Schriftzug

Urweiler

 

Der Ort liegt am in einem Thal in der Nähe von St. Wendel; er gränzt an St. Wendel, gegen Morgen an Leutersweiler, gegen Nord an Roschberg und Baltersweiler und gegen Süd und Süstwesten an Alsfassen und St. Wendel

 

 

Der Ort besteht aus 60 Häußern, die alle alle von Stein erbaut sind. 12 sind einstökig und 48 zweistökig; 24 sind mittelmäßig, 24 sind in schlechtem Stande; die anderen sind gut.

 

Die Bevölkerung besteht aus 376 Seelen, die sich auf 60 Familien verteilen.

 

Männliche Einwohner unter 14 Jahren gibt es 63.

Männliche Einwohner über 14 Jahre gibt es 129.

Weibliche Einwohner unter 14 Jahren gibt es 61.

Weibliche Einwohner über 14 Jahre gibt es 113.

Es gibt 10 Fremde im Orte.

Von den Ortseingeborenen halten sich 6 ausserhalb des Orts auf.

 

Über den herrschenden Charakter des Volks in Bezug auf Geistesbildung und Gewerbsthätigkeit überhaupt ist zu sagen: Durch den früher sehr vernachläßigten Unterricht, durch die schnell aufeinander gefolgten Wechsel und den immer währenden Krieg mußte nothwendigerweise die Geistesbildung sehr leiden, obgleich die Bewohner hiesiger Gegend von der Natur nicht stiefmütterlich mit intellektueller Kraft ausgesteuert werden. Das Übergewicht, was sie in dieser Hinsicht über manche benachbarten fühlen, vereinigt mit unverdienten Revolutionsgrundsätzen legt den Grund zu "Motzen", zu Widersetzlichkeit, wo kräftiger Widerstand fehlt, zu Rechthaberey, Neid, Prahlerey, Witzelei, ja selbst zu beleidigenden Bemerkungen über ihre Obern, zu Eigenmacht, und über diesen Grübeleyen stokt der Gewerbfleiß, der ohnehin reger wäre, wenn der Lebensunterhalt durch vermehrte Bevölkerung erschwerter wäre.

 

Aus dem ebengesagten ergiebt sich, daß Religiosität und Sittlichkeit so wie c) Gesetzlichkeit fast als Ausnahme von der Regel erscheinen und daß Rechtlichkeit im reineren Sinne leider sehr vermißt wird.

 

Mit den obigen Eigenschaften steht in auffallender Vereinigung schmutziger Eigennutzen und ungerechte Habsucht, so daß sie auf Vergnügungen mit Belustigungen, wenn nicht Prahlsucht oder Neid ins Spiel treffen, wenig und selten verwenden. Die gewöhnlichsten Belustigungen und Kart und Kegelspiel bey einer Flasche Bier, Wein oder Brandtwein.

 

Der einzige Religions Cultus im Orte ist der katholische. Eine eigene Kirche gibt es nicht, die Gemeinde gehört zu der Pfarrey St. Wendel. Die Einwohner gehen nach St: Wendel in die Kirche.

 

Im Ort gibt es einen katholischen Schullehrer während dem Winter, keinen Geistlichen. Das Gehalt des Schullehrers ist 44 Gulden.

 

Die Gemeinde gehört zu St: Wendel in der Oberbürgermeisterey St: Wendel

 

Der Boden des Flurbezirks oder Bannes der Orts ist seiner natürlichen Beschaffenheit nach mittelmäßig. Die gewöhnliche Bewirtschaftungsweise besteht in Ackerbau und Viehzucht.

 

Gewöhnlich werden die Getreidesorten Waizen, Korn, Gerst und Haber, da sie auf dem Boden des Landes gedeihen. Überhaupt wie St: Wendel.

 

Bezüglich der Vervielfältigung des Saamens bey den zu dem Ackerbau gewidmeten Grundstückern gilt das gleiche wie bei St: Wendel:

 

aus 1 Korn Waizen werden 7.

aus 1 Korn Korn werden 7.

aus 1 Korn Gerst werden 8.

aus 1 Korn Hafer werden 8.

 

Der Zustand der Viehzucht des Orts ist mittelmäßig; er war vorher besser, hat aber durch Krieg viel gelitten. Im Ort gibt es 23 Pferde, 18 Ochsen, 100 Kühe, 60 Stück junges Rindvieh, kein junges Pferdvieh, 300 Schaafe, keine Ziegen.

 

Es gibt weder Herrschaftliche noch Privatwaldungen, aber Communalwald mit 300 Morgen Fläche in mittelmäßigem Zustande.

 

Wein wird nicht angebaut, aber Obst. Dessen Ergiebigkeit ist im Steigen.

 

Außer der Landwirtschaft gibt es im Orte noch Schuhmacher und Schneider, aber weder Meister noch Gesellen.

 

Landwirtschaftliche Manufaktur- oder Fabrik-Erzeugnisse, die zum Selbstbedarf nicht nöthig sind, gibt es keine.

 

Getreide und Fleisch bezieht man aus dem Orte selbst, Wein von Pfalz und Mosel, Brennmaterialien aus dem Preussischen und Kalck für Baumaterialien aus Niederlinxweiler                         

 

Diese Bedürfniße als Getreide, Wein, Fleisch, Brennmaterialien und Baumaterialien können nirgends auf leichterem Wohlfeilen und bessern Wege bezogen werden.

 

Communal güter sind keine vorhanden, des weiteren auch keine Domänen oder Staatsgüter.

 

An öffentlichen Gemeinde- oder Staatsgebäude befindet sich im Orte ein Schulhauß.

 

Bergbau ist nicht vorhanden.

 

Die Straaßen sind durch den Krieg verdorben, die Gemeindewege schlecht, eine Brüke ist gut, die andere schlecht, Dohlen und Wasserkanäle gibt es keine.

 

Historische Forschungen · Roland Geiger · Alsfassener Straße 17 · 66606 St. Wendel · Telefon: 0 68 51 / 31 66
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