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wo die Brühlstraße ihren Namen her hat

 

Bei der Mommstraße z.B. ist das relativ einfach, denn einen Herrn Momm hat es tatsächlich gegeben. Aber eine Frau Brühl ? nun, die gibt?s bestimmt auch, aber das hat hiermit nichts zu tun. Laut Definition der Brüder Grimm in ihrem deutschen Wörterbuch ist eine Brühl eine Wiese, die mit vielen Büschen, aber keinen Bäumen bewachsen ist.

 

Hm, können Sie sich die Brühlstraße als eine solche Wiese mit vielen kleinen Büschen vorstellen? Oh, Sie Glücklicher, mit einer solchen Phantasie. Ich hab da so meine Probleme. Zunächst sollten wir uns aber mal ins Gedächtnis rufen, was der eigentliche Zweck der Brühlstraße überhaupt war.

 

Hoppla, ich benötige schon wieder Ihre Phantasie, aber diesmal noch extremer. Stellen Sie sich vor, Sie stehen am oberen Herling (als halb den Tholeyerberg hinauf und dann rechts) und schauen hinunter auf St. Wendel. Die Stadt besteht aus ein paar Häusern, die sich um die katholische Pfarrkirche herum gruppieren. Die Kirche steht im Wiesental auf dem vordersten Ausläufer eines Sporns, der vom Bosenberg herunterführt. So wie eine Nase.

 

Wir schauen jetzt von vorn auf diese Nase und sehen die Kirche, die über die Zinnen der Stadtmauer hervorspitzt; die Häuser drumherum können wir kaum erahnen. Auch das obere Tor, von uns aus gesehen hinter der Stadt, sehen wir nicht; aber keine Sorge, es ist da.Vor uns im Tal ein Bach, der sich in wilden Schlingen von links nach rechts bewegt (die Blies), rechterhand ein Rinnsal, das rechts unten vor uns in die Blies mündet (Bosenbach). Aus dem linken Hintergrund ? von Urweiler her - kommt ein dritter Bach, der Todbach, der um den Fuß des Sporns herumläuft und den Wassergraben vor der Mauer bildet.

 

Wege führen nicht zur Stadt, die Wiesen sehen auch nicht sehr vertrauens-erweckend aus, irgendwie entsteht nicht der Eindruck, als wenn sie sich so einfach durchqueren lassen. Nun denn, lassen Sie uns ein paar Straßen herbei-denken, die von dieser Seite des Tales zur Stadt hinführen. Nein, sorry, die Bahnhofstraße nicht, die muß noch ein paar Jahrhunderte warten, sie wird erst um 1820 gebaut werden.

 

Aber grad vor uns im unteren Bereich des Hanges lassen wir von rechts her ? also von Süden ? ein Straße entstehen, die die Orte südlich von uns, die beiden Linxweiler, später Ottweiler, und vielleicht auch noch Saarbrücken mit St. Wendel verbindet. Rechts von uns lassen wir eine Straße den Berg hinunter kommen, damit die Leute von Tholey wissen, wo's lang geht. Unten am Hang des Berges trifft sie auf die Straße von Süden, die dort orientierungslos verharrt und nicht weiß, wie es mit ihr weitergeht. Nun, meine Liebe, dein Weg ist hier zu Ende. Die Straße von Tholey her wird den Rest übernehmen. Eingedenk der morastigen Wiese im Tal ? und wir müssen hier drüber, da führt kein Weg dran vorbei ? bauen wir einen Damm mitten ins Tal hinein, der schnurgerade zum Fuße des Bergsporns führt. Und damit die Damen und Herren aus dem Nordwesten, u.a. unsere Bekannten aus Mangelshausen, sprich: Baltersweiler, auch mal in St. Wendel einen Kaffee trinken können, legen wir vom Fuß des Gudesberges einen weiteren Damm an, auf dem wir eine Straße nach St. Wendel führen. Dort, wo sie und die Tholeyerstraße zusammentreffen, dort bauen wir ein paar hundert Jahre später das untere Tor hin. Und hier wartet immer noch unserer Wanderer vor dem Brühlhaus. Er wird sich noch einen Moment gedulden müssen.

 

Fragt sich immer noch, wieso die Brühlstraße "Brühlstraße" heißt. Das ist eigentlich recht einfach, auch wenn ich lange gebraucht habe, um darauf zu kommen. Auf einem alten Lageplan aus den 1750ern wird als Brühl das Gebiet zwischen heutiger Schlachthofstraße im Süden, Beethovenstraße im Osten und der Blies im Westen bezeichnet. Schon klar, es fehlt noch eine Richtung, nämlich der Norden. Bisher war ich der Meinung ? und habe das auch so vertreten ?, daß die nördliche Grenze des Brühls die Bahnhofstraße war. Aber das stimmt nicht. Denn auf diesem Lageplan gibt es die "Mott" als Bezeichnung nicht, d.h. die Brühl reicht über die Bahnhofstraße und das Gebiet der heutigen Mott hinweg bis zum Todtbach. Die Brühlstraße hat also ihren Namen, weil sie den Nordrand der Brühl durchläuft.

 

Brühlstraße 1 und 1 a

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