Schriftzug
18. Jahrhundert -> 1786 Fragen über die Beschaffenheit der Schulen, Amt St. Wendel, Pfarrei St. Wendel.

(167)
Fragen über die Beschaffenheit der Schulen, Amt St. Wendel, Pfarrei St. Wendel.

I. Laage der Pfarrey.

1. Aus wie viel Oertern bestehet sie. Neben der Stadt, aus 14 Oerter. Nemlich Altzfassen, Breiten, Uhrweiler, Baltersweiler, Born, Eisweiler, Furschweiler, Gehweiler, Heisterberg, Pintzweiler, Reidschett, Hoffelt, Mauschbach, Roschberg.

2. Wie stark ist das Hauptort an Unterthanen.
An Vätter und Mütter 303, an Sohn und Töchter 914
St. Wendel hat keine Filiale Kirche, und alle Pastoralverrichtungen geschehen in der Pfarrkirche - ihre Nebenoerter sind starck an Unterhanen wie folgt:

Altzfassen       
87        156
Breiten 35        53
Uhrweiler         167      197
Baltersweiler    53        89
Born    6          14
Eisweiler          10        20
Furschweiler    47        87
Roschberg       24        55
Gehweiler        25        35
Heisterberg      8          17
Pinzweiler        10        21
Reidschett        24        50
Hoffelt  34        58
Mauschbach    17        58

3. Unter welches Landeshoheit gehört das Hauptort.
- Unter kur Trierische Sammt

4. In welcher Diöces ist die Pfarrey - in der Trierischen.

5. Wie starck ist die Anzahl der Kinder im Hauptort - ad 120. Den Sommer aber hindurch gehen wenige in die Schuhl kaum 30.
Die Lehre, alle lernen lesen, auch sicher (.)
Die Schreiben. alle Schreiben

6. Wie stark in der Filial
Altzfassen + Breiten     30
Uhrweiler         40
Baltersweiler    20
Born    3
Eisweiler          4
Furschweiler    15
Roschberg       9
Gehweiler        6
Heisterberg      2
Pinzweiler        4
Reidschett        12
Hoffelt  15
Mauschbach    8

7. Ist nur eine, oder sind mehrere Schulen in der Pfarrey.
Nur eine ständige in der Stadt - auf den Dörfern gemeiniglich sechs weitere Schulen.

8. Sind sie hinlänglich, oder werden mehrere erfordert.
Mehrere werden nicht erfordert. Vor zwey Jahren wurde eine besondere Winterschul vor die drey Dörfer Uhrweiler, Altzfassen und Breiten angestellt in der Stadt; und in dem Amt nur zwey vor die übrige Oerter; die Entfernung aber der Dörfer untereinander, und die harte Winterszeit machte, daß die Kinder nur gar wenige erschienen.

9. Welche werden erfordert, und vorher könnte man die neu anzustellende Schulmeister besolden.
Die Pfarrei St. Wendel hat keinen ergiebigen Fohnd zur Besoldung der Schulmeister, neben dem gelinden Schulgelt der Eltern.

10. Wer nennet zur Schul.
Die Gemeinde stellet den Schullehrer vor, der Pfarrer prüfet und benennet ihn.

11. Stehen die einzelne Unterthanen wohl. Durchgehends sind sie sehr arm.

12. Ist die Gemeinde reich, hat sie viel Gemeindeland, Wald, Wiesen.
Haben weder gemeine Einkünfte noch Güter.

13. Hat der Schulmeister Portionem civiram, wie viel ist sie werth. Hat keine.

14. Hat der Küster Portionem civiram. Keine.

15. Sind beyde Stellen verbunden, können sie füglich verbunden seyn.
Können nicht verbunden seyn, weil der Küster zugleich Organist, und den gantzen Morgen, samt Nachmittaglicher Vesper in der Kirche verhindert ist.

16. Hat der Schulmeister eine Wohnung, wer muss sie bauen, und unterhalten.
Der Schulmeister hat keine Schulwohnung. Es ist nur eine Schulstub in der Küsterbehaußung, vor deren Unterhaltung sorget die Stadt.

17. Ist sie bequem zur Schul. Den Winter hindurch ist sie zu klein.

18. Wie viel hat die Kirche in allem jährlicher Einkünfte.
2000 fl Rotat nach 10-jähriger Berechnung.

19. Wie viel hat sie jährliche Ausgaben.
1700 fl Rotat. Nb. diese können durch 10 Jahre berechnet werden.

20. Sind sonstige Stiftungen in der Pfarrey.
       1. drey Altaristen Stellen;
       2do. Zwey Eremitagen
       3o ein Armen Hospital
       4 die Sacramental Bruderschaft.

21. Wer verwaltet diese Stiftungen, wo wird die Rechnung abgelegt.
       1mo der Kirchenschaffner
       2 die Eremiten
       3o die Hospitalsmeister
       4to der Präfect. Die Rechnung wird abgelegt beim zeitlichen Pfarrer.

