P. Anecdoten
Ein stolzer Spanier, der sehr derb auf die Nase gefallen war, rief, indem er aufstand, aus: „Das kommt davon, wenn man auf der Erde geht!“
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„Haben Sie bemerkt,“ wurde zu Berlin in einer Gesellschaft gefragt, „wie hier die gelehrte Damenbildung zunimmt? Mädchen sprechen wie Bücher, jede Frau beinahe ist Schriftstellerin.“
„O, ich hab' es schon längst wahrgenommen.“ sagte ganz trocken der alte Geheimerath B. „man ißt hier mit jedem Tage schlechter.“
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Es beklagte sich Jemand, daß er von einem seiner Freunde die ihm geliehenen Bücher nicht wieder zurückbekommen könne. Es scheint, bemerkte hierauf einer von seinen Bekannten, daß Ihr Freund es weit leichter findet, die Bücher selbst zu behalten, als was in ihnen enthalten ist.
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Man sagt, es sei Jemand in der Rede stecken geblieben, allein richtiger ist wohl: die Rede ist in ihm stecken geblieben.
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Ein Lehrer fragte: „Wie lange mußte der reiche Mann in der Hölle bleiben?“
Ein kleiner Knabe antwortete: „Bis er verbrannt war.“
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Ein Pfarrer in der Nähe von Solesmes hielt am Sonntag vor acht Tagen eine Predigt über die Vergänglichkeit alles Irdischen. Bei der Stelle, welche er mit besonderer Kraft der Stimme und der Gesticulation hervorhob: „Bald sind wir da, bald sind wir verschwunden!“, verschwand er wirklich. Der wurmstichige Boden der Kanzel war unter ihm zusammengebrochen. Die andächtigen Zuhörer zogen ihren Pfarrer wieder heraus; er war mit heiler Haut davon gekommen.
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Ein Seifensieder fing gewöhnlich an, laut zu lachen, wenn der Advokat an seiner Thüre vorüberging. Dieser verklagte ihn. Der Richter hörte die Klage an, und sagte dann zum Beklagten:„Warum lacht Ihr immer, wenn der Herr Advokat vorbeigeht
„Warum geht aber auch der Herr Doctor gerade allemal vorbei, wenn ich lache?“
Gegen diese Einrede war denn freilich nicht viel mehr einzuwenden.
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Als man E. eines Tages fragte wie alt er sey, antwortete er: „In zwei Jahren sind wir, ich und mein Bruder, in gleichem Alter.“
Einst befand er sich in einem Nachen, der bis zum Untersinken vollgepackt war. „Wenn das Wasser nur noch einen Zoll wächst, so sinken wir,“ rief er aus.
Als eines Winters die Kälte in Rechts … sehr strenge war, fragte er einen durchreisenden Russen: „Was sagt man in Petersburg zu unserer Kälte?“
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Ein Pächter der Salzsteuern hatte in Paris ein prachtvolles Gebäude aufführen lassen. Ein Freund, dem er es zeigte, bemerkte in einem großen Vorsaal eine leere Nische.
„Wie kommt es, daß Sie nichts hineinstellen?“
„Ich wollte gern irgend eine allegorische Figur haben, die für mich paßt.
„Nun so lassen Sie Loths Weib hineinstellen - als Salzsäule.“
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Der berühmte Doktor St. zu L. speisete einst zu Mittag bei einem Herrn v. K. in S. einem Dorfe nahe bei jener Stadt. Der Herr von K. erwähnte bei Tische: Einer seiner Bauern habe einen Blatterkranken, es sei dieses dessen einziger Sohn, St. möge doch diesen Pockenkranken besuchen. St. tritt kurz nach Tische in das Krankenzimmer. Es schlägt ihm aus demselben eine glühende Hitze entgegen, und in dieser liegt das Blatterkind, ganz schwarz wie Ruß, hinter dem glühenden Ofen. St., welcher sehr leicht satyrisch werden konnte, findet den Kranken bei dieser Behandlung unrettbar verloren. Er sagt: „Da kann ich Euch weiter keinen Rath geben, als diesen: Habet Ihr das Kind auf der einen Seite hinlänglich gebraten, so wendet es um und bratet es auf der andern Seite!“ St. kam zu dem Herrn von K. zurück, und berichtete den Befund, versicherte auch, das Kind könne unter diesen Umständen kaum noch einige Tage leben.
