Lebens Beschreibung des H. Wendelini.
S. Wendelinus ist umb das Jahr Christi 554 in Schottland auß Königlichem Stamm gebohren und in seinen Kindtlichen Jahren von seinem Herren Vater Forchardo SchottländischenKönig, und S. Mutter Ivelina, dem damahligen frommen Bischoff in aller Frommigkeit und gutten Sitten zu erzeihen übergeben worden.
Durch diesen frommen Bischof werd St. Wendel zu solcher Verachtung der welt, und Begierdt der Himmlichen Dingen gebracht, daß er sich ernstlich entschloßen daß Königreich welches ihm erblich zustund zu Verlaßen in einem demühtigen wandell unbekant dem lieben Gott zu dienen, machte sich deßwegen heimlich auß Schottlnadt hinweg, legte schlechte Pilger-Kleider an, besuchte viele Heilige Stätt und Oerter, und kame umb das Jahr 574. nach Rom.
Demnach er alle heiligen Kirchen und Oerter zu Rom mitt großer andacht besucht hatte, begehrte er bey dem damahligen Pabst Benedicto I Audientz, außenbahrte ihm sein herkommen und fürhaben, und begehrte von ihm gute rath und unterrichtung.Der Pabst lobte seinen Wandel und fürhaben, ermahnte ihm in Verachtung der Welt und Göttlichen Dinst fleißig fortzufahren, und entliße ihm mitt seinem Pabstlichen Seegen.
Der Treie Diener Gottes und große Verachter der Welt walfahrtete von Rom nach Einsidel, befahle sich der heiligstenMutter Gottes, und zohe von dannen in unterscheidliche Oerter, suchendt eine bequäme Gelegenheit, allwo er ein Einsidler leben führen mögte. Durch Gottes begleitung kame er in das wilde Westerich, welches damahl eine lautere Wildtnuß ware und fande allda einen Hügel, welchen ihm sonderlich wohl gefelt. An deiem ort, wo jetzund S. WendelsCapell stehet, machte er sich ein Hüttlein von Aesten der Baümen; zu seinem Nachtliger nahme er Reiser und laub und finge allda an ein sehr strenges bußfertiges leben zu führen. Wie lan er allda gewohnt war von was er gelebt, und auf waß weiß er allda Gott gedienet habe, weiß Gott und der Himmel allein.
Nach einiger Zeit empfande er eine Begiert zu der Vralten Heiligen Stadt Trier zu walfahrten, und die Vielfältige große Heylthumen, so allda zu sehen seyn, zu verehren.Vnterdeßen daß er allda einige Täg lang in und außer der Stadt von einer Kirch zur andern walfahrtete, und sein Brod vor den Haüßeren umb Gottes willen samlete, ward er von einem Trierischen gottlosen Edelmann gesehen, für einen Bettler und einfältigen Baurs Kerll gehalten, und wegen seines Bettlens außgeschendet, sagend: Du bist noch ein Junger gesell, Kanst dich wohl ernehren und wilt doch leiber bettlen. Wan du Keinen andern Dinst hast, so hüte mein Viehe, und Verdiene dein Brodt. Der gutte Wendel gedachte, daß dieser Hirtendinst ihm zur wahren Verachtung der welt gedeynen würde, darumb nahme er diesen schlechten dienst an, und muste dem Junker erstlich seine Schwein hüten. Als er aber bey desen unrühigen Thieren Keine Ruhe fande, und in seinem gebett sehr Verstöhrt ward, bate Er seinen Herrn, er wolte ihme diese Sau-Hüten nicht üübertragen. Der Junker liebte seinen Hirten wegen seiner fromkeit, und einfalt, darum wilfahrdete er seinem begehren, und machte ihn zu seinem Küh-Hirten. Bey diesem Rind-Viehe Konte S: Wendel seiner andach beßer pflegen, und seinem Gott rühiger dienen. Darum verharrete er eine geraume zeit in dieser seiner Viehe-Hut Der liebe Gott segnete auch seine Herd wegen seines gebetts, und machte seine Veihe Viel fruchbahrer, als es zuVor gewesen ware.
