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Kaiserbesuch - historischer Kontext und Auswirkungen.
von Werner Martin, St. Wendel, verfaßt 1997

In seiner "Geschichte der Stadt Wendel" schreibt Max Müller, daß der Kaiser während der Karwoche des Jahres 1512 bei einem Jagdausflug St. Wendel besucht hat. Dagegen zeigt Dr. A. Selzer (SVD), der Verfasser der maßgeblichen Monographie über den Hl. Wendelin, in einem Beitrag der Saarbrücker Hefte Nr.14 auf, wie sehr und warum sich Kaiser Maximilian für unseren Stadtheiligen interessierte. Sicherlich liegt darin der tiefere Grund für den Besuch des Kaisers in unserer Stadt.

Der Besuch wird bis in die heutige Zeit noch als wichtiges Ereignis der Stadtgeschichte betrachtet, weshalb Professor W. Hannig dies im großen Sitzungssaal des Rathauses für die Stadt bildnerisch gestaltet hat. - Um einen nur annähernden Vergleich zur Bedeutung dieses Ereignisses damals zu erahnen, müssen Sie sich vorstellen, der Bundeskanzler würde heutzutage zusammen mit dem Ministerpräsidenten unsere Stadt besuchen. Und als Folge dieser Vorstellung wäre Ihnen dann auch sofort klar, daß ein solcher Besuch nicht der Zufälligkeit entspringt, sondern innerhalb eines größeren Rahmens zu sehen ist und demgemäß entweder einen besonderen Anlaß hat oder eine bestimmte Absicht verfolgt.

Das ganze Unternehmen also stand damals ebenso in einem interessanten historischen Kontext, hat aber nicht, wie bisher einfach tradiert, nur positive Auswirkungen für St. Wendel gehabt, sondern nach meiner Erkenntnis der Stadt letztendlich mehr geschadet.

Doch betrachten wir dieses wichtige Ereignis zunächst einmal ausgehend von der bisherigen Überlieferung und danach verschiedene Aspekte in Verbindung mit dem historischen Kontext.

Julius Bettingen erwähnt das Ereignis im chronologischen Teil seiner älteren Stadtgeschichte merkwürdigerweise gar nicht. Dagegen schreibt, wie bereits erwähnt, Max Müller in seiner Geschichte der Stadt St. Wendel wörtlich "Unter der Regierung des Kurfürsten Richard von Greifenklau sah unsere Stadt vornehmen Besuch. Am Mittwoch, den 31. März 1512, traf Kaiser Maximilian, begleitet vom Kurfürsten und einem glänzenden Gefolge, von Grimburg kommend, in St. Wendel ein. Er übernachtete in der Burg. Am folgenden Tage lag er der Falkenbeize ob und zog dann nach Trier zurück, wo er die Osterfeiertage in frommer Bußübung verlebte." Diese Auffassung Müllers geht zweifellos auf den Bericht von Peter Maier zurück, den Sekretär des damaligen Trierer Kurfürst-Erzbischofs. Der wird ausführlich zitiert in der "Geschichte der Stadt Trier" von Prof. Kentenich, wo es diesbezüglich heißt "Dienstags ist Kais. Majestät uß Trier geritten mit den Falken zu beitzen; Die Nacht zu Grimburg, Mittwoch zu St. Wendel, Donnerstag gegen Schillingen gelegen und den Freitag wiederum gegen Trier kommen." Solche Formulierung läßt zwar auch die Interpretation zu, die Unternehmung sei als Ganzes ein Jagdausflug gewesen, wie Max Müller das aufgefaßt und festgeschrieben hat, lokale Gegebenheiten aber und andere Punkte im historischen Kontext lassen dies zumindest fragwürdig erscheinen.

