Schriftzug

R. Scherz= und Witzspiele

Die Lösungen der Ratsel, Charaden etc. stehen in R(2).

Buchstabenräthsel.

Luft, dem Gaumen wohl bereitet,
Wird Dir durch mein Wort genannt;
Nimm den Kopf ihm, so bedeutet
Es ein Gästchen, wohlbekannt,
Das das Ganzen letzten Rest
Sich behaglich schmecken läßt,
Bis es Ganzes selbst muß sein
Für ’nen Mächt’gern, der’s fängt ein.

[WB29]

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Buchstabenräthsel

In das Herz des Mädchens
Wirf ein e hinein,
Alsbald wird geschlossen
Ihre Ehe sein.

[WB30]

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Zweisylbige Charade

Das Erste wie das Zweite
Sie helfen Beide gehen;
Kommt unter Eins das Ganze,
So bringt es Eins zum Stehen;
Dann aber geht das Ganze,
Das früher ward getragen,
Und trägt noch schwere Lasten;
Wie dröhnen seine Klagen!

[WB32]

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Räthsel.

Zwar führ' ich einen stolzen Titel,
Doch bin ich unbedeutend klein;
Zwar hab' ich einen Thron, allein
Dort schläft nur im zerrißnen Kittel
Der Bettler und der Wand'rer ein!
Und doch soll ich ein König sein.
[WB31]

Auflösung des Räthsels in Nr. 31.
Du führest einen großen Titel
Mein Freund, für deine klein' Person,
Doch sagt uns leicht dein schwacher Thron,
Geschmückt mit einem lein'nen Kittel,
Der hin und her fliegt los und ledig:
Das ist die Pracht des Zauneskönig.
F.          
                                 Mr.

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Charade.

Es wünscht, ob viel ihm sei gegeben,
Der Mensch umsonst der ersten Sylben Paar;
Nur in der Seele ewig regem Streben
Stellt geistig sich der beiden Welten dar.
Die Hülle löst, als sei sie nur das Zweite,
Der freie Geist und schwebt in lichter Weite.
Allein wie hoch sich auch Dein Sinn erhoben,
Wie kühn Dein Geist in fernen Welten lebt,
Du denkst der Zeit, da noch, wie Glanz von oben
Nie scheidend, Freud' und Hoffnung Dich umschwebt;
Der Zeit, da Du, in längst entfloh'nen Tagen,
Ein glücklich Kind, das Ganze noch getragen.
[WB33]

Gelöst durch folgendes Gedicht von Herrn Pfarrer Marx in Freisen.

Ach wie froh war ich als Knabe,
Wußte nicht, was Schmerz und Leid:
Hüpfend an dem leichten Stabe
War mein Schmuck ein Flügelkleid,
auch die freie, froh’ Natur
Formt ich meines Frohsinns Spur,

An dem leichten Knabenkleide
Hing ein kleines Flügelpaar,
Richt geschaffen für die Weite,
Wo des Jünglings Sehnsucht war.
Fort, du darfst nicht rasten hier!
Rief des Geistes Stimme mir.


Nimmer mit dem Kindertande
Wage dich zur kühnen Bahn:
Gründe gähnen an dem Rande,
Grauen selbst den Kühnsten an
Gürte dich mit Geistesmacht,
Ihr allein entquillt die Kraft.

Mit den neuen Geistesschwingen
Steig ich auf zum Himmelsdom,
Hoffe: bald wird es gelingen,
Da ergrimmt der Lebensstrom,
Eilt mir nach mit Sturmeswuth,
Reißt mich fort in seine Fluth.

Auf den schnell bewegten Wellen
Meines Lebens düstrer Bahn,
Bei den Graun erfüllten Stellen
Fleht mich hold die Kindheit an:
Suche nicht mehr in die Weite,
Was du fandst im „Flügelkleide.“
[WB34]


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Räthsel.

