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Bremer oder Kremer oder …

Ich kann etwas nicht lesen und zwar den Nachnamen von Johann Blasius Ehefrau Margaretha. Was? Sie heißt „Blasius“? Oh, nein, tut mir leid, ich meine ihren Mädchennamen. Was? Wie? Nein, ich kann ihn nicht fragen, er ist schon weit über 150 Jahre tot. Sie auch.

Im Heiratseintrag im Kirchenbuch St. Wendel ab 1775 steht ihr Nachname nicht drin, da wird sie die Witwe von Jakob Mayer genannt. Kein Nachname.

So hat es auch Rudolf Gerber in seiner Heiratsregisterabschrift von St. Wendel (bis 1800) in Listenform, also als Abschrift ohne Familienzusammenstellungen, gehalten. Rudi Jung in seinem nie veröffentlichten Ortsfamilienbuch St. Wendel (gibt’s nur auf CD) war forscher und nannte sie in seinem Ortsfamilienbuch „Kremer“. Er wußte das aus ihrem Sterbeeintrag von 1794, dort steht „nata Kremer“.

Nun hatte das Paar fünf Kinder - drei Mädchen und zwei Jungs zwischen 1776 und 1783. Aber in Rudolf Gerbers Taufregisterabschrift - auch in Listenform - hieß sie nie „Kremer“, sondern zweimal „Premer“ und je einmal „Brem“, „Bremer“ und „Pleining“ (Rudi Jung nannte nur zwei Kinder, deren Mutter bei ihm konsequent „Kremer“ hieß).

Also schaue ich im katholischen Taufregister nach und finde dort den Eintrag und kann das Wort lesen, aber das „G“ oder „B“ oder „K“ oder „P“ sieht komisch aus. Es fängt unten links mit einem Kringel an, wölbt sich nach oben und dann nach rechts, knickt ein und wölbt sich nach unten und endet wieder in einem Kringel. Das könnte ein „B“ sein, wobei der obere nicht wirklich runde Teil viel dicker ist als der untere. Ähm, falls Sie aus meiner Bildbeschreibung nicht rauskommen, machen Sie sich nix draus; damit hatte mein Pauker auf der Penne auch seine Schwierigkeiten. Da war in unserem Lesebuch „Wort ohne Sinn“ (oder so ähnlich) ein Bild einer antiken griechischen Vase, auf deren Seite der Minotaurus aufrechtgehend dargestellt war. Er hatte einen langen Schwanz hinten, der seltsam gebogen war. Mich erinnerte er an die Duddel eines Leierkastens, was ich auch hinschrieb, dabei allerdings das hochdeutsche Wort „Kurbel“ verwandte. Ich erinnere mich dran, daß Herr H. diesen Teil meines Aufsatzes laut vorgelesen hat - nicht, damit meine Mitschüler sie (die Beschreibung) bewundern konnten, naja.

Allerdings weiß ich heute, wie sich der gute „Hippie“ (unser lästerlicher Spitzname für unseren bedauernswerten Lehrer) damals gefühlt haben muß, denn jetzt gleich geht’s mir ähnlich. Da ich mich nicht entscheiden kann, was dieser Doppelkringel mit Wölbungen sein soll, frage ich einen unspezifischen Fachmann (wobei ich das bitte antschenderaisd betrachtet haben möchte), denn der Fachmann ist in dem Fall eine Fachfrau ist in dem Fall meine Ehefrau. Die guckt drauf, zögert nicht lange und sagt: „Das ist ein kleines Auto.“

Was nicht stimmt, aber von der Form stimmig ist (zwei Kringel unten, das dicke Hinterteil eines Kombis mit der nicht so dicken Motorhaube), was zwar weiterhelfen mag, aber nicht mir.

Margarethas Tochter Maria Katharina heiratete am 19. Pluviôse IX den Kaufmann und Tabakspinner Nikolaus Lieb in St. Wendel. Im französischsprachigen Heiratsakt steht, daß sie in Rohrbach geboren ist und ihre Eltern„Jean Blasius, laboureur, et (…) Marguerite Bromers“ heißen und „demeurant autre fois an dit Rorbach“ = früher in Rohrbach wohnten. Was mich dann weniger wundern läßt, warum ich die Heirat mit dem ersten Ehemann Jakob Mayer (vermutlich) und dessen Tod nicht finden kann.

Aber ein Blick ins Taufregister 1775-1793 zeigt, daß Katharina in St. Wendel geboren und am gleichen Tag ein paar Stunden später auch dort getauft worden ist. Der Mutter Name war „Premer“.

Aber da Rohrbach zu St. Ingbert gehört und die katholischen Kirchenbücher von St. Ingbert vor 1798 verloren sind, dürfte hier Feierabend sein. Natürlich habe ich in Walter Georgs „Ortsfamilienbuch St. Ingbert mit Schnappach, Schürer Ziegelhütte und St. Ingberter Schmelze“, aber keinen Eintrag mit den gesuchten Namen auch nur ansatzweise gefunden.