Doch zunächst zur Unternehmung als Jagdausflug. Das trifft mit Sicherheit für den Ritt nach der Grimburg zu. Denn die Grimburg war seit Jahrhunderten traditionelles Jagdschloß der Trierer Kurfürsten und der sie umgebende Hochwald ein entsprechende Terrain dazu. Ausgehend von jenem in der Forschung als "Bannforsturkunde" bezeichnenten Dokument, mit dem der lotharingische König Zwentibold im Jahre 897 das Waldgebiet zwischen den Wasserläufen der Dhron, Prims, Saar und Mosel zugunsten der Trierer Kirche bannte, hatten die bischöflichen Herren den späteren Kurstaat konsequent aufgebaut. - Dabei ist anzumerken, daß jene "Bannung" des Gebiets heute noch in der Bezeichnung "Hochwald" fortlebt, denn diese hat ihren Ursprung weder in der forstwirtschaftlichen Bedeutung des Wortes, also Hochwald im Gegensatz zu Niederwald, noch in der Bezeichnung des höher Gelegenseins, sondern sie leitet sich von Hoheitswald her (alta silva), weil nämlich dieser Wald besonders geschütztes Hoheitsgebiet der Trierer Kurfürsten war. [
D. Lauer "1100 Jahre Geschichte in Losheim. Die Bannforsturkunde des lotharingischen Königs Zwentibold." In: Background Heft 1/1997, S. 111]

Wie Edmund Schömer in seinem 1984 durch den "Förderverein Burg Grimburg e.V." herausgegebenen Buch mit dem Titel "Burg und Amt Grimburg" in Einzelheiten nachweist, gab es dementsprechend in späteren Jahrhunderten auch für die Einwohner der um die Grimburg liegenden Orte Jagdverpflichtungen gegenüber den Kurfürsten, beispielsweise etwa Treiber zu stellen oder Netze zu schleppen. Entsprechend formuliert "das Waldweisthumb im Hohen Walde" aus dem Jahre 1546 u.a. "Innerhalb dieses Waldes liegt ein Waldbezirk, genannt Kammerforst, den weisen die Schöffen zur alleinigen Nutzung unseres an oberster Stelle genannten gnädigen Herrn wie folgt aus: es soll - gleichnisweise - so sein, als ob er mit einem grünen seidenen Faden umgrenzt wäre; es soll kein Mensch in den Wald hineingehen und den Faden zerreißen;" und weiter unten heißt es dann: "Den anderen restlichen Teil des oben genannten Hochwaldes erkennen die Schöffen ergebenst auch unserem gnädigen Herrn zu, wobei die 3 Gemeinden Osburg, Reinsfeld und Kell darin freie Futterstellen für ihre Schweine haben, die sie zu Hause am Trog mästen, als Lohn für den Dienst, den sie ihrem gnädigen Herrn und Kurfürsten als Treiber, mit Fangnetz und als Träger der Jagdstrecke tun müssen." [
Edmund Schömer, Burg und Amt Grimburg, Seite 67] - Dagegen sind solche Pflichten für die "Freyung St. Wendel" nicht bekannt sind. Außerdem entsprach die Umgebung von St. Wendel wegen der Frequentierung durch die vielen Pilger keineswegs mehr einem idealen Jagdgebiet. Soweit der Hinweis auf die damaligen lokalen Umfeld-Verhältnisse des Kaiserbesuchs und die daraus resultierende Folgerung, daß der Ausflug zur Grimburg sehr wohl ein Jagdausflug für den leidenschaftlichen Jäger Maximilian war, der Besuch in St. Wendel aber wohlweislich ein anderes Ziel hatte.-

In jenem eingangs erwähnten Beitrag von Pater Selzer, erschienen in Saarbrücker Hefte Nr. 14 im Jahre 1961, weist Pater Selzer nämlich ausführlich das Interesse Kaiser Maximilians am hl.Wendelin nach und führt auch Gründe dafür an. Ebenso nennt er einen Anhaltspunkt für die Wahrscheinlichkeit, daß der Kaiser unseren Wallfahrtsort bereits im Jahre 1508 bereits schon einmal besucht hat, weil eine mit diesem Jahr und St. Wendel datierte Urkunde von Maximilian für die Stadt Worms bekannt ist, wobei Selzer allerdings auch die Möglichkeit der Rückdatierung in Betracht zieht. Sollte dieser Besuch im Jahre 1508 tatsächlich stattgefunden haben, dann ließe sich wohl zurecht für den Besuch 1512 ein bei Maximilian bereits vorhandenes Interesse für den hl. Wendelin annehmen, auf das der gastgebende Trierer Kurfürst dann eben mit diesem Ausflug hierher besonders einging. Leider aber beantwortet der Beitrag von Selzer die für uns gleichfalls relevante Frage nicht, seit wann sich Maximilian für den hl. Wendelin interessierte. Deshalb könnte Maximilians Interesse tatsächlich auch erst durch den Besuch des Jahres 1512 ausgelöst worden sein. In beiden Fällen aber erscheint mir für die hiesige, lokale Geschichtsschreibung das Interesse des Kaisers am hl. Wendelin von größerer Bedeutung zu sein als das kaiserliche Vergnügen an der Jagd.

Der historische Kontext ermöglicht aber noch eine andere, weiter ausholende Betrachtungsweise des Geschehens.

Das reichsgeschichtlich zweifellos bedeutendere Ereignis, innerhalb dessen Umrahmung dieser Kaiserbesuch der Stadt St.Wendel stattfand, war bekanntlich ein zu Trier abgehaltener Reichstag. Als Hauptprobleme und -Gebiete der Verhandlungen standen die seit längerem anstehende, immer stärker empfundene Notwendigkeit einer Reform des Reiches sowie u.a. auch die Finanzierung der Türkenabwehr an. - Um mit den verschiedenen Parteiungen verhandeln und ein Ergebnis vorbereiten zu können, war Maximilian bereits am 11. März nach Trier gekommen, obwohl der eigentliche Reichstag erst am 16. April abgehalten wurde. Es blieb demnach also auch Zeit, zwischen den Verhandlungen zerstreuende und vergnügliche Unternehmungen einzuplanen. Und der gastgebende Trierer Kurfürst hatte gar einen besonderen Grund, den Kaiser für seine Person gutzustimmen. Denn er war zwar als Kurfürst-Erzbischof von Trier gewählt, wartete aber zu diesem Zeitpunkt noch auf die Bestätigung durch den Kaiser und auf die Verleihung der Regalien. Für eine solche Good-Will-Tour konnte 
der Trierer Kurfürst nun verschiedene Faktoren günstig nutzen. Er bot dem leidenschaftlichen Jäger Maximilian eben den vom Sekretär erwähnten Jagdausflug nach der Grimburg. Wozu anzumerken ist, daß der Kurfürst mit großer Wahrscheinlichkeit ein vertrautes Verhältnis zu dem Jagdgebiet um die Grimburg hatte und von den mit der Jagd befaßten Funktionsträgern sogar besonders geschätzt wurde, denn sein Vater Johann von Greiffenklau war von wahrscheinlich 1425 bis sicher 1451 kurtrierischer Amtmann auf der Grimburg. Obgleich der Kurfürst selber erst nach dieser Zeit geboren worden war, nämlich 1467, darf man nach dieser Gegebenheit doch eine besondere Verbundenheit mit dem Revier annehmen, sei es aus dem Angedenken an den Vater oder wahrscheinlicher noch durch hier Ansässige, denen sein Vater früher "Chef" war.

Wie Geschichtskenner aber wissen und zuvor schon erwähnt, stand das in Trier auf dem Reichstag zu behandelnde Hauptthema, die immer dringender werdende Reform des Reiches, schon länger an und wurde bereits auf mehreren früheren Reichstagen allerdings ohne einen durchschlagenden Erfolg behandelt. Der Historiker Karl-Friedrich Krieger in seinem Buch "König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter" [Enzyklopädie Deutscher Geschichte Bd. 14. München 1992. R. Oldenbourg Verlag] schreibt darüber, es wurden Lösungsvorschläge zu diesem Bereich zunächst im Rahmen der Reformkonzilien zu Konstanz und Basel erörtert.

Wörtlich formuliert er in diesem Zusammenhang: "Von besonderer Bedeutung waren die Reformvorschläge, die der Theologe und spätere Kardinal Nikolaus von Kues 1433 in seiner Schrift "De concordantia Catholica" dem Basler Konzil unterbreitete." Cusanus schlug in dieser Reformschrift u.a. vor, "das Reich in zwölf oder mehr Gerichts- und Verwaltungsbezirke einzuteilen.... Zur Durchsetzung des Friedens im Lande und zur Stärkung der königlichen Autorität waren endlich ein ständiges Reichsheer und eine allgemeine Reichssteuer vorgesehen."

Diese Vorschläge von Cusanus sind nachweislich in die kaiserlichen Reformbemühungen der nachfolgen-den Jahrzehnte aufgenommen worden, ohne allerdings von Kaiser Siegmund und Friedrich III., dem Vater Maximilians, realisiert werden zu können - bis es Maximilian tatsächlich gelang, 1512 im Anschluß an den betreffenden Reichstag zu Trier, der in Köln fortgesetzt wurde, das Reich in 10 Kreise einzuteilen, die nach dem Vorbild des Schwäbischen Bundes Friedensbezirke sein sollten. In puncto Friedenspolitik war Maximilian ja zuvor im Jahre 1495 durch den zu Worms verkündeten sog. "Ewigen Landfrieden" entsprechend den Vorschlägen des Cusanus bereits einen Schritt vorangekommen. Die gleichfalls von Cusanus vorgeschlagene Reichssteuer (Gemeiner Pfennig) war zwar gleichfalls beschlossen worden, deren Einforderung ließ sich aber beim Fehlen entsprechender Finanzbehörden in vielen Fällen nicht realisieren.

Daß die Vorschläge von Cusanus aus dem Jahre 1433 bis zu Maximilian kontinuierlich bei den Bestrebungen zur Reichsreform durchgingen, belegen die kaiserlichen Reformkonzepte. Passagen mit Einzelheiten darin, zeigen auch auf, daß der angestrebte Friede im Land nicht der klassische Friede des hohen Mittelalters mehr war, der ein Friede des Menschen mit Gott ist, sondern es wurde ein "sozialer Friede" angestrebt, wie die Formulierung folgender Passage aus einer Schrift von Georg Wilhelm Böhmer erkennen läßt. In ihr publizierte er 1818 den Friedensentwurf von Kaiser Friedrich III. aus dem Jahr 1442 in deutscher Sprache und behandelt die im Zusammenhang mit der Reichsreform unternom-menen Friedensbemühungen auf den Reichstagen jener Jahrzehnte. Er schreibt, nachdem er zuvor die Erfolglosigkeit des Kaisers konstatieren muß: "Schön war allerdings der an mehreren Stellen dieser Reformation anerkannte Grundsatz, Frieden und gemeinen Nutzen, allen Hindernissen zum Trotz aufrecht zu halten; schön die Bestimmung, welche, Müssiggängern und herrnlosem Gesindel das Geleit versagend, dem Ackersmann und Weingärtner, dem Kaufmann, dem Pilger, dem Kranken, der Kindbetterin, dem Seelsorger in und ohne Feindschaft diesen Frieden zusicherte;" Man darf hier sicher den Einfluß oder die Vorgabe durch Nikolaus von Kues annehmen, besonders wegen der Differenzierung zwischen dem Landmann und dem Weingärtner. Und an anderer Stelle schreibt Böhmer, daß dieser Passus ziemlich gleichlautend im "Ewigen Landfrieden" von Worms 1495 ebenfalls enthalten ist. Diese Anhaltspunkte alle aber deuten darauf hin, daß Kaiser Maximilian sich nicht nur für den hl. Wendelin sondern für das gesamte Cusanus-Erbe in St.Wendel interessierte, welches durch die Wappenmalerei an der Kirchendecke ein Plädoyer für die Stärkung des Reiches als Ordnung garantierende Zentralgewalt und durch die moderne Gestaltung der deutschsprachigen Wendelslegende eine Propaganda für sozialen Frieden im Reich leistete. Dies konnte dem Kaiser nur gefallen, und der Trierer Kurfürst nutzte das für seine "Good-Will-Tour".

Bleibt zuletzt nur noch die Frage, warum soll dieser Kaiserbesuch, der zunächst sicher eine Auszeichnung unserer Stadt St.Wendel war, ihr letztlich geschadet haben, wie das in der Vortragsankündigung angedeutet wurde. Meine diesbezügliche Annahme stützt sich hauptsächlich auf die Datenfolge dieses Kaiserbesuchs und der Reaktivierung der Wallfahrt zum Hl. Rock nach Trier, wobei ich es Ihnen selber, liebe Leser, überlasse, ob Sie letztlich in der Folgerung genau so weit gehen wollen wie ich.

Was also nun gerade das Datum dieses Kaiserbesuches in St. Wendel interessant macht, und welcher Zusammenhang besteht mit der Wallfahrt zum Heiligen Rock, das zeigt folgender Ablauf: Der Mittwoch, an dem Maximilian St. Wendel besuchte und sich von der florierenden Betriebsamkeit des Städtchens nicht zuletzt aufgrund des Pilgerwesens überzeugen konnte, war der 31. März des Jahres 1512. Am 14. April dann, also vierzehn Tage später, ließ der Erzbischof von Trier auf "energisches Drängen" des Kaisers, wie der Wallfahrtsführer "Zur Heiligrock-Wallfahrt 1996" schreibt, den Altar im Dom untersuchen von einem Kaplan, der in die Höhlung des Altars hineingestiegen war. Tatsächlich fand dieser 3 Schreine mit Reliquien, unter denen sich auch zusammengefaltet die Gewandreliquie befand. Über 300 Jahre - 1196 war sie im Mittelalter letzmals gezeigt worden, und in Erinnerung an jenes Jahr hatte das Bistum im vergangenen Jahr die Wallfahrt wieder ausgeschrieben - 
also über 300 Jahre hatte sie eingemauert dort geruht und war nicht gezeigt worden. Nun zeigte sie der Erzbischof zuerst dem Kaiser und einem kleinen Kreis von Klerikern. Am 3. des nachfolgenden Monats Mai dann wurde dieses "heiligthum" auch dem Volk gezeigt - mit einer außerordentlichen Wirkung: es sollen an die 80.000 Pilger zur Wallfahrt gekommen sein.

Die tatsächlichen und datenmäßigen Gegebenheiten jedenfalls bezeugen einen kräftigen Impuls für die Belebung der Trier-Wallfahrt durch den Kaiser. Dazu läßt nach meiner Überzeugung die Datenabfolge annehmen, daß dieser Anstoß zweifellos durch den Besuch von Kaiser Maximilian in St. Wendel ausgelöst oder zumindest nachdrücklich bestärkt wurde, was weder die lokale noch die wissenschaftliche und offizelle Geschichtsschreibung bisher so gesehen hat.-

Schließlich wird die Annahme, daß der Kaiserbesuch in St. Wendel bei der Aktualisierung der Wallfahrt nach Trier zum Hl. Rock einen Impuls gegeben hat, und auch der Kurfürst-Erzbischof dabei sich an der Entwicklung der St. Wendeler Wallfahrt orientierte, noch durch eine andere historisch belegte Tatsache gestützt. Kurfürst-Erzbischof Richard erbat, um der "Vorzeigung des hl. Rockes höhere Bedeutung zu verleihen" von Papst Leo X. besondere Ablaß-Privilegien für die Pilger und Absolutionsvollmachten für die Priester, welche den Pilgern die Beichte abnahmen, ähnlich wie Cusanus als Pfarrherr der Kirche in St.Wendel solche 1446 von der päpstlichen Delegation für die Wallfahrt nach St. Wendel erhielt. Papst Leo X. gewährte sie denn 1515 auch mit Bulle für die Trierer Wallfahrt.

Doch nach der Biographie Maximilians von Professor H. Wiesflecker darf man ebenso annehmen, der Kaiser hat dies weitgehend aufgrund seiner persönlichen Gläubigkeit getan, "freilich nicht ganz ohne materielle Hintergedanken: die neue Wallfahrt sollte Kreuzzugsgelder flüssig machen". Schließlich standen ja "Reichsexecutionsordnung" und "Reichskriegsverfassung" und damit selbstredend auch deren Finanzierung als hauptsächliche Themen bei diesem Trierer Reichstag zur Verhandlung an.

Daß nach dieser erfolgreichen Aktualisierung oder Neueröffnung der Wallfahrt zum Hl. Rock nach Trier die Wallfahrt nach St. Wendel nachgelassen hat, erscheint mir eine ganz natürliche Konsequenz gewesen zu sein. Bisher nahm man hier zwar an, die Reformation in erster Linie hätte zum Nachlassen der St. Wendeler Wallfahrt geführt, was sicher durch den Wegfall vieler Glaubenswechsler und damit ganzer Einzugsgebiete auch ein bedeutender Faktor war, der erste Rückschlag für St. Wendel kam aber sicher durch die wieder aufblühende Wallfahrt nach Trier. Aufgrund der bekannten Fakten auf den Punkt gebracht, stelle ich mir die damalige Situation so vor:

Nach dem Besuch in St. Wendel sagte der Kaiser zum Kurfürst, was die St.Wendeler können, müßtet Ihr in der Stadt Trier auch fertigbringen. Und der Kurfürst mit dem Domkapitel in Trier setzte es wirklich und erfolgreich in die Tat um!

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Anmerkung der Redaktion:
Der Text entspricht dem am 22. Oktober 1997 im Mia-Münster-Haus gehaltenen Vortrag gleichen Titels. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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