Wo wilde Menschen
Die Fäuste ballen,
Vom Streich der Aexte
Die Bäume fallen,
Wo zum Altare
Die Ritter wallen,
Gesprengt vom Pulver
Maschinen knallen,
Wo durch Gebirge
Die Donner hallen,
Wo Nachtigallen=
Accorde schallen:

Da wirst du leicht das Wort des Räthsels finden,
Mit Faust, Holz, Mord, Blitz, Ritter es verbinden,
Von Nachtigallen mit Entzücken hören.
Als Mensch mußt du zu Einem selbst gehören:
Doch wirst du dich, kommts dir zu nah, empören,
Allein umsonst, wenn dich der blasse Tod damit bedroht.

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Charade.

Erste und zweite Sylbe.
Ich mit meinen Kameraden
     Bin dir, Leser, wohl bekannt,
Hast mich ja schon in der Schule
     Oft geschrieben, oft genannt;
Steh' ich vorn, so bin ich wichtig,
     Steh ich hinten, ziemlich nichtig;
Dir helf ich die Kasse führen,
     Und vergäßest du mich je
Würdest du viel Geld verlieren.

Dritte Sylbe.
Bald roth auf grün, bald schwarz auf weiß
     Entfärbt mein Körper sich;
Ich bin des Winds, der Finger Spiel,
     Das Schicksal wendet mich.

Das Ganze.
Ich bin ein glattes Feld, auf mir
     Geh'n zwei Pedanten auf und nieder;
Sie messen ein Geschenk Dir zu,
     Das brauche schnell!
es kommt nicht wieder.
[WB35]

Auflösung der Charade in Nr. 35: Zifferblatt
wurde durch folgendes Gedicht des Unterzeichneten gelös't.

Es naht der Herbst im Trauerkleide,
Entlaubt den Wald, entfärbt die grüne Flur,
Was gestern sich des Lebens freute,
Trägt heute sichtbar der Vernichtung Spur.
Drum nütze schnell, im flücht'gen Leben
 Den Augenblick!— daß er nicht Weile hat,
Mahnt uns des Pendels gleiches Schweben,
Und das bedeutungsvolle Zifferblatt.
Baumholder. A. Kühlwein.
[WB36]

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Charade.

Minister haben, doch Bettler auch,
Was meine  e r s t e n  benennen,
Doch nur in der Einheit, das ist so der Brauch,
Und deutet nur an, es können
Die Hohen den Niedern es geben, und doch
Behalten sie in der Einheit es noch.
    Du fragst mich nach den letzten zwei'n?
    Sie sind eine Münze, gering und klein.
    Das Ganze? Wenn man's den ersten beut,
    So giebt es oft gewalt'gen Streit.
    [WB36]

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Charade.
Erste zeigt sich dir bei Münz', Maß und Gewicht,
Doch steht im Rechenbuch dies, mein Exempel, nicht.
Das Zweite war, ist nicht. Das Dritte bleibt zwar bein
Doch nimmt's die Zweite dir mit jener im Verein.
Das Ganze hat uns oft gewarnt schon und erschreckt,
Und frei die Schlechtigkeit des Ersten aufgedeckt.
[WB38]

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Logogryph.
Nicht beim goldnen Saft der Reben,
wo der Freude Hymnus schallt;
Nicht wo man mit leichtem Schweben
Auf des Tanzes Wogen wallt;
Nicht bei freudigen Gelagen,—
       Kehrt das Ganze ein;
Nur an schwarzen Sarkophagen,
In des Leidens düstern Tagen,
       Will es hülfreich nahe sein.

Wenn du willst das erste Zeichen,
Von dem ganzen Worte streichen,
Dann ist es ein fräßig Thier,
Stahl und Eisen nagt es dir.

Nun wir woll'n von ihm den Kopf entfernen,
Dann erstrahlt aus ihm, ein güldnes Licht,
Das zu uns aus undekannten Fernen,
Durch den Nebelflor der Nächte bricht.
Dorten sind die diamantnen Pforten,
Wo uns Licht und Aufklärung geworden.

Etwas Köstliches liegt noch im Ganzen,
Streich den ersten und den letzten Laut;—
Schön besang ein Dichter sie in Stanzen,
Die so sinnig schmückt das Haar der Braut.
B                                    A.K.