22. Ist eine Gerichts oder Gemeindsschreiberey im Ort, hat sie ständige Einkünfte.
Eine Gerichtsschreiberey hat keine ständige Einkünften.

II. Schulmeisters Personale.
1. Wie nennet er sich. Joannes Riotte.

2. Woher ist er. Von St. Wendel.

3. Wie alt. 48 Jahr.

4. ist er Verheurathet. Ja.

5. Wie viel Kinder hat er. Sechs Lebende.

6. Wie beträgt er sich, hat er gute Sitten.
Beträgt sich recht wohl, ist in seiner Sitten untadelhaft.

7. Ist er Zehendträger. Nein.

8. Wie ist sein Fähigkeit im Katechismus, Schreiben, Rechnen.
Recht gut in allen dreyen.

9. Hat er Vermögen vor sich, Land, dass er bauet.
Ist ein Mittelmäßiger Bürger, bauet vor 6 faß Korn- Land.

10. Treibt er ein Handwerk. Ist ein Strumpfstricker.   

11.hat er sonst einen Nebendienst zB. Küster, Organist, Glöckner, Frühmesser. Keinen.

12. Hilft ihm seine Frau, ein Kind, oder sonst jemand in der Schul. Keiner.

13. Hat der Gehilfe Fähigkeit. Cessat.

14. Verlässt er sich nicht zu viel auf den Gehülfen, oder überlässt er ihm die Schul gantz. Cessat.   

15. Schreibt er in der Gemeinde, Briefe, Quittungen. Nein.

III. Ertrag der Schule.
Ständig.

1. Wie viel an Geld. Von jedem Bürger um Martini 4 Albus Glockengeld in toto ad 30 fl Rotat.

2. Wie viel Korn. drey Malter. Gerst, Haaber, Wein. Keine.

3. Wie viel Waagen Holtz. Keinen.

4. Wie viel Ruthen Ackerland. Nichts. Gartenland. Nichts.
Wiesen: eine Wiese von der Bürgerschaft, trägt einen kleinen Wagen Heu.

5. Wie viel Weinstöck. Nichts.

6. Woher zieht er jedes ins Besondere, von der Gemeinde, Kirche, Stiftungen.
Zwey Malter Korn zieht er von der Kirche. Ein Malter von der Bürgerschaft. Die Wiese von der Bürgerschaft.

7. hat er sonstige Einkünften. Keine.

Unständig

1. Waß zahlt jedes Kind dem Schulmeister an Geld.
Die Woche Zwey schwere Kreutzer – dann jährlich statt Holtz, 9 xr.
Das Lesende, das Schreibende. eins wie das andere

2. Wie viel sind arme Kinder da, die nicht zahlen können. An 20.   

3. Giebt das Kind etwas an Wein, Frucht, und wie viel. Nichts.

4. Bringen die Kinder Schulscheider.
Keine, der Schulmeister giebt den Brand, und ziehet davor an Geld 9 xr vid supra N. 1.

5. Waß giebt jeder Unterthan an Geld, Korn, Gerst, Haber, Wein. Nichts.

6. Wie hoch könnte man die Frucht, und andere Utilia an Gold anschlagen.
In toto 141 fl rheinisch.

IV. Verbesserung Mittel.

1. Könnte die Gemeinde waß thun. Nein.

2. Könnten die Unterthanen waß weiteres. Noch viel weniger.

3. Oder die Kinder besseres Schulgeld geben. Nein.

4. Kann die Kirche waß geben. Ist mit zu vielen Ausgaben ohnehin beschwert

5. Kann aus den Stiftungen waß abgegeben werden. Nein.

6. Könnte man den Schulmeister nicht zum Gerichtsschreiber machen. Nein.

7. Ist sonst ein Verbesserungsmittel da. Ohne die freygebigkeit hoher Padronen, oder eines Gnädigsten Landesherren keines.

V. Besonderer Ertrag der Küsterey.
Ständig.
1. Waß hat der Küster an Geld.
49 fl Rotat, Korn 9 Malter, Gerste nichts. Haber 24 Malter. Wein nichts.

2. Wie viel Ruthen   
Ackerland nichts, Gartenland 48 Ruthen, Wiesen 1 Morgen 40 Ruthen 8 Schuh.

3. Wie viel Weinstök. Keine.

Unständig.
1. Waß giebt jeder Unterthan an Geld, Korn, Gerst, Wein. Nichts.
Haber. Die Stadt nichts, auf den Dörfern die Ehe ½ faß.

2. Hat er Glockenbrod, und wie viel. Keins.
Hat er Glocken Garben, und wie viel. Keine.

3. Hat er Ostereyer, wie viel. Keine.

4. Waß können die Jura Stola ertragen. ad 69 fl Rotat.

5. Wie hoch könnte man den ganzen Ertrag an Geld anschlagen.
379 fl Rotat thut an rtlr 168 – 24 Alb.

St. Wendel den 10. Junii 1786.
Martinus Bender, Pastor ad Sanctum Wendelinum


Quelle: Pfarrarchiv St. Wendel, B28

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