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Geschichte(n) -> Über den Historiker und das Objekt seiner Forschungen

Es ist für den Historiker, der zehn, fünfzig oder fünfhundert Jahre von einem Ereignis getrennt ist, nicht einfach, sich für eine Weile von den großen Konzepten der Strömungen und Kräfte, der Karten, Pläne, Statistiken und Diagramme freizumachen, in denen die Wanderungen von Männern, Frauen und Kindern durch gestrichelte Pfeile angegeben sind, und wo eine Brigade halb ängstlicher und halb heldenhafter Männer zu einem sauberen kleinen Rechteck wird.

Es ist nicht einfach, hinter das Quellenmaterial zu sehen und sich klarzumachen, daß Staatspapiere, Meldungen, Berichte, Briefe und Tagebücher von Menschen geschrieben wurden, die den größten Teil ihres Lebens damit verbrachten, daß sie schliefen, aßen, gähnten, sich entleerten, Läuse knackten, ihren Gelüsten frönten, aus Fenstern schauten oder mit irgendwelchen Leuten belangloses Zeug redeten.

Wir sind zu sehr beeindruckt von den Grundmustern und den übergreifenden großen Zusammenhängen, die die Forschung uns offenbart hat, um uns bewußt zu werden, daß Geschichte für die Teilnehmer eine durchaus zufällige Angelegenheit ist, unübersichtlich und scheinbar ziellos, hervorgebracht von Menschen, deren Hauptsorge in den meisten Lebenssituationen dem Trivialen und Irrelevanten gilt.

Der Historiker ist sich stets des Schicksalhaften bewußt, die Zeitgenossen und Beteiligten geschichtlicher Ereignisse selten.

aus: Ward Moore, „Der große Süden“,
(Originaltitel: „Bring the Jubilee“),
Heyne Verlag, Reihe „High 8000“, Nr. 8012, Seite 260-261

Inhalt: In einem Universum, in dem der Süden den amerikanischen Bürgerkrieg gewonnen hat (mit allen möglichen Folgen) reist im Jahre 1952 ein amerikanischer Historiker mit einer Zeitmaschine zur Schlacht von Gettysburg und verhindert unabsichtlich, daß die Südstaaten die Round Tops besetzen. Das hat zur Folge, daß die Südstaaten die Schlacht verlieren und seine eigene Zeitlinie zugunsten der unseren ausgelöscht wird. Ein klassischer Alternativ-Welt-Roman.

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