das untere Stadttor
Errichtet wurde dieses irgendwann im Dunkel der Zeit, ohne daß eine schriftliche Quelle davon berichtet. Was wir definitiv darüber wissen, ist, wes ann erneuert (dazu später mehr) und wann es abgerissen wurde ? und warum. Im Jahre 1806 schlug seine letzte Stunde; es war einfach zu klein geworden bzw. ? da es seine Durchlaßöffnung über die Jahre nicht ver-kleinert hatte ? die Bedürfnisse der Menschen in der Stadt und vor allem ihre Fahrzeuge ? waren zu groß geworden. Wollte ein Bauer von drinnen jetzt Heu von draußen hereinfahren, dann mußte er vor dem Tor anhalten, abladen, seinen Wagen durchfahren und hintendran wieder aufladen. Jedesmal ? und jeder Bauer, Handwerker, Händler ... Irgendwann ist ihnen das zuviel geworden, und 1806 wurde es plattgemacht. Ein städtischer Angestellter, dem wohl langweilig war, hat in einer stillen Stunde eine Zeichnung davon angefertigt, die auf dem Titelbild dieses Heftchens zu sehen ist. Das Tor war stets von sehr großer Bedeutung gewesen, denn genau hier vor seinen Toren trafen sich zwei große Verkehrsstraßen, die St. Wendel mit dem Rest der Welt verbanden, die Kelsweilerstraße aus dem Norden und die Brühlstraße, die den Verkehr aus Süd und West heranbrachte. Letzterer wollen wir uns ein wenig näher widmen. Versetzen wir uns doch einfach in einen Wanderer, der - von der Luisenstraße kommend - das untere Tor durchquert, den Insassen des zugehörigen Gefängnisses (heute chinesisches Restaurant) einen letzten mit-leidigen Blick zuwirft und vor das Tor tritt. Sein Blick ist klar in die Gegenwart, aber auch die Vergangenheit und die Zukunft gerichtet, er sieht, was ist, was war und was kommen wird. Kamerad, was beneide ich dich.
Das Tor war nicht, wie man meinen könnte, geradeaus in Richtung Kelsweiler ausgerichtet. Seine Achse war nach Süden verschoben, so daß es sowohl nach Nordwesten in die Kelsweilerstraße als auch nach Südwesten in die Brühlstraße gerichtet ist. Doch nicht die beiden Straßen sind der Grund dafür, sondern vielmehr der leicht südlich liegende Zwinger, ein weiteres Bestandtteil der alten Stadtbefestigung. Durch die Drehung des Torbaues konnten Angreifer, die in den Zwinger eingedrungen waren und nun zum Tor strebten, frontal bekämpft werden.
Unser Wanderer wendet sich nach links und tritt in die Brühlstraße ein. Rechter-hand, dort wo heute das Brillengeschäft Optik John sich befindet, stehen die bis in die 1780er hinein einzigen Häuser in dieser Straße, die sog. "Brühlhäuser". Als am 31. Dezember 1783 Neubürger vereidigt werden, ist unter ihnen "Peter Becker, Houffschmit im Brühlhauß".
Und das führt uns auch gleich zu der Frage,