Der Junker Verwunderte sich hählich hirüber, und wuste nicht, daß ihm diß glück wegen der fromkeit seines Hirten zukomme. Damach hielte er ihn in sondern Ehren. S: Wendel begerte nach einiger zeit die Kuhe-Hut abzulegen, und nach dem Brauch der alten Patriarchen die Schaff zu hüten. Nach Bewilligung seines Junckers hütete er die Schaff mit allem fleiß, und kunte bey dieser Hut seinem Gott viele fleißiger dienen. Er hütete die Schaaff nicht allzei an einem Ort, sondern tribe Vielmahl weit hinweg, damit er ohn Verstohrung eines menschens siner andacht abwarten Könte, und wiewohl er seine Heerd bißweillen gar weit getreiben hatte, dannoch kame er durch Gottes Schickung allzeit abends bey zeit Heim. Der liebe Gott segnete auch seine Schäfflein sonderlich, bewahrte sie für Krancküheiten und wilden Thieren, und machte sie über den natürlichen brauch fruchtbar. Wegen deßen ward er von seinem Herrn je länger je mehr gelibt; von den dieneren und Knechten aber, welche diese gunst ihm mißgönneten, sehr verhaßt. Darumb fügten sie ihm auß andreib des Satans Viel layds zu, verspotteten ihn auff vielerley weiß, und suchten ihn bey ihrem Juncker verhast zu machten. Der diner Gottes merckte wohl, daß diß auß anstifftung des bösen feinds geschahe, und daß diser suchte ihn von seinem bußfertigen leben abzuführen: Darumb litte er alle diese zu gefügte Schmachen mit froßer gedult, und fuhre desto eiffricher in seinem gottseligen leben fort.
Wann er bey seiner Heerd in feld ware, empfande er allzeit eine eiffrige Begird, in seiner außerwöhlten Einöden zu seyn, und allda seinem lieben Jesum anzubetten und zu verehren. Dann er bildete sich ein als wan der Hügel, auff welchem er sein Zeltlein und Capellelein erbauet hatte, den H: Oelberg einiger maßen gleichete, darin er zu vor die Tods Angst Christi zu betrachten gepflegt hatte. Daß nun der lieben Gott diese seine begirdt gefiele, hat er mit einem unerhorten Wunderzeichen wollen bekräftigen dan als S: Wendel einmahl eine hefftige befird hatte seine Heerd zu verlaßen, und sich zu seiner einöden zu begeben, siehe da ward er durch die allmach Gottes sambt seinen Schaffen in die lufft erhebt, und in Kurtzer weil in seiner Einöde sanfftiglich niedergesetz. Vber diß gewaltige Mirackel verwonderte sich der fromme Schäffer über die maßen, danckte dem lieben Gott mit gebogenen Knigen, und verharrete den meisten Theil dises Tages im H: Gebett. Am abend ward er wiederum zugleich mit seiner Heerd in die lufft erhebt, und in Kurtzer weil/: wiewohl Trier von dannen Vierzehn Stunden abgelegen ist:/ vor selbiger statt niedergesetzt. Diß geschahe von selbiger zeit hernach alle Tag, und zwar in solcher geheimme, daß Kein mensch diß große wonder gesehen noch erfahren hatt. An selbigem ort, wo die Schaff weideten, ware kein waßer, deßwegen S: Wendel sein gebett zu Gott verrichtet seinen Hirtenstab mit großem Vertrauen in die Er stieße und durch Gott eine frische Brunquell hervor brachte. dieser brun ist noch jetziger zeit unweit von der stadt S: Wendel vierkantig in Stein eingefast und S: WendelsBrunnen genant. Jährlich am Montag in der Creutz wochen wird er in der Proceßion von dem H. Pastor geweyhet, und von männiglich und allerley unheyl von Menschen und viehe abzuwenden, schier Täglich besucht. Nächst an diesem Brunnen, da jetz eine Capell und Eremitten Häußelein ist, steckte S: Wendel seinen stab widrum in die Erden, welcher angefangen zu wachsen, und zu einem großen Hambuchen Baum zu werden, dieser ist alzeit S: Wendelsbaum genent worden, lang gestanden, und vor wenigen Jahren erstlich vergangen. Auff daß dieser diener Gottes seinem gebett und Betrachtung desto beßer abwarten könte, so schickte Gott einen Engel der an deßen statt die Schaaff hütete: welchen lieben Engel S: Wendel ohne zweiffel vielmahl mit augen gesehen, und Mündlich mit ihm gered hat. Die Alte-legend sagt auch Christus selbst sey ihm offt erschienen, und hat zu seinem grösten Trost mündlich mit ihm geredt. Wie lang aber deß große Wunderwerk gewehret habe meldet die Legend nicht, sondern beschreibet nur auff daß weiß deß große wunder-zeichen endlich an Tag geben und Kommen seye; und zwar folgender maßen.
