Schriftzug

Oberlinxweiler

 

Der Ort liegt am am rechten Ufer der Blies auf der Straaß nach Ottweiler zwischen St. Wendel und Niederlinxweiler; er gränzt mit St. Wendel, Werschweiler, Niederlinxweiler, Remmesweiler, Winterbach.

 

Der Ort besteht aus 83 Häußern, die alle alle von Stein erbaut sind. 41 sind einstökig und 42 zweistökig, wovon 1/3 gut, 1/3 mittelmäßig, 1/3 ganz geringe sind, doch sind keine baufällig.

 

Die Bevölkerung besteht aus 557 Seelen, die sich auf 97 Familien verteilen.

 

Männliche Einwohner unter 14 Jahren gibt es 117.

Männliche Einwohner über 14 Jahre gibt es 138.

Weibliche Einwohner unter 14 Jahren gibt es 99.

Weibliche Einwohner über 14 Jahre gibt es 131

Es gibt 72 Fremde im Orte.

 

Über den herrschenden Charakter des Volks in Bezug auf Geistesbildung und Gewerbsthätigkeit überhaupt ist zu sagen: Durch den früher sehr vernachläßigten Unterricht, durch die schnell aufeinander gefolgten Wechsel und den immer währenden Krieg mußte nothwendigerweise die Geistesbildung sehr leiden, obgleich die Bewohner hiesiger Gegend von der Natur nicht stiefmütterlich mit intellektueller Kraft ausgesteuert werden. Das Übergewicht, was sie in dieser Hinsicht über manche benachbarten fühlen, vereinigt mit unverdienten Revolutionsgrundsätzen legt den Grund zu "Motzen", zu Widersetzlichkeit, wo kräftiger Widerstand fehlt, zu Rechthaberey, Neid, Prahlerey, Witzelei, ja selbst zu beleidigenden Bemerkungen über ihre Obern, zu Eigenmacht, und über diesen Grübeleyen stokt der Gewerbfleiß, der ohnehin reger wäre, wenn der Lebensunterhalt durch vermehrte Bevölkerung erschwerter wäre.

 

Aus dem ebengesagten ergiebt sich, daß Religiosität und Sittlichkeit so wie c) Gesetzlichkeit fast als Ausnahme von der Regel erscheinen und daß Rechtlichkeit im reineren Sinne leider sehr vermißt wird.

 

Mit den obigen Eigenschaften steht in auffallender Vereinigung schmutziger Eigennutzen und ungerechte Habsucht, so daß sie auf Vergnügungen mit Belustigungen, wenn nicht Prahlsucht oder Neid ins Spiel treffen, wenig und selten verwenden. Die gewöhnlichsten Belustigungen und Kart und Kegelspiel bey einer Flasche Bier, Wein oder Brandtwein.

 

Der Religions Cultus der Lutherischen ist nach der Mehrzahl der Einwohner in dem Orte der Vorherschende. Es gibt keine Kirche; der Ort gehört zu der Pfarrey Niederlinxweiler und zu der von St. Wendel.

 

Man hat einen katholischen und einen lutherischen Schullehrer, erster aber nur während dem Winter.

 

Der Ort gehört zu der Oberbürgermeisterey St. Wendel.

 

Der Lutherische Schullehrer bezieht 4 Malter Korn, etwas Heu, 60 Zentner Steinkohlen, ein Klafter Brennholz und von jedem Kind, das in die Schule geht,

des Winters 30 Kreuzer,

des Sommers 15 Kreuzer.

 

Der katholische Schullehrer bezieht überhaupt nur des Sommers 33 Gulden.

 

 

Der Boden des Flurbezirks oder Bannes der Orts ist seiner natürlichen Beschaffenheit nach ½ mittelmäßiig, ½ gering

 

Die gewöhnliche Bewirtschaftungsweise besteht im Ackerbau.

 

Gewöhnlich werden die Getreidesorten Weizen, Korn, Gerst, Hafer, da sie auf dem Boden des Landes gedeihen, also wie in St. Wendel.

 

 

Bezüglich der Vervielfältigung des Saamens bey den zu dem Ackerbau gewidmeten Grundstückern:

 

aus 1 Korn Waizen werden 7.

aus 1 Korn Korn werden 7.

aus 1 Korn Gerst werden 8.

aus 1 Korn Hafer werden 8.

 

Der Zustand der Viehzucht des Orts ist geringer. Im Ort gibt es 35 Pferde, 52 Ochsen, 156 Kühe, 129 Stück junges Rindvieh, kein junges Pferdvieh, 300 Schaafe und 5 Ziegen.

 

Die herrschaftlichen Waldungen auf dem Bann des Orts haben eine Fläche von 354 1/4 Morgen 18 Ruthen, die der Privatwaldungen 735 1/8 Morgen 27 Ruthen. Communale Waldungen gibt es keine. Die Staatswaldungen sind in gutem Zustande, der Privatwald in geringeren Zustand.

 

Die Waldungen werden wie in St. Wendel nach keinem Regelmäßigen Betriebsplane bewirthschaftet.

 

Wein wird nicht angebaut, aber Obst. Dessen Ergiebigkeit ist im Steigen.

 

Außer der Landwirtschaft gibt es im Orte einige Müller, also weder Meister noch Gesellen.

 

 

Landwirtschaftliche Manufaktur- oder Fabrik-Erzeugnisse, die zum Selbstbedarf nicht nöthig sind, gibt es keine.

 

Getreide und Fleisch bezieht man aus dem Orte selbst, Wein von Pfalz und Mosel, Brennmaterialien aus dem Preussischen und Kalck für Baumaterialien aus Niederlinxweiler

 

Diese Bedürfniße als Getreide, Wein, Fleisch und Baumaterialien können nirgends auf leichterem Wohlfeilen und bessern Wege bezogen werden. Brennmaterialien können einfacher und wohlfeiler von herrschaftlichen Waldungen bezogen werden.

 

Es sind weder Communalgüter noch Domänen oder Staatsgüter vorhanden.

 

An öffentlichen Gemeinde- oder Staatsgebäude befinden sich im Orte ein Schulhauß und ein Kapelchen.

 

Bergbau ist nicht vorhanden.

 

Die Straaßen sind durch den Krieg verdorben, die Gemeindewege schlecht, die Brüken gut, einige Dohlen schlecht, andere gut; Wasserkanäle gibt es keine.

 

 

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