simon, * 1811 in Niederalben handelt. Beide waren Schullehrer: der ältere war seit 1815 protestantischer Schullehrer in Niederalben, der jüngere war 1834 noch Schulgehilfe gewesen, eingesetzt 1831. Quelle: SaCoReg 83, Seiten 400-402 WB7]
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(C.19) Carl Kupper wird Kommunalförster in Berglangenbach.
Der auf Probe angestellt gewesene Gardejäger Carl Kupper ist definitiv zum Communalförster für das Forstrevier Berglangenbach ernannt worden. [WB40]
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(C.20) Kettenhofen Leiter der katholischen Schule zu Mittelreidenbach.
Die durch Versetzung des Lehrers Heinrich erledigte katholische Schule zu Mittelreidenbach ist dem Lehrer Kettenhofen zu Itzbach, Kreises Saarlouis, kommissarisch übertragen worden.
[ggf. Johann Kettenhofen, Lehrer, *ca. 1818 in Portz, + 02.06.1860 in Helphant, S.v. Michael Kettenhofen und Maria Hutmacher WB40]
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(C.21) Böcking in offizieller Funktion am Polizeigericht Saarbrücken.
Der Referendar Eduard Böcking ist mit den Geschäften des öffentlichen Ministeriums am Polizeigerichte hierselbst von morgen ab auf die Dauer von sechs Monaten, von mir beauftragt worden. Saarbrücken den 30. September 1842.
Der Königliche Ober=Prokurator Leue.
[Friedrich Gottfried Leue (1801-1872) war ein deutscher Jurist, Rechtsreformer, Politiker und Autor. Von 1835 bis 1865 war er Oberprokurator in der Rheinprovinz und 1848-1849 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. In seiner politischen Haltung setzte Leue sich für das Gemeinwohl ein. Er galt als Kämpfer für ein einheitliches, ungeteiltes und demokratisches Vaterland. Sein Streben als Jurist und als Abgeordneter stand unter dem Ziel, das Rechtssystem zu verändern. Er forderte, die staatliche Willkür durch eine von Seiten des Staates gesetzlich verbürgte Freiheit des Einzelnen zu ersetzen, also ein Rechtssystem zu schaffen, das unabhängig und frei auf rechtlichen Grundlagen tätig ist. Wikipedia. Eduard Böcking WB40]
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(C.22) Simon Grill wird Beigeordneter in Offenbach.
An die Stelle des auf sein Ansuchen entlassenen Herrn Nikolaus Bertram zu Offenbach ist der Herr Simon Grill daselbst zum provisorischen Bürgermeisterei=Beigeordneten ernannt worden.
[Johann Nikolaus Bertram, Rotgerber und Bürgermeister (1781-1852).
Simon Grill, Rotgerber (1801-1878). WB46]
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(C.23) August Hauk wird Leiter der evangelischen Schule und Küster in Grumbach.
[14.12.1842] Die kommissarische Verwaltung der durch die Pensionirung des Lehrers Engel erledigte evangelische Schul= und Küsterstelle zu Grumbach ist dem bisherigen Privatlehrer August Hauk übertragen worden.
[Peter Engel, geboren um 1774 in Weiden (heute VG Herrstein), war seit November 1797 protestantischer Schullehrer in Grumbach gewesen und 1834 von den Preußen übernommen worden. SaCoReg 83, Seite 398, WB50]
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(C.24) Die neuen Oberpräsidenten der Rheinprovinz.
Berlin, den 21. Mai. So eben erhalten wir noch von hochachtbarer Hand die Benachrichtigung, daß heute Mittag an mehrere der betreffenden Behörden zwei Königliche Kabinettsordres gelangt sind, von denen die eine die Ernennung des wirklichen Oberregierungsraths von Meding zum Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg, die andere die des Präsidenten der Regierung in Trier, geheimen Oberregierungsraths von Schaper zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz brachte. So hat eine schon lange bekannte und noch sehr in Zweifel gezogene Bestimmung ihre amtliche Bestätigung erhalten.
[August Werner von Meding (1792-1871), reaktionärer preußischer Beamter, übte das Amt von 1842 bis 1848 aus. Eduard von Schaper (1792-1868) war Trierer Regierungspräsident 1839-1842, bis 1845 Oberpräsident der Rheinprovinz und ab 1845 Oberpräsident der Provinz Westfalen, ab 1846 Generalpostmeister. Saarbrücker Anzeiger, Nro 63, Dienstag, 31. Mai 1842]
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(C.25) Subregens Steininger wird Domkapitular
Trier, 10. November.