Nach einigen Monaten sitzt St. in L. sehr eifrig in einer literarischen Arbeit. Man klopft an seine Zimmerthür, und es tritt ein Landmann zu derselben herein, welcher dem Doktor große Danksagungen macht, und dabei ein Geldstück in seine Hand drückt. St. kann sich nicht entsinnen, ihn zu kennen, oder für ihn etwas gethan zu haben. Da berichtet er dem Doktor:
„Er sei der Unterthan des Herrn von K. in S., dessen Sohn er als Pockenkranken erst kürzlich behandelt habe. Man habe auf seinen gütigen Rath das Kind herumgelegt, und immerfort tüchtig eingeheizt. Da sei es mit jedem Augenblick mit dem Kranken besser geworden und jetzt sei sein einziges Pflänzchen frisch und gesund und springe wie ein Böckchen. Belohnen könne er freilich das nicht, was der Doktor ihm und seiner Familie gethan habe; doch wolle er wenigstens seinen guten Willen zeigen.“
Freudenthränen glänzten bei diesen Worten in den Augen des Landmannes, und der Doktor zerbarst fast vor Lachen. Er erzählte diese Anekdote oft als einen Beweis, auch dadurch, daß er nichts gethan habe, in einen großen Ruf kommen könne.
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Ein Mann, der eine böse Frau hatte, die sich vor Gewittern entsetzlich fürchtete, meinte zu seinem Nachbarn, dem er diesen Casus erzählte: „Ich begreife nicht, wie sich ein Donnerwetter vor dem andern fürchten kann!“
[WB38]
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In Bonn langte vor einiger Zeit ein Wagen mit einer Kiste voll Menschenschädel für das anatomische Kabinet der dortigen Universität an, welche die Zollbehörde unter der Rubrik: „getragene Waaren“ in ihre Listen einregistriren ließ.
[WB38]
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Eine Frau, die mit ihrem Manne zwanzig Jahre lang in Unfrieden gelebt hatte, war bei dessen Tode in Thränen aufgelöst. „Was beweinst Du ihn so sehr?“ sagte eine Freundin zu ihr, „da Du doch mit ihm nie glücklich warst.“
„Ach,“ seufzte die Trauernde, „ich wäre über seinen Tod nicht so untröstlich gewesen, wenn er mich nicht als alte Wittwe zurückgelassen hätte.“
[WB45]
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Ein schönes Mädchen saß zu Wien in einem öffentlichen Garten, als ein schüchterner junger Mensch sich ihr leise von hinten näherte und um Alles in der Welt gewünscht hätte, ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen. Zum Glück gewahrt er ein kleines Insekt, das auf ihrem Shwal ihr nach dem Nacken kriecht und diese Gelegenheit ergreifend, spricht er im Wiener Dialekt: „Mein gnädiges Fräulein, sie haben da ein Vieh hinter sich.“ Das Mädchen springt, sich erschrocken stellend, auf und erwiedert, indem sie sich nach ihm umkehrt: „Ach! mein Gott! Ich wußte gar nicht, daß Sie da waren!“
[WB44]
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In den Leipziger Blättern las man kürzlich folgende Anzeige:
„Gestern habe ich das Glück gehabt, von einem wohlkonditionirten Knaben glücklich entbunden zu werden. Der Korbmachermeister Friesel im Namen seiner Frau.“
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„In der Ferne gleichen die Frauenzimmer den Brillanten, in der Nähe höchstens den Rosetten!“ sagte ein fader Herr zu einer geistreichen Dame.
„Uns“, antwortete die Dame, „geht es mit manchen Herren nicht besser. Von Weitem kommen sie uns so fein wie Saffian vor, und in der Nähe sind sie ungegerbtes Schaafleder.“
[Als Saffian wird Leder bezeichnet, das nach der marokkanischen Stadt Safi benannt ist. Seine Besonderheit liegt in der speziellen Feinheit und Weichheit.]
[WB50]
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Ein Bäcker in L., den man, weil er neben einem Hause wohnte, das einen Esel zum Schilde führte, gemeinlich den Eselsbäcker nannte, ward aufs Rathhaus gefordert. Der Stadtrichter, Hofrat S., der ein mehr als gerader Mann war, fragte ihn, als er erschien, ob er der Eselsbäcker sei?
Der Bürger stellte sich, als ob er ihn nicht verstände, und der Stadtrichter wiederholte die Frage mit verstärkter Stimme.
– Verzeihen der Herr Hofrat, sagte der Bürger, ich höre etwas schwer.
Nun, so tret’ er näher zu mir.
Dicht trat nun der listige Bürger neben den Stadtrichter, und als ihm dieser in die Ohren rief: „Ich frage ihn, ob er der Eselsbecker ist?“, antwortete jener lächelnd: „Nein, Herr Hofrath! Das bin ich nicht, ich bin der Bäcker neben dem Esel!“
[WB4]
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Ein witziger Mann erzählte:
Ich kündigte einst einem Mädchen an, sie werde einen Bräutigam bekommen,
und sie erröthete.