[Logogriph (auch Logogryph) (griechisch logos, deutsch ‚Wort, Vernunft‘ und griphos, deutsch ‚Fischernetz, Rätsel‘) werden Buchstaben- oder Wortspiele genannt, bei denen durch das Hinzufügen, das Entfernen oder den Austausch von Buchstaben andere Wörter und Bedeutungen entstehen. Aus dem Wort Feind entstehen zum Beispiel durch das Weglassen je eines Buchstabens nacheinander die Wörter fein (-d), ein (-f), in (-e). Diese Wortspiele werden oft in Rätsel- bzw. Versform gestaltet oder mit Bildern für die Ausgangsbegriffe versehen. Logogriphen waren im 19. Jahrhundert beliebte Rätselspiele in der Tagespresse.]  [WB39]

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Palindrom
Ueberall kannst du es finden,
Was mein Räthselwort enthält
Auch bei dir, doch wird's entschwinden,
Wenn du geh'st aus dieser Welt.

Rückwärts:— hüllt es deine Blicke,
Wie in dichten Schleier ein,
Doch es kann, zu uns'rem Glücke,
Nicht von langer Dauer sein.
B                                        A. K.

[Palindrome sind in der Sprachwissenschaft Wörter, Wortfolgen oder Sätze, die rückwärts gelesen denselben Text oder zumindest einen Sinn ergeben. Groß- bzw. Kleinschreibung, Wortgrenzen und Satzzeichen sind beim Rückwärtslesen gegebenenfalls zu ändern.] [WB40]

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Räthsel.
Ich nehme Theil an euerm Leid und Freude,
Im schwarzen bald und bald im rothen Kleide,
Ihr aber laßt in Thränen mich zerfließen,
Und meinem Schmerz zum bittern Hohne,
Gebt ihr mir Schild und Helm und— wenn ihr könnt — die Krone.

[WB41]

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Räthsel.
Ein Jeder hat's in seinem Haus,
Ein Mancher scheuet's überaus,
Und weiß warum, das böse Wort;
Geküßt wird's nur an Einem Ort.
Geh' hin und küsse, frommer Christ,
Doch weh! wenn du darunter bist.

[WB42]

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Dreisylbige Charade
Auf Wartburgs Zinnen und im Meistersang,
Zeigt grünend sich der beiden Ersten Spur,
Ihr Lob, das dort aus warmem Herzen drang,
Begeistert schon die kühnen Troubadours.
Noch immerfort zeigt sich im zarten Liede
Ihr reiner Geist in dufe'ger schöner Blüthe.

Die dritte Sylb' empfangen viele Stände—
Nur mittelbar aus des Regenten Hände,
Doch vorzugsweis trägt fast in jedem Land
Denselben Namen ein gewisser Stand.


Das Ganze ist der Ersten süßer Lohn
Den zu erstatten nicht der Jüngling säumet,
Wenn die Geliebte ihm durch Blick und Ton
In ihrem Herz ein stilles Plätzchen räumet;
Dann giebt man gern mit innigem Vertrauen,
Um sich in ihrem Herzen fest zu bauen.
Baumholder.                        A. Kühlwein
[WB43]

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Dreisylbige Charade.

Mit der Unendlichkeit ewigen Räumen
Mit der Unendlichkeit ewigem Sein
Wird oft mein Erstes im Bilde verglichen,
Um dem Begriffe die Klarheit zu leih'n.

Aus der Ideenwelt führen zur Prosa
Schnell Dich die Letzten der Sylben zurück,
Denn sie bezeichnen ein friedliches Thierchen
Das oft im Hause begegnet dem Blick.

Und zum trivialen, prosaischen Bilde
Nimm noch das Ganze als Karikatur,
Wirst Du im Affengeschlechte er suchen,
Kommst Du dem Räthsel wohl auf die Spur.
[WB44]

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Charade.

Die erste wird für halb gezählt
Obgleich nichts an der Sylbe fehlt.
Die and're stellt ein Ganzes dar,
Was viele tausend Mal schon war,
Viel tausend Mal noch wiederkehrt,
Und dessen Niemand sich erwehrt.
Man kann's nicht halten, kann's nicht fassen,
Muß gehen es und kommen lassen.
Unsichtbar ist's und dennoch schwer
In Menge drückt's die Menschen sehr.
Aus beiden Sylben stellt sich zwar
Des Räthsels Ganzes richtig dar
Doch, wer kann wider die Natur?
Es bleibt der zweiten Hälfte nur.
U.                             B.
[WB45]


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Räthsel.
Schmutzig bin ich bei des Landmanns Hütte;
Eitle Mädchen sammeln gern mich um sich her;
Bei den Fürsten üb' ich steife Sitte;
Oft nehm' ich den Mond in meine Mitte;
Aber wie verschämt in seinem Putz ist der.
[WB46]

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Räthsel.