Die amtlichen Ernennungs=Urkunden für die bereits vor Jahren designirten Domcapitularen, die Herren Stanger aus Kreuznach und von Wilmowsky aus Saarburg, sind endlich angekommen, und werden die beiden Herren nun noch in diesem Monate ins Gremium des hohen Domkapitels eintreten. Herr Stanger ist am 21. September 1770 zu Kreuznach geboren; Herr von Wilmowsky am 3. Januar 1801 zu Pardubitz.
Wenn sich das überall verbreitete Gerücht bestätigt, so hat der hochwürdige Trierer Hof den Herrn Subregens Steininger zum Domkapitular ernannt, – eine Ernennung, die allgemeinen Beifall findet. Herr Steininger ist am 3. März 1792 zu St. Wendel geboren und hat über 20 Jahre als Lehrer der Exegese im hiesigen Priesterseminar still und segensreich gewirkt.
Die Stelle eines Caplans und Sekretärs beim hochwertigen Herrn Bischofe wird Herr Pfarrer Merten aus Sehlem nächstens übernehmen. Derselbe hat den Ruf eines frommen und wissenschaftlichen Priesters. (Trierer Zeitung)
[Quelle: Augsburger Postzeitung. 1842, 16.11.1842
„Richard Maria Steininger, geb. 3. März 1792 in St. Wendel. Sein Taufpate war der damalige kurfürstliche Amtmann zu St. Wendel, Franz Richard Gatterman.
Vom Jahre 1806-1809 besuchte er mit seinem jüngeren Bruder Johannes die damalige Secundärschule (Gymnasium) zu Trier und trat dann in das dortige Priester-Seminarium. Am 16. Juny 1810 erhielt er von dem damaligen Bischofe von Trier Carl von Mannay die Tonsur, am 23. Mai 1812 die quator minores, am 3. September 1814 von dem Bischofe Joseph Ludwig in Mainz die h. Subdiaconats-Weihe und am 17. December 1814 von dem Trier'schen Bischofe von Mannay die h. Diaconats-Weihe, von welchem Bischofe er endlich am 11. März 1815 auch die h. Priester-Weihe empfing.
Am 31. August 1811 hatte er sich bereits den Grad eines Bacheliere en lettres (Baccalaureus) erworben. Kaum Priester geworden wurde er wegen der hohen Vorzüge seines Geistes und seines Herzens schon am 1. October desselben Jahres 1815 mit der Stelle als Professor der Exegese des N.T. und als Subregens des Priester-Seminars zu Trier betraut. In dieser Stellung wirkte er bis zum 1. May 1846, wo er mit billiger Rücksicht auf seine vieljährigen verdienstlichen Leistungen zum Domherrn in Trier befördert wurde.
Bei der Wahl eines neuen Bischofs von Trier nach langer SedisVacanz im Juny des Jahres 1842 wünschte ein großer Theil des Clerus, daß die Wahl auf ihn fallen würde, doch glaube ich annehmen zu dürfen, daß er selbst, bei seiner Anspruchslosigkeit und Zurückgezogenheit, diesen Wunsch nicht theilte.
Er starb infolge eines Schlaganfalles am 14. Januar 1861, nachmittags um halb 2 Uhr, und wurde am 17. Januar des Morgens um 10 Uhr, unter dem Geleite und der Theilnahme der beiden hochwürdigen Bischöfe Dr. Arnoldi und Dr. Braun, des Priester-Seminars, mehreren Ordensgeistlichen, Beamteten, den Verwandten und einer zahlreichen Bürgerschaft aus allen Ständen, innerhalb des Kreuzganges am Dome zur Erde bestattet.
Bei seinen philosophischen und theologischen Studien, sagt der Verfasser des ihm gewidmeten Nekrologs, legte er sich mit ganz besonderer Vorliebe auf das Griechische und Hebräische, und es kann wohl ohne Untertreibung behauptet werden, daß kein Fachgelehrter in unserem Trier'schen Lande in Ersterem mehr und fleißiger gearbeitet hat.
