Mainz, den 15/11/1870
Liebe Eltern!
Den Brief wo Iher mir geschrieben habe den habe ich erhalten und den Thaler
Sie können Euch leit denken daß ich große Freude habt hab
wie ich den Brief gelesen habe
und drein sah daß Iher und meine Kinder noch gesund sein.
Es sein 300 Mann von unsern Ersatzbattlon zum Regement geschieckt worden
mich haben sie auch mit getahn und habe die Kleider gefaßt schon
und habe daß Klück gehabt daß unser Haubtman nicht wieder hier behalten.
Ich binn jetz in die Statt ein Qadirt ohne verpflegung
die Franzsosen sein in unser Kaserne einzochen
miher haben 20,000 Mann Franzosen hier
und haben viele Wache zu thun
einen über den andern Tag komme ich auf
Iher habt miher geschrieben
ich soll nach Hause kommen füer meine Sache in ordnung zu machen,
wenn Iher mier vom Bürchermeister aus keinen Urlaubt verschaffen können
ich habe miher schon viele mühe drum gethan.
Iher habt miher geschrieben ich soll miher einen wählen
ich stimme miher den Peter Sesthreim Wirth als selbst
die Sache inn ordnungh zu machen als wenn ich zu Hause in gehen
für mich und meine Mütte jährige Tochter.
Iher habt miher geschriben ich hätte den Peter Keller Beivorman Bevollmächtig
daß ist nicht wahr
der Peter Sechstreim soll zu dem Bürchermeister gehen für die Sache zu ortnen
unn wen Iher die Kuhe gut verkaufen können
dann verkauft sie nuer wenn Iher die Kuh verkauft habt
und denn machen Iher die Schuld von den Schlaumen (?) ab
ich schiecke ein Packet an Euch
da sein Strimpfe darin
die macht miher wieder ganz und schiekt sie miher.
Ich denke miher sein auch nicht mehr lange hier
es heiß es kämen noch 300 Mann zu Regement.
Ich grüße mein Vetter Anthon und Mutter
und Euhre Tochter und meine Kinder vielmahl
besonders meine kleine Luise.
grüßet mihr auch meine Nachbarschs leude Hans=Peters.
ob der Jakob Massing noch gesund
grüßet miher auch der Jakob Mersdorf und seine Kinder
Peter Ditzler
bladige antwort.