Sein Juncker ware einmahl mit einem diener nach Straßburg wegen gewißen Geschäfften verreißet: und als er widrum zu rück ritte, nahme er seinen weg durch die wildnuß, darin S: Wendel seine Schaaff hütete. Als er nahe zu solchem Ort kame, sache er seinen Heerd vor sich, und sagt zum diener: Micht dünckt, dieser Hierd seye unser Wendel dann er ihm nicht gar ungleich ist: der diener sagte; wie soll unser Wendel heihin kommen seyn; diweil es gar zu weit von Trier ist, als der Juncker endlich hinkame, und seinen Hierten erkante, ergrimte er Heffig wider ihn, fluchte gewaltig über ihn, und sprach unter andern Du loser Wendel bistu dan närrisch oder gar rasend, daß due meine Schaaff einen so weiten weg Treibest, ist dan nicht genugsame weid umb Trier, daß du in diese ungeheure Wildmuß fahren must. S: Wendel sprach: Liber Juncker, zornet doch nit so gar sehr, dann ich befinde, daß diese weid den Schaffen beßer gedeye, als um Trier. Soll ich dann nit zürnen, sprach der Juncker, die weil ich viele gäst geladen hab, und gegen den abend einen Hammel schlachten muß. S: Wendel sagte: seyet deßwegen nit zorgfältig, mein Herr, dan ich bey zeit mit der Herd zu hauß seyn will. Der Juncker sagte: Wie wilstu vor Nacht zu hauß seyn, da ich reittend kaum dahin kommen kan. Alsdann ritte er voller zorn von dannen, und Thäte den gantzen weg wider seinen Hierten nichts anders als zürnen und Murren; er ritte auch desto schwinder fort, damit er sich umb ein anders stück fleisch für seine gäst bewerben mögte.