Der vor einer Reihe von Jahren erschienene Codex sancti Simeonis legt davon Zeugnis ab. Des Todes kalte, unerbittliche Hand ließ zu unserer Freude eine größere Arbeit, die Frucht vieljähriger Thätigkeit und Mühe, im Manuscripte noch zur Vollendung kommen, eine sogenannte Kette (catena) griechischer Kirchenväter über das Evangelium des hl. Johannes, einen starken Folioband in der Handschrift bildend und der Bibliotheck in Cues a.d. Mosel angehörend. Steininger liebte die stille Zurückgezogenheit, hatte nur wenig Umgang und lebte nur den Wissenschaften, dabei genoß er mit Recht des Rufes eines frommen, sanftmüthigen und wohltäthigen Mannes. Die Armen fanden an ihm einen stets bereiten Wohlthäter, besonders berücksichtigte er das Hospital seiner Vaterstadt St. Wendel, dem er zu wiederholten Malen reichliche Gaben zufließen ließ, und das er auch in seinem Testamente bedachte.
Seine Bibliothek schenkte er dem Priesterseminar zu Trier, in welchem er den bei weitem größten Theil seines musterhaften Lebens zugebracht hatte.
In Anerkennung der vielen Verdienste Steiningers als Lehrer der Theologie wurde derselbe noch nach seinem Tode bei Gelegenheit des Jubelfestes der Universität zu Breslau von der dortigen katholisch theologischen Fakkultät im Anfange des Monats August 1861 neben anderen gelehrten und verdienstvollen Männern zum Doktor der Theologiae cathol. honoris causa feierlich promovirt.“
aus: Julius Bettingen, "Geschichte der Stadt St. Wendel", IIter Theil, 1865]
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(C.26) Friedensrichter Knauer wird Gerichtsrat
D. In der Rhein=Provinz.
Dem Friedensrichter Knauer zu St. Wendel, dem Advokat=Anwalt zu Cadenbach Koblenz, den Notaren Effertz zu Kleve und Daniels zu Aachen ist der Karakter als Justiz=Rath Allerhöchstens verliehen worden.
Der Gerichtsschreiber=Kandidat Send aus Aachen ist zum Friedensgerichtsschreiber in Heinsberg ernannt.
[Der Rechtsanwalt Johann Georg Nikolaus Knauer wurde in Neustadt an der Heyd bei Coburg als Sohn eines Bäckermeisters geboren und kam 1819 nach St. Wendel. In einem Notariatsakt vom 25. Januar 1820 wurde er zum ersten Mal „aktenkundig“. Im November gleichen Jahres trat er als „Advokat am Herzoglichen Landesgericht“ auf. Als er im Sommer 1822 Maria Elisabeth Riotte (1802-1855), die älteste Tochter des coburgischen Generalstaatsprokurators Johann Nikolaus Riotte (1769-1845) und seiner Ehefrau Anna Maria Josefina Cetto (1776-1852), heiratete, war er Friedensrichter in Grumbach, dem „Hauptort“ des östlichsten der drei Kantone des Fürstenthums Lichtenberg. Ihre Trauzeugen zeigen, in welchen Kreisen man verkehrte: das waren die coburgischen Regierungsräte August Sebald und Ernst Habermann sowie zwei Onkel der Braut, der Handelsmann Philipp Cetto und der Revierförster Heinrich Cetto.
In Grumbach kamen auch die ersten beiden Kinder zur Welt, Maria Rosalia Josefina 1822 und Carl Adolf im April 1824. Beide starben früh im Januar 1827 binnen fünf Tagen. Ihr Vater war da schon Friedensrichter in St. Wendel. Diese Position behielt er bis kurz vor seinem Tod im April 1868 in St. Wendel. Seine Ehefrau, die ihm 10 Kinder schenkte, starb schon 1855.
Die Knauer wurde in St. Wendel nicht seßhaft, weil die Töchter entweder früh starben (2) oder sich verheirateten (5), während die beiden jüngeren Söhne in die USA auswanderten, einer über New Mexiko nach San Francisco, California, der andere nach Ohio.]
[Franz Wilhelm Anton Maria Hubertus Daniels, Sohn von Franz Anton Daniels und Maria Anna Kannengießer, * 07.02.1778 in Düren, + 15.02.1845 in Aachen, oo Johanna Josefine Winkens (1790-1866), vier Töchter; war in Aachen Notar, Justizrat und Bürgermeister, Quelle: www.familienbuch-euregio.de/genius/ (14.10.2024)]
[Quelle: Justiz-Ministerialblatt für die preußische Gesetzgebung und Rechtspflege, 4.1842, 27.05.1842.]