1910 diskrete Verhaftung des Sparkassenrendanten Wilke
Quelle: Mährisches Tagblatt, Olmütz, Dienstag, den 23. August 1910
(Auf orginelle Art verhaftet.)
Der Rendant Wilke von der Kreiskommunalsparkasse in St. Wendel, der Unterschlagungen in Höhe von etwa 100.000 Mark begangen hatte, weilte zur Zeit der Aufdeckung seiner Unterschlagungen im Urlaub. Von der Polizei wurde nun beraten, wie man den Verdächtigen am besten zurückberufen könnte, ohne seinen Argwohn zu wecken. Man telegraphierte ihm, daß der zur Zeit in München am Stein [Bad Münster am Stein] weilende Prinz Eitel Friedrich das in der Nähe von St. Wendel gelegene Schloß Lichtenberg besuchen wolle, und da müsse er, Wilke, beim Empfang unbedingt zugegen sein. Er möge nach Empfang des Telegrammes sofort depeschieren, mit welchem Zuge er in St. Wendel ankommen werde. Der Rendant war ob dieser Auszeichnung derart begeistert, daß er seine Badekur sofort unterbrach und mit dem nächsten Zug schon zurückkehrte. Vorher teilte er noch telegrafisch mit, daß er dann und dann in St. Wendel eintreffe. Hier angelangt, begab er sich zugleich zur Sparkasse, wo er nicht wenig erschrak, als er verhaftet wurde.
Quelle: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=mtb&datum=19100823&seite=5&zoom=33&query=%22st.%2Bwendel%22&provider=P03&ref=anno-search