Nun höre wunder, waß sich allhier zutruge. Als er in seiner Vorhoff ritte, da ware S: Wendel mit seiner Herde schon allda, und hatte seine Schaff albereit eingetreiben. Hierüber erschracke der Juncker so gar, daß er kaum glauben konte, was er mit augen sahe, er schätzte deß für ein großes Mirackel, und hielte seinen Hirten für einen heyligen Mann. Darumb fiele er ihm demüthig zu füßen und sprach reumüthig zu ihm. Verzeihe mir mein Lieber Wendel die ausgestoßene schmachwort, und sage mir auffrichtig, wer du seyst, dan ich sehe, daß du ein Heyliger Mann bist, und daß Gott froße wunder mit dir, und durch dich würcke. Der demühtige diener Gottes fiele seinem Herrn auch zu füßen, und sprach gantz demühtig: Ich bitte euch mein Herr, stet doch auff, und erzeiget mir keine Ehr, dann ich bin kein Heyliger Mann, sonder ein armseeliger Mensch, und einfältiger Hirt und Baur-Knecht. Der Juncker stunde auff und sprach: diß kan ich dir nicht glauben, sonder muß dich für ein großen diener Gottes halten. Du seyest aber wer du wollest, so gestatte ich dir nit heinführo mein Vieh zu Hüten. Dann ich Heyliger maßen forchten müste, Gott würde mich Hart straffen, wann ich von seinem Treuen diener ließe meine Viehe hüten. Sage mir nur, waß due von mir begehrst, so will ich dir in allem willfahren, S: Wendel sprach: Diß allein begehre ich von euch, mein Herr, daß ihr von ewerm gottlosen wandel abstehet, und Hinführo ein frommes leben führet, auff daß der zorn Gottes nit unbersehens über euch komme, und euch wegen eurer rauberey und ungerichtigkeit in daß ewige feur stürtze Alhir wußte der diener Gottes so viel zu reden, und dem Boßhafften Edelmann so starck zu hertzen zu sprechen, daß er darüber heftig erschrackte, seine schwäre Sünden beweinte und dem Diener Gottes wahre Beßerung versprache: Er wolte ihm auch viele gelt zum allmoßen geben, dieser aber wolte nicht mehr als seinen verdinten liedlohn annehmen welchen er als balden Armen außtheilte, und in Äußerster Armuth zu seinen vorigen Wildnuß eylte. Jm Closter Tholey, S. Benedicti Ordens zwey stunden von seinem Hütlein gelegen, ließe er sich im Jahr 590 als einen Einsidel einkleiden, zohe alsdan zu seinem Ersten Zeltlein und stenge von einem an ein über auß strenges leben zu führen.
Er aße mehrentheils nur wilde Kräuter, tranckte das kalte Waßer, lage auf der harten erden, wachte biß in die Tieffe nacht im gebett, litte im winter grausamme Kält, und ginge nicht allein an Sonn und Fäyrtägen sonder auch in der wochen nach Tholey zu der H: Meß. sehr viele und schwöre Verfolgungen muste er von dem Theuffel leiden, denveil dieser ihm eingabe, wie sein Herr Vatter und fraw Mutter umb ihn trauerten ihn aller orten lißen suchen und für leid schier verschmachteten, diß stelte ihm der Satan so klar vor als wann er es mit augen sähe. mit ohren hörte, und ein hertzliches mitleiden darüber empfande, der Versucher Vermeinte zwar ihn hiedruch auß seiner Wüste in sein Königreich zu bringen. der fromme Wendel aber über wande durch Gottes Hülff diese sehr schwäre, und langwirige Versuchung Neben diesen setzte ihm der Satan so gar starck mit unckeuschen gedancken zu, daß der keusche einsidler sich mit anders erwähren konte, als daß er sich nachend in die dörner warfe, und darin biß zum häufigen Blud-Vergißen umweltzte Einmahl erschien ihm der laidige Teuffel in gestalt einse grausammen Drachens und erschrckte ihn so gar, daß er Vermeinte, Er seye ihm schon im Rachen: Er ruffte aber Gott umb hülff an, machte daß H: Creutz zeichen wider ihn, und Tribe ihn in einer spöttliche fluch.
Nachgehens wolte der Allmächtige Gott seinen demüthigen Diener der welt kuntbar machen und ihm mit Vielen wunderÊ zeichen erleuchten, dann als einmehl eine sterbliche seucht unter daß Viehe kamme nahmen die umligenden Bauren ihr zuflucht zu diesem H. Einsidler, und bewegten ihn durch ihr inständiges Bitten so weit, daß er mit ihnen zu ihren dörfferen ginge, über daß krancke Viehe bettete, und es durch das H: Creutz-zeichen gesund machte. Durch dieses Mirackel ward sein Nahm in dem gantzen Westreich bekannt, und brachte allen Leuthen so großes Vertrauen zu ihm, daß wer ein kranckes Schaaff oder Viehe hatte solches zu deßen Hüttlein führte, und allzeit gesund wieder heim tribe.