Erröthen Sie nicht, mein Kind, sagte ich, wenn Sie nicht geneigt sind, zu heirathen, so sollen Sie keinen Bräutigam bekommen. Nun erblaßte sie.
Ich sehe,- sagte ich wieder- Sie sind nicht entschlossen, ich will Ihnen einige Jahre Bedenkzeit lassen. Darauf ergraute sie.
[WB52]
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Ein Reisender, der spät Abends müde in Linz angekommen und bei der Mauth noch lange aufgehalten worden war, nahm brummend den Nachtzettel des Wirthes und schrieb unter die Rubrik: Woher? „Von Passau“; wohin? „Ins Bett.“
[Quelle: Didaskalia. 1842, 14.11.1842]
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Ein Bursche lief in London mit einem Korb voll Widderhörner durch die Straße und schrie mit lautert Stimme: „Ganz was Neues? wer kauft!“
Lord G. rief zum Fenster hinaus: „Was habt Ihr denn?“
Lord (die Hörner sehend, im Zorn): „Wie könnt Ihr so impertinent sein, durch Euer Geschrei die ganze Nachbarschaft zu stören? Hol Euch der Henker mit Euren Hörnern!“
Bursche: „Gnädiger Herr! Nichts für ungut; ich biete sie nicht denen feil, die schon damit versehen sind, sondern nur denen, die noch keine haben.“
[WB21]
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„Nicht wahr, ich bin zu schlecht bezahlt?“ fragte eine Primadonna mit ziemlich schlechter, aber ziemlich gut bezahlte Stimme einen Rezensenten.
„Ei freilich, zumal wenn Sie die Apotheke in Anschlag bringen!“ gab dieser zur Antwort.
„Die Apotheke? Wie meinen Sie denn das?“
„Nun, wegen des Hustens und Schnupfens, den Ihnen das kalte, leere Haus zuziehen muß!“
[WB29]
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„Wie kommt es,“ fragte eine boshafte Dame an einem zahlreich besetzten Mittagstisch, „daß die geistreichsten Männer die häßlichsten sind?“
„Das kommt daher,“ erwiederte Saphir, der anwesend war, rasch, „weil die dummen Frauenzimmer die Schönheit früher vergriffen haben!“
[WB35]
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Eine etwas geizige Wirthin sah sehr ungern, daß ein Fuhrmann, der regelmäßig bei ihr einkehrte, ihrer Meinung nach zu viel Zucker in den Kaffee that. Als es wieder einmal geschah, konnte sie sich nicht enthalten zu sagen: „Zucker ist eben das Gesundeste nicht!“
„So,“ sagte der Fuhrmann, indem er vor sich hinlachte und mit der ganzen Hand in die Zuckerdose griff, „'s ist mer lieb, daß ick es wois, denn's Leabe ist mer so verleidet.“
[WB35]
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Zur größten Langeweile predigte ein Kandidat, nur eine alte Frau weinte bitterlich. Dadurch geschmeichelt, fragte er, warum sie so gerührt sei?
„Ach,“ schluchzte sie, „mein Sohn studirt auch, und wenn er keine bessere Predigt halten lernt, so ist mein Geld fortgeworfen.“
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Ein Buchbinder erhielt aus einer Buchhandlung unter mehrern andern Büchern auch ein etwas zerfetztes, geheftetes Exemplar von „König Lear“ in der Boßischen Uebersetzung. Er führte dasselbe in seiner nachher eingereichten Rechnung auf folgende Art an: „König Lear von Voß ausgeputzt, die Ohren mit Glanzpapier überzogen und beschnitten, zwei Groschen.“
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Bei einer Jnspektion der Nationalgarde in einer französischen Stadt bemerkte der Obrist, daß die Kragen der Uniformen ungleich zu sein schienen. „Das kommt daher,“ sagte einer, „weil nicht alle Soldaten ordonnanzmäßige Hälse haben.“
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In Merseburg kann der Theaterfeldwebel nie zu Grunde gehen. Er verkauft Kränze zur Bewerfung der Künstler, und seine Frau— Pfeifen.
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Ein Kaufmann ließ in den Zeitungen bekannt machen: „Ich verkaufe Alles mit Schaden.“
Eine Dame brachte ihm hierauf ein Stück Kattun zurück mit der Bemerkung, daß es Löcher habe. „Bedaure,“ sagte der Kaufmann, „ich kann diesen Kattun unmöglich zurück nehmen, lesen Sie gefälligst nur die Zeitung, ich verkaufe Alles mit Schaden, d. h. zu Ihrem Schaden, mit Löchern etc.“
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