Schade.

Also schlage ich auf Verdacht noch mal den Heiratseintrag des Johann Blasius mit Margaretha im Heiratsregister nach. Dort steht, daß der „honestus adolescent Joannes Blasius“, Sohn von Johann Blasius und Magdalena Klingler aus „Giderkirch“ die „honesta Jacobi Mayer de Sto Wendelino relicta vidua Margretha“ (= die ehrenwerte zurückgelassene Witwe des Jakob Mayer von St. Wendel namens Margretha“) geheiratet hat. Also wohnte Jakob Mayer auch in St. Wendel. Aber ich finde nichts über ihn. Wohl finde ich etwas über Jakob Meyer, der am 21.09.1773 in St. Wendel gestorben ist (leider ist Pastor Bender sehr knauserig, wenn es um Altersangaben geht) und fünf Jahre zuvor - am 22.11.1768 in St. Wendel - „Margaretha Braemerin“ geheiratet hat, wovon der Nominativ Singular wohl „Braemer“ lautet. „Remigensis“ steht noch hinter dem kurzen Eintrag (verfaßt von Dechant Nicolaus Lochen aus Wadrill), woran mein Lateinprogramm scheitert. Ein Infintiv „remigere“ heißt „bootfahren“ resp. „rudern“.

Über diesen Meyer mit „e“ hat Rudi Jung dann wieder Angaben:

„Eintrag 2139

Meyer Johann Jakob
* 15.08.1742  + um 1773/74 St. Wendel
S.v. Wendelin Meyer und Anna  Katharina Schlick

oo 22.11.1768 in St. Wendel
Broemer oder Premer?, Margaretha, geb. um 1747 Remich

IIoo 24.01.1775 Johann Blasius

Kinder:
Margaretha * 15.12.1769
Michael * 03.06.1771
Barbara * 01.12.1772“

Da ich Herrn Jung - leidvoller Erfahrungen wegen - grundsätzlich mißtraue, müssen diese Angaben geprüft werden. Wo zum Bleistift hat er Margarethas Herkunftsort her - im Heiratseintrag stehen nur Tag, Monat und Jahr, beider Namen und „remigensis“?

Oha. Mit meiner Deutung hab ich aufs falsche Pferd bzw. mich ins falsche Boot gesetzt. „Remigensis“ bedeutet „von Remich“. Tschuldigung und Respekt, Herr Jung.

Rudolf Gerber ist clever. Er ist sich bei dem Nachnamen der Mutter der Kinder nicht sicher, also läßt er ihn einfach weg: Bei ihm heißt der Vater Jacob 1 x Mayer und 2 x Meyer und die Mutter stets Margaretha ohne Nachname.

In den Originaltaufeinträgen der St. Wendeler Kirchenbücher steht bei den Kindern

in Pastor Brauns Handschrift:
1769, December, 02
Na: et renata est Margaretha Jacob et Margaretha Meyer conjugum ex S: Wendel filia legitima levabant Margaretha Rieffer, et Joes Rioth ex S.: Wendel

in Pastor Brauns Handschrift:
1771, Junius 3tia
Na: et renatus est Michael Jacobi et Margaretha[hier fehlt etwas]tha Meyer conjugum
ex S: Wendel filius legitimus, levabant: Michael Meyer ex St. Wendel et Anna Maria Paz ex Urweiler (?)                      M: Braun

in Lochens Tauftabelle:
Taufdatum: 2da Xbris (1772)
Täufling: Barbara, filia legit.
Eltern: Jacobus Meyer, et Margaretha Kremer
Paten: Mathias Demuth et Barbara Riod ex St. Wendel

Was interessant ist zu erfahren, uns aber nicht weiterhilft.

Also muß ich nach Remich, bevorzugt virtuell. Von dieser Stadt in Luxemburg gibt es seit 1999 die „Familienchronik der Stadt Remich von 1668 bis 1900“, verfaßt von Prosper und Roger Kayser und herausgegeben 1999 durch das „Institut Grand-Ducal, Section de Linguistique, d'Ethnologie et d'Onomastique“ in Luxemburg.

Dazu po(u)ste ich in den drei Listen, in denen ich seit etlichen Jahren gelegentlich mitmische, eine Anfrage nach Margaretha „Bremer oder so“. Und prompt erhalte ich Antwort von Dietger Braun und Hermann Mahe, die mir unabhängig von einander die Seite aus dem Remicher Familienbuch zukommen lassen, auf dem sich das Rätsels Lösung darbietet.

Relevant ist der Eintrag 445 und dort direkt das erste Kind namens Anna Margaretha, geboren am 8. August 1749 in Remich. Sonst ist keine Margaretha dieses Nachnamens im Buch vorhanden.

Oh - tut mir leid - ihre Eltern heißen Peter Bremer und Barbara Wiltz.

Wie meinen? Woher ich mit absoluter Sicherheit weiß, daß diese Anna Margaretha meine gesuchte Margaretha ist? Mit absoluter Sicherheit - weiß ich das nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist seeehr hoch. So hoch, daß ich mich drauf verlasse.

Ich sehe, das ist Ihnen zu wenig. Nun, unser ganzes Weltgeschehen beruht heute auf Wahrscheinlichkeiten und unserem Vertrauen darauf, daß sie hoch genug sind, um der Wahrheit zu entsprechen. Schauen Sie sich doch um, aber vergessen Sie beim Hinausgehen nicht, Ihre Mund-Nasen-Maske aufzusetzen.

Ergebenst

Roland Geiger

 

Bremer von Remich nach St. Wendel

1. Generation

Peter Bremer
* ca. 1720
+ ca. 1804 in Remich

oo Barbara Wiltz
* ca. 1715
+ ca. 1804 in Remich.
        
Kinder von Peter Bremer und Barbara Wiltz sind:

Margarethe Bremer         * 08.08.1749 in Remich + 15.07.1797 in St. Wendel.
Maria Magdalena Bremer * 07.1754 in Remich + 17.04.1810 in Remich.
August Bremer      * 1758 in Remich.

Diese Daten stammen aus dem FB Remich, wofür ich den Autoren Prosper und Roger Kayser sowie Dietger Braun und Hermann Mahe von der genealogischen Liste Saar als Hinweisgeber.

2. Generation

Margarethe Bremer
* 08.08.1749 in Remich
+ 15.07.1797 in St. Wendel

Namensvarianten in St. Wendel: Premer, Pleining, Brem, Bremer, Premer
Todesursache: ex peripnormonia

oo (1) am 22.11.1768 in St. Wendalinus, St. Wendel
Jakob Meyer
* ca. 1740  + 21.09.1773 in St. Wendel

         Kinder von Jakob Meyer und Margaretha Bremer sind:
         Margaretha Meyer * 02.12.1769 St. Wendel
         Michael Meyer       * 03.06.1771 St. Wendel
         Barbara Meyer      * 02.12.1772 St. Wendel

oo (2) am 24.01.1775 in St. Wendalinus, St. Wendel
Johann Blasius, Schneider
Sohn von Johann Blasius und Magdalena Klingler
* ca. 1740  + 15.11.1784 in St. Wendel.

Kinder von Margarethe Bremer und Johann Blasius sind:
         Elisabeth Blasius    * 16.01.1776 in St. Wendel.
         Johann Blasius       * 13.12.1777 in St. Wendel + 04.07.1778 St. Wendel
         Maria Katharina Blasius    * 29.07.1779 in St. Wendel + in Waldmohr
         Johanna Blasius     * 02.12.1781 in St. Wendel.
         Josef Blasius         * 01.11.1783 in St. Wendel.


3. Generation

Maria Katharina Blasius
* 29.07.1779 in St. Wendel, und verstarb in Waldmohr

oo am 08.02.1801 in St. Wendel
Nikolaus Lieb
Sohn von Nikolaus Lieb und Christine Schmitt
* 02.04.1779 in St. Wendel
+ 25.05.1844 in Waldmohr.

Im Heiratsakt steht, Maria Katharina Blasius sei in Rohrbach geboren; aber der Taufakt im Buch 1778-1793, Seite 92 ganz unten, sagt, sie sei geboren und getauft in St. Wendel.

Notar Hen, Nr. 268 vom 31.08.1826 (Landesarchiv Saarbrücken)
Nikolaus Lieb, Tabakspinner in Oberlinxweiler, und Ehefrau Catharina Blasius verkaufen Johann Nickel Schneider, Ackerer in Oberlinxweiler, ihr im Bau begriffenes, schon aufgeschlagenes Wohnhaus in Oberlinxweiler mit Hofraum, einseits Johann Werth und anderseits Johann Nickel Kreutz, vorn die Straße,
Preis 435 fl 14 xr
Verkäufer behält sich ein fünfjähriges Rückkaufrecht vor.

Kinder von Maria Blasius und Nikolaus Lieb sind:

Michael Lieb * 31.01.1802 in St. Wendel + 13.01.1888 in Landstuhl
oo am 07.06.1827 in Landstuhl
Anna Maria Rosinus         * ca. 1800 + vor 1888.

Katharina Lieb       * 03.11.1803 in St. Wendel + 05.04.1877 in Heiligenwald
oo am 07.01.1830 in Illingen
Michael Jung          * am 13.11.1802 in Urweiler.

Johann Lieb * 01.03.1806 in St. Wendel.

Franziska Lieb       * 17.07.1808 in St. Wendel + 19.04.1888 in Homburg
oo am 03.07.1838 in Waldmohr
Joh. Abrah. Limburg        * ca. 1775 + vor 1888.

Anton Lieb   * 02.09.1810 in St. Wendel + 20.11.1877 in Kusel
oo am 26.09.1842 in Landstuhl
Maria Eva Hauser * am 1816 + am 25.07.1883 in Kusel.

Nikolaus Lieb         * ca. 1810 + 16.10.1828 in St. Wendel.




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