Zu selbiger zeit starbe ein Vorsteher des Closters Tholay, und die Patres konten in der wahl eines neuen Vorstehers nicht einig werden, als sie nun den H: Geist eyfferig anrufften horten sie eine himmliche stimen sprechend: Erwöhlet Wendelinum zu euren Abt. durch diese stimen bewegt giengen sie einhellig zu deßen Einöde, ernehnten +ihn zu ihren Prälaten und baten ihn mit gebogenen Knyen, daß Er ihr Vatter und Oberhirt seyn wolte. Der Demühtige Mann weigerte sich auff alle Weiß, sagend, daß er zu solchem Ambt gantz untauglich seyw, müd (?) seye und sich beßer auff das schaffweiden, als auff geistliche zu regieren Verstehe. Nach langem wiederstreben sagten die Patres, wiße o diener Gottes, daß wir nicht auß menschÊlichem, sonder auß Göttlichem anweißen hirher kommen, und dich zu unserem Vatter suchen. Dan als wer den H: geist anrufften uns zu offenbahren wenn wir erwöhlen solten, hörten wir eine Himlische stimen sprehend: ErwöhletWendelinum den Schaaffhirten zu eurem Abt. Wann du dann ein wahrer Diener Gottes seyn wilst, so wirstu seinem Göttlich willen nicht widerstreben. Auff diß wort untergab sich S: Wendel dem Göttlichen gehorsam, nahme die würdikeit demühtig an, und schickte zu dem Thririschen Ertzbischoff und bekräfftigung seiner wahl: Damal ware S: Severius Ertzbischoff zu Trier, welcher Viel guts von S: Wndel gehört, und deme auch der Pabst, den H: Wendel anbefohlen hatte: Darub erfreuete er sich wegen seiner erwöhlung, kame in eigener Person inn daß Closter Tholay, und Con-secrierte ihn Anno 597 zum abt. Damahl machten dise beyde Heilige eine newe frunschaafft miteinander, und seynd blieben. Nun ist ja für gewiß zu halten, daß der große diener Gottes S: Wendel von dem H: geist selbst zu diesem Ambt erwöhlt, sein Closter gar Heylig werde regieret haben; gleich wohl findet man zu Tholay von seiner Regierung und geführtem Clöstelichen leben nicht die geringste Meldung; dieweil die damahlige demühtige Patres hier von endweder nichts Verzeichnet haben: oder dieweil soche Schrifften in der Plünderung des Closters Verbrent oder Verlohren worden.
Um daß Jahr Christi 617 erkranckte dieser Heilige Abt und Vermerckte, daß sein letzen Stundlein herzu nahete, darumb ließe er dises dem H: Severino eylends ansagen, und sich in sein andächtiges gebett befehlen. Wegen großer lieb so dieser H. Ertzbischoff zu S: Wendel truge, kame er persönlich zu ihm, wolte seinem letzen End beywohnen, und ihm mit eigener hand daß Hochwürdige Sacrament reichen. Hie sahen dies beyde H: Männer (wie daß) bey Hochwürdiges Sacrament (O) empfangeun, wie daß zween Engelein vom Himmel kamen, eine zarte Linwad über das Beth des krancken spreiteten, und drey schöne Cronen dar auff setzten. Vnter der Communion knyeten sie demühtig nieder, und nach selben fuhren sie wieder zu dem Himmel. Damahl offenbaret S: Wendel dem H: Severino in geheim; wie daß er der Königliche Erb-Printz Schottland geweßen, umb Christi willen diese hoheit Verlaßen und ein armer Schweine- kühe, und Schaaff hirt worden seye. warüber der H: Bischoff sich zum Hochsten Verwunderte, und die Heiligkeit dieses großen dieners Gottes über die maßen hoch schetzte. Nach deßen Todt sprch er zu den Patribus wißet ihr auch, waß für einen furnehmen Prälaten ihr gehabt: als sie von nein sagten, sprach er Vor seinem Seligen End hat er mir in geheim an Vertrauet, daß er der Könkgliche Erb-Printz in Schottland gewesen, sich heimlich auß dem Königreich gemacht, und nach Rom, und andere H: Oerter Pilgers-weiß walfahrten gangen seye. Die Patres Verwunderten sich über die maßen hierüber, fielen Vor den H: Leichnam demühtig nieder und küßten ihm mit großer Ehrerbietung seine H: Hand und füß.