Wollen, ein entscheidend Wort:
Sie und ich, wir wissens schön.
Nicht nur wir, auch hier und dort
Haben Viele dies gesehn

Daß ich grade so begann,
Ich weiß selbst nicht das Warum;
Sie zu bitten, war mein Plan,
äße ich wie Brutus dumm?

Dieser küßte nicht die Erd
Für die Mutter wie’s gesagt;
Doch es hat sich schön bewährt,
Daß ihm dies den Preis gebracht.

Hat er seinen Zweck verfehlt?
Keineswegs. Wie aber ich,
Der nur Fremdes jetzt erzählt,
Von der Bitte aber wich?

Wird die Bitt verschwiegen? Wie?
Nein sie liegt schon lang Dir vor!
versteckt für jetzt ist sie,
Lang gehört hat sie Dein Ohr.

Daß die Bitt ich so gestellt,
Hat, o Freundchen seinen Grund.
Lacht nicht heute alle Welt,
Gibt man seine Wünsche kund?-

Leg geschickt die flache Hand
Auf gewisse Strophen hin,
Dann ist Dir die Bitt bekannt
Löse sie nach meinem Sinn!

Illingen. Johann Schlegel.

[WB47]

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Räthsel.

Mich hält beengt ein fünffach Zimmer
Ich werde drinn zum braunen Mohr;
Und nie schau ich des Tages Schimmer,
Sprengt nicht ein schneidend Schwert das Thor.
War dort mein Kerker klein und enge,
Wünsch ich doch noch ein finst'rer Haus;
Dort grab ich unterird'sche Gänge,
Und komm als grüner Zwerg deraus;
Bald streckt der Zwerg sich in die Länge,
Am Ende wird ein Riese draus.

[WB49]

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Zweisylbige Charade.

Ernst ertönt die Erste, schaurig,
Mahnend an Vergänglichkeit,
Und der Thor erschrickt, wird traurig,
Spricht sie gleich nur:„Nutzt die Zeit!“

Wehmuth bringt uns oft die Zweite
Und ertönt in aller Welt,
Füllt uns oft mit hoher Freude,
Hebt uns auf zum Sternenzelt.

Aber Schmerzgefühle dringen
Tief in uns're Brust hinein,
Wenn uns Eins und Zwei erklingen,
Und kein Herz stimmt jubelnd ein.
[WB50]


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Zweisylbige Charade

Als ich jüngst zum Walde ging,
Einen Baum zu fällen,
Jagend nach dem Schmetterling,
Find ich Arabellen.

Zweite vorwärts war so sehr
Ihrem Körper eigen,
Daß mit zweiter rückwärts er
Nicht sich brauchte zeigen.

Erste vorwärts wurd' erregt,
Erste rückwärts ruhte.
Von dem ganzen Wort bewegt
Folgt ich ihr mit Muthe.


So sind wir dem Schmetterling
Haschend nachgegangen.!
Bis sie, als sie einen fing,
Hatte zwei gefangen.

[WB51]

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Zweisylbige Charade.

Du siehst die Erste, wenn der Leichenzug zum Friedhof wallt;
Und Wetterwolken nah'n und dumpf— entfernter Denner schallt.

Die Zweite stehet herrlich groß jetzt da;
Sie leistet, was die frühere Zeit nicht sah.

Sie wird in kleinen Städten oft verkannt;
Sie kann jedoch gedeih'n in jedem Land.

Das Ganze nennt Dir jenes finst're Wissen,
Das einstens brachte reichen Lohn.
Es ward in Bettlers Hütte angepriesen,
Wie auch am hohen Fürstenthron.
Der Zukunft Schleier zu enthüllen war ihr Ziel;
Oft waren Geister, selbst der Böse mit im Spiel.

[WB52]

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
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