Schriftzug

Niederlinxweiler

 

Der Ort liegt auf dem linken Ufer der Blies, auf der Ottweiler Straaße zwischen Ober- und Ottweiler; er gränzt mit Oberlinxweiler, Remmesweiler, Maizweiler, Ottweiler, Wetschhausen, Fürth und Werschweiler

 

Der Ort besteht aus 87 Häußern, die alle alle von Stein erbaut sind. 36 sind einstökig und 51 zweistökig, wovon 1/3 gut 1/3 mittelmäßig, 1/3 in geringerm Stande sind.

 

Die Bevölkerung besteht aus 540 Seelen, die sich auf 118 Familien verteilen.

 

Männliche Einwohner unter 14 Jahren gibt es 93.

Männliche Einwohner über 14 Jahre gibt es 174.

Weibliche Einwohner unter 14 Jahren gibt es 104.

Weibliche Einwohner über 14 Jahre gibt es 145

Es gibt 24 Fremde im Orte.

Von den Ortseingeborenen halten sich 2 ausserhalb des Orts auf.

 

Über den herrschenden Charakter des Volks in Bezug auf Geistesbildung und Gewerbsthätigkeit überhaupt ist zu sagen: Durch den früher sehr vernachläßigten Unterricht, durch die schnell aufeinander gefolgten Wechsel und den immer währenden Krieg mußte nothwendigerweise die Geistesbildung sehr leiden, obgleich die Bewohner hiesiger Gegend von der Natur nicht stiefmütterlich mit intellektueller Kraft ausgesteuert werden. Das Übergewicht, was sie in dieser Hinsicht über manche benachbarten fühlen, vereinigt mit unverdienten Revolutionsgrundsätzen legt den Grund zu "Motzen", zu Widersetzlichkeit, wo kräftiger Widerstand fehlt, zu Rechthaberey, Neid, Prahlerey, Witzelei, ja selbst zu beleidigenden Bemerkungen über ihre Obern, zu Eigenmacht, und über diesen Grübeleyen stokt der Gewerbfleiß, der ohnehin reger wäre, wenn der Lebensunterhalt durch vermehrte Bevölkerung erschwerter wäre.

 

Aus dem ebengesagten ergiebt sich, daß Religiosität und Sittlichkeit so wie c) Gesetzlichkeit fast als Ausnahme von der Regel erscheinen und daß Rechtlichkeit im reineren Sinne leider sehr vermißt wird.

 

Mit den obigen Eigenschaften steht in auffallender Vereinigung schmutziger Eigennutzen und ungerechte Habsucht, so daß sie auf Vergnügungen mit Belustigungen, wenn nicht Prahlsucht oder Neid ins Spiel treffen, wenig und selten verwenden. Die gewöhnlichsten Belustigungen und Kart und Kegelspiel bey einer Flasche Bier, Wein oder Brandtwein.

 

Der einzige Religions Cultus im Orte ist der Lutherische.

Es gibt keine Kirche; der Herr Pfarrer wohnt im Ort. Es gibt einen Lutherischen Schullehrer. Eingepfarrt ist die Ortschaft Oberlinxweiler, die wie Niederlinxweiler zu der Oberbürgermeisterey St. Wendel gehört.

 

Die katholischen Gemeindemitglieder sind nach nach Ottweiler gepfarrt. Sie gehen nach Ottweiler, auch nach St. Wendel in die Schule.

 

Die Kirche zu ihrer Erhaltung nicht die nöthige, Güter und Land; die Gemeinden müssen sie unterhalten

 

Der  Pfarrer bezieht 500 fr von der Regierung und 14 Malter Korn und 14 Malter Haber von der Pfarrey.

Der Schullehrer ist blos von der Gemeinde bezahlt und bekommt 5 Malter Korn, 2 Malter Haber und von jedem Kind, das die Schule besucht, 45 Kreuzer.

 

Der Boden des Flurbezirks oder Bannes der Orts ist seiner natürlichen Beschaffenheit nach ½ mittelmäßiig, ½ gering

 

Die gewöhnliche Bewirtschaftungsweise besteht im Ackerbau.

 

Gewöhnlich werden die Getreidesorten Weizen, Korn, Gerst, Hafer, da sie auf dem Boden des Landes gedeihen, also wie in St. Wendel.

 

Bezüglich der Vervielfältigung des Saamens bey den zu dem Ackerbau gewidmeten Grundstückern:

 

aus 1 Korn Waizen werden 7.

aus 1 Korn Korn werden 7.

aus 1 Korn Gerst werden 8.

aus 1 Korn Hafer werden 8.

 

Der Zustand der Viehzucht des Orts ist geringer. Im Ort gibt es 24 Pferde, 60 Ochsen, 166 Kühe, 140 Stück junges Rindvieh, kein junges Pferdvieh, 486 Schaafe und 5 Ziegen.

 

Die herrschaftlichen Waldungen auf dem Bann des Orts haben eine Fläche von 899 Morgen 10 Ruthen, die der Communen 645 1/2 Morgen. Privatwaldungen gibt es keine. Die Staatswaldungen sind in gutem Zustande, die der Gemeinde in mittelmäßigem Zustand.

 

Die Waldungen werden wie in St. Wendel nach keinem Regelmäßigen Betriebsplane bewirthschaftet.

 

Wein wird nicht angebaut, aber Obst. Dessen Ergiebigkeit ist im Steigen.

 

Außer der Landwirtschaft gibt es im Orte 2 Müller, Schmidt, Schneider, Schuhmacher, Wagner. Es gibt 7 Meister, aber keine Gesellen.

 

Landwirtschaftliche Manufaktur- oder Fabrik-Erzeugnisse, die zum Selbstbedarf nicht nöthig sind, gibt es keine.

 

Getreide und Fleisch bezieht man aus dem Orte selbst, Wein von Pfalz und Mosel, Brennmaterialien aus dem Preussischen und Kalck für Baumaterialien aus Niederlinxweiler

 

Diese Bedürfniße als Getreide, Wein, Fleisch und Baumaterialien können nirgends auf leichterem Wohlfeilen und bessern Wege bezogen werden. Brennmaterialien können einfacher und wohlfeiler von herrschaftlichen Waldungen bezogen werden.

 

 

Communalgüter bestehen in 237 Morgen Ackerland und 6 Morgen Wiesen, die aber nicht verwaltet werden und keinen jährlichen Ertrag bringen; allerdings haften darauf auch keine Schulden.

 

Domänen oder Staatsgüter sind keine vorhanden.

 

An öffentlichen Gemeinde- oder Staatsgebäude befinden sich im Orte ein Pfarrer- und ein Schulhauß.

 

Kalckbergbau ist vorhanden und wird auch betrieben.

 

Die Straaßen sind durch den Krieg verdorben, die Gemeindewege schlecht, die Brüken und Dohlen gut; Wasserkanäle gibt es keine.

 

 

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
E-Mail:  alsfassen(at)web.de  (c)2009 hfrg.de

Diese Website durchsuchen

Suchen & Finden  
erweiterte Suche