Nun ist wohl zu glauben, der H: Severinus werde bey der Begräbnuß bleiben seyn, und den Hochwürdigen, hochheiligen Prälaten persönlich zu Erden nemlich in die Closterkirch Vor den hoch altar bestattet haben. Am folgenden Morgen fanden sie daß grab eröffnet, und den Todtensarg außer dem grab auff der Erden stehen, die Patres erschracken hirüber gewaltig sehr, begrabten ihren H: Vatter mit mehrer Ehrerbietung zum andermahl, befanden ihn aber am anderen Morgen, wie am ersten Tag. Als nun diß auch am dritten Morgen geschen, da erkanten sie, daß ihr lieber Vatter nicht wolte bey ihnen begraben seyn. Darumb setzten sie die Leich auff einen wagen spanten zwey ungezäumte Ochsen dafür, und ließen sie gehen wohin sie wolten, Nach einer kleinen Weyl warden ihen die augen eröffnet, und alles Volk sahe, wie daß zweyen Engelein neben den Ochsen hergingen und sie den rechten weeg zu S: Wndel Hüttlein führten, alda stunden sie still, und konten nit weiters treiben werden, der H: Leihnam war alda, ehrerbietlich begraben, und von Gott mit so vielen wonderzeichen geziert daß für rathsam befunden ward, den H: Leichnam aus der Erden zu erheben, und in ein Hoches über die erd erhöhtes steinenes grab zu legen und welches rund umb die zwölff Apostelen in stein außgehauen gestelt. und daß selb grab mit Laubwerk, und an deren figuren gezierd ward, wie noch heutiges Tags zu sehen ist. In dieser schönen begräbnuß ward der H: Leichnam Mehr als zu Vor besucht, mit Vielem Opfer beschenckt, und Von Gott mit größeren wunderzeichen herlich, und bekant gemacht: Deßwegen ward auß dem opffer eine große steinerne Capel sambt zweyen altären gebaut: auff solche weiß daß das grab mitten in die Capell kame und rund umb mit einem eisenen Gitter umbeben war. Diewilen dan nun dieei Leuth allda Meß hören, und ihren andacht beßer Verrichten könten, als Vermehrte sich der zulauff die Mirackeln und daß Opffer so sehr, daß rund umb Häuser und Endlich ein Dorff gebauet wurde. Damit die Pilger in dieser großen wildnuß könnten beherbergt, und Verpflegt werden. Hier soll auch nit Verschwigen bleiben, wie daß gleich nach dem Todt des H: Wendelini der H: Severinus einige Gesanten in Schottland geschicket, welche dem damahligen König, S: Wendel Brudern berichteten, was maßen diser in den Westerich ein Einsidlers strenges leben geführt, zu Tholay zum Abt erwöhlet, allda Vor seinem heilgen End erstlich offenbahret habe, wie daß er der Königliche Erb-Printz in Schottland gewesen, Gott zu lieb aber dise hohe würdgkeit Verlaßen habe. wegen dieser Verwunderliche Zeitung reiseten vile Schottländer sambt eingen Königlichen Bedinten zu dem Grab dieses großen Heyligens, Verehreten seine Heiligkeit mit hertzlicher andacht, und opfferten ihme Viele fürtreffliche Gaben, dehren etliche noch jetzund in S: Wendel Kirchen zu sehen seynd.