Peter Friedrich Wilhelm Conrad wurde am 04.03.1785 in Mörsheim bei Landau geboren, wo sein Vater schon Bürgermeister und Steuereinnehmer war. Im Februar 1814 heiratete er Maria Clara Barbara Beermann (1783-1849) aus Birkenfeld in Birkenfeld, wo 1821 ihre älteste Tochter Elisabeth zur Welt kam. Als die Gemeinde Reichenbach am 11. Januar 1817 Sitz einer Bürgermeisterei (dazu zählten auch die Gemeinden Aulenbach, Ausweiler, Frauenberg, Hammerstein und Ruschberg), wurde Conrad dort Bürgermeister. Aber deser Verwaltungsbezirk wurde per Dekret vom 1. Oktober 1823 wieder aufgelöst, die ursprünglich fünfzehn Bürgermeistereien auf sieben reduziert. Die Bürgermeisterei Reichenbach wurde in die Bürgermeisterei Baumholder integriert. Hintergrund war eine Versammlung des Landrats, worin eine Verminderung der Lokalverwaltungskosten diskutiert und verabschiedet wurde.
Von diesen sieben Bürgermeistereien lagen drei im Canton St. Wendel:
1. die Oberbürgermeisterei St. Wendel, bestehend aus dem Stadtbezirk St. Wendel (Oberbürgermeister Conrad Jochem);
2. die Bürgermeisterei St. Wendel, bestehend aus den Landgemeinden Alsfassen und Breiten, Urweiler, Oberlinxweiler, Niederlinxweiler, Urexweiler, Remmesweiler, Mainzweiler, Dörrenbach, Wetschhausen, Steinbach, Oberkirchen, Haupersweiler, Grügelborn, Reitscheid, Roschberg, Leitersweiler (Peter Friedrich Wilhelm Conrad);
3. die Bürgermeisterei Bliesen, bestehend aus den Landgemeinden Fliesen, Oberthal, Güdesweiler, Gronig, Namborn, Alsweiler, Gehweiler, Heisterberg, Pinsweiler, Hofeld und Mauschbach, Baltersweiler, Furschweiler und Bornerhof, Alsweiler, Winterbach und Marpingen (Friedrich Balbier, bisher Gerichtsvollzieher).
Daneben gab es noch die Bürgermeistereien Baumholder (Stephan Heyl), Burg Lichtenberg (Ludwig Gassert) und Grumbach (Johann Jakob Hornung).
Conrad wurde also Bürgermeister der Bürgermeisterei St. Wendel mit Sitz in St. Wendel. Hier kamen die beiden jüngeren Töchter zur Welt: Ida Catharina Friederike im Oktober 1824 und Maria Anna Mathilde im November 1829.
Am 7. Mai 1827 beurkundete der St. Wendeler Notar Eschrich (Nr. 67) daß Herr Alexander Graf zu Solms, „Herzoglich Sachßen Coburgischer Obrist Leutnant und Regierungsrath zu St. Wendel“ einen „zum Theil eingehägten Garten am Gutesberg, Bann von St. Wendel, einseits die Landstraße nach Birkenfeld, anderseits ein Fußpfad und Philipp Winsweiler Garten, vorn der Weg nach der Wingerts Hohl, oben Peter Keller“ für 800 rheinische Gulden verkauft hat an „Friedrich Wilhelm Conrad, Bürgermeister der Bürgermeisterey St. Wendel und Straßeninspektor, in St. Wendel wohnhaft“.
Welche Gemeinden zu welcher Bürgermeisterei gehören, erfahren wir in einem Vertrag, den Notar Hen am 23. Mai gleichen Jahres bekurkundet. Die Protagonisten sind Conrad, „Bürgermeister der Landbürgermeisterei St. Wendel“, zu denen u.a. die Gemeinden Roschberg, Grügelborn und Reitscheid gehören, und Friedrich Balbier, Bürgermeister der Bürgermeisterei Bliesen, daselbst wohnhaft, in seiner Eigenschaft als Bürgermeister der Gemeinden Furschweiler, Gehweiler, Pinsweiler, Heisterberg, Eisweiler, Hofeld und Born.
Als Bürgermeister war Conrad in seinem Beritt auch für das Zivilstandsregister verantwortlich; wie die meisten Bürgermeister nahm er die Trauungen vor und delegierte die Beurkundung der Geburten und Sterbefälle. Im Eheregister von Roschberg taucht Conrads Unterschrift zum ersten Mal am 14. Jänner 1824 auf.
Knapp zwei Jahre nach dem Verkauf des Fürstentums Lichtenberg von Coburg an die Preußen wurden drei neue Bürgermeistereien im Kanton St. Wendel eingerichtet:
=> Bürgermeisterei St. Wendel (Dörrenbach, Mainzweiler, Niederlinxweiler, Oberlinxweiler, Remmesweiler, St. Wendel, Steinbach, Wetschhausen, Werschweiler)
=> Bürgermeisterei Alsweiler (Alsweiler, Bliesen, Gronig, , Güdesweiler, Marpingen, Oberthal, Urexweiler, Winterbach)
=> Bürgermeisterei Oberkirchen (Alsfassen und Breiten, Baltersweiler, Eisweiler, Furschweiler, Gehweiler, Grügelborn, Haupersweiler und Seitzweiler, Heisterberg, Hofeld, Leitersweiler, Mauschbach, Namborn, Oberkirchen, Pinzweiler, Reitscheid, Roschberg und Urweiler)
Conrad wurde der Bürgermeister der Bürgermeisterei Oberkirchen. Unter diesem Titel traute Conrad „sein“ letztes Ehepaar am 1. Oktober 1856 in seinem Amtssitz in St. Wendel [Cäcilienstraße 3 = Julius Bettingen Straße 3; dort war der Amtssitz der Bürgermeisterei Oberkirchen 1911]; sein Amtsnachfolger hieß Peter Koster (1828-1893), dessen erste Trauung am 7. Oktober 1856 stattfand. Dann ging Conrad in den Ruhestand. Er starb am 30. Oktober 1858 in